Montag, 7. März 2016

Guck mal.....

Schiedsrichterin auf dem Weg nach oben

Dass das Fußball-Schiedsrichterwesen keine reine Männerangelegenheit ist, beweist Sara Telek aus Dreistetten (Bezirk Wr. Neustadt). Sie ist seit Jahresbeginn eine von nur vier FIFA-Assistentinnen in ganz Österreich.
Nach Einsätzen im internationalen Nachwuchsbereich hofft die 27-jährige auf Berufungen zu Europa- und Weltmeisterschaften. Erst Anfang März legte Telek weitere Talentproben auf der Linie ab. Bei zwei Freundschaftsspielen der österreichischen U19-Frauen-Nationalmannschaft gegen Finnland empfahl sie sich einmal mehr für höhere Aufgaben. Im Interview mit noe.ORF.at sprach sie über ihre Ziele und die „Faszination Schiedsrichter.“
Weibliche Schiedsrichterin Sara Telek
Gerhard Breitschopf
Sara Telek ist eine von vier weiblichen Schiedsrichterinnen in Österreich
noe.ORF.at: Wie waren die beiden Einsätze auf internationaler Ebene?
Sara Telek: Die freundschaftlichen U19-Länderspiele zwischen Österreich und Finnland waren eine perfekte Vorbereitung für die Assistenten-Einsätze bei den kommenden internationalen Turnieren. Wie bei jedem Spiel lerne ich aus den diversen Spielsituationen und nehme etwas für mich mit, das mich meinem Ziel, national aber auch international möglichst weit zu kommen, näherbringt.
noe.ORF.at: Wann haben Sie sich entschieden, Schiedsrichterin zu werden?
Telek: 2008 habe ich ein Schiri-Werbeplakat gesehen. Damals habe ich noch selbst Fußball gespielt und mir gedacht, warum eigentlich nicht? Genauer über die Spielregeln Bescheid zu wissen, kann mir sicher Vorteile als Spielerin bringen. Damals habe ich mir natürlich noch überhaupt keine Gedanken über mögliche Ziele gemacht. Ich habe den Anfängerkurs absolviert und bin sozusagen im neuen Hobby hängen geblieben. Dass sich die Schiedsrichterkarriere dann so entwickelt hat, ist natürlich ein Wahnsinn. Das hätte ich damals nicht zu träumen gewagt.
noe.ORF.at: Wie war der bisherige Weg von der Ausbildung zum FIFA-Abzeichen?
Telek: Spannend, abwechslungs- und erfahrungsreich mit überwiegend positiven aber natürlich auch negativen Erlebnissen. Schwierigere Phasen gehören dazu. Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich am besten und die begleiten einen vor allem am Anfang. Auch wenn natürlich das Ziel vor jedem Spiel ist, fehlerfrei zu amtieren, ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Irgendetwas gibt es immer zu verbessern. Selbst wenn alle zufrieden sind und es den Anschein macht, dass alles gepasst hat. Kritikfähigkeit und vor allem Selbstkritik ist enorm wichtig.
Weibliche Schiedsrichterin Sara Telek
Fußball Fotoblog
Sara Telek kurz vor dem Anpfiff
noe.ORF.at: Was fasziniert Sie am Schiedsrichterwesen?
Telek: Dass man nie weiß, was auf einen zukommt. Obwohl vieles Routine ist, gibt es nie einen Routineablauf. Jedes Spiel ist anders, jeder Spieler und Trainer ist anders und jede Situation auf dem Spielfeld ist anders. Außerdem ist die Ausgangslage immer eine andere. Man muss jeden Moment damit rechnen, dass etwas Unerwartetes passieren könnte. Das kann ein extremer Druck sein, aber auch total Spaß machen, weil es einfach ständig aufregend ist.
noe.ORF.at: Wie verschafft man sich am besten Respekt und was sind die Schwierigkeiten?
Telek: Indem man engagiert ins Match geht, jedes Spiel ernst nimmt und respektvoll mit den Spielern und Trainern umgeht. Jedes Mal den Willen, die Kraft und Freude aufzubringen, sein Bestes zu geben ist aber nicht immer einfach, da man ja jeden Tag unterschiedlich drauf ist, unterschiedliche Emotionen mitbringt, an manchen Tagen konzentrierter und dann mal wieder unkonzentrierter ist. Spieler betrifft das ja genauso, manchmal läuft es super, dann wieder weniger gut, obwohl man mit voller Motivation an die Sache herangeht. Als Spieler hat man dann aber noch zehn Mitspieler, die deinen Fehler vielleicht kompensieren können. Als Schiedsrichter bist du auf dich alleine gestellt, zwar hast du die Unterstützung der Assistenten, aber die volle Verantwortung liegt bei dir.
noe.ORF.at: Welches Stadion bzw. welches Spiel ist der große Karriere-Traum?
Telek: So detaillierte Gedanken habe ich mir da noch nicht gemacht. In einem ausverkauften, vollen Stadion zu amtieren muss ein unglaubliches Gefühl sein. Und natürlich für jegliche Finalspiele besetzt zu werden, das ist immer etwas Besonderes!
Das Gespräch führte Klaus Fischer, noe.ORF.at