Freitag, 11. März 2016

Brauchen Sie einen Killer ?

„Märtyrer“ extra gekennzeichnet

Ein britischer Fernsehsender hat nach eigenen Angaben die Namen und Identitätsprofile von rund 22.000 Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugespielt bekommen.
Die Betreffenden stammen laut Sky News aus 51 Ländern - darunter Großbritannien, mehrere nordeuropäische Staaten, die USA, Kanada sowie zahlreiche Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas. Bei einigen soll es sich um bisher unbekannte Kämpfer handeln, die nicht im Visier der Sicherheitsbehörden stehen, berichtete der Sender am Mittwochabend. Sky News habe die Behörden informiert, teilte der Sender auf seiner Website mit.

Registrierungsbögen als Basis

Die Akten seien dem Chef des internen Sicherheitsapparats des IS von einem enttäuschten IS-Mitglied gestohlen und auf einem Speichermedium an Sky News übermittelt worden. Sie basierten auf Registrierungsbögen, die die Betreffenden vor der Aufnahme in die Terrororganisation ausfüllen müssen.
Insgesamt müssen die Anwärter 23 Fragen beantworten, wie auf einigen der von dem Sender veröffentlichten Bögen zu sehen ist. Vermerkt worden seien etwa Merkmale wie Blutgruppe, Ausbildung, Kampferfahrung und Kenntnisse im islamischen Scharia-Recht, Familienangehörige, Beziehungsstatus - und auch Adressen und Telefonnummern. Ein Datensatz habe explizit „Märtyrer“ aufgelistet, die sich zu Selbstmordanschlägen bereiterklärt hätten und dafür trainiert worden seien, hieß es weiter.

Auskunft über Reiserouten

Unter den Tausenden Männern seien dem Bericht zufolge viele, die gleich mehrfach unbehelligt durch „Risikoländer“ wie den Jemen, Libyen, Pakistan und Afghanistan gereist sind. Da sie aber nicht kontrolliert und überwacht wurden, konnten sie im syrischen Bürgerkrieg kämpfen und danach in ihre Heimatländer zurückkehren. Genau solche kampferprobten und radikalisierten Rückkehrer fürchten auch die europäischen Sicherheitsbehörden.

Bei dem Datendieb handelt es sich laut Sky News um einen früheren Angehörigen der Freien Syrischen Armee, der laut Sky zum IS überlief und sich selbst Abu Hamed nennt. Dem Informanten zufolge wolle der IS seinen jetzigen Hauptsitz vom syrischen al-Rakka in die zentralen Wüstengebiete des Landes und letztlich in den Irak verlegen, wo die Terrormiliz ihre Wurzeln hat.

USA attackieren IS-Chemiewaffenprogramm

Die US-Luftwaffe nahm unterdessen laut Medienberichten das Chemiewaffenprogramm des IS ins Visier ihrer Bomber. Nach Angaben von CNN stammten dafür nötige Informationen aus dem Verhör einer hochrangigen IS-Quelle, die vor drei Wochen von einem US-Spezialkommando im Nordirak gefasst worden sei.
Bei dieser Quelle handelt es sich angeblich um eine Schlüsselfigur des gesamten Chemiewaffenprogramms. Das Weiße Haus und das Pentagon nahmen auf Anfrage keine Stellung zu den Berichten. Aus einer allgemeinen Aufstellung geht nur hervor, dass seit dem Wochenende Angriffe in der Gegend von Mossul geflogen wurden. Näher benannt wurden diese Ziele nicht.

Senfgas im Visier

CNN berichtete, die Informationen aus dem Verhör hätten ausgereicht, um die Luftangriffe im Irak zu beginnen. Ziel sei, das gesamte Programm zu zerstören. Es geht dabei vor allem um Senfgas. Aus den Berichten ging nicht hervor, ob und wie erfolgreich die Angriffe waren. US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte vergangenen Monat in einem Interview gesagt, die USA beobachteten das Chemiewaffenprogramm nicht nur sehr genau, sondern würden auch etwas dagegen unternehmen.
Das US-Spezialkommando hatte die IS-Quelle nach unbestätigten Angaben als ersten ranghohen Vertreter der Organisation im Irak festgesetzt. Bei diesem Kommando soll es sich um etwa 200 Soldaten handeln. Ihr Auftrag besteht aus geheimdienstlichen Tätigkeiten, außerdem sollen sie IS-Anführer fangen oder töten. Unklar blieb, ob der IS nach der Festnahme des mutmaßlichen Waffenspezialisten vor drei Wochen keine Anstrengungen unternommen hat, sein Programm sofort zu ändern oder zu verlegen.

Auch Irak eingeweiht?

US-Geheimdienste legen der Terrororganisation mindestens zwölf Einsätze von Senfgas zur Last, mehrheitlich in Syrien, die anderen im Irak. Drei weitere Vorfälle sind wahrscheinlich. Nach US-Angaben kamen die dabei Getöteten aber durch die Explosion der Granaten um, nicht durch das Gas selbst. Die US-Regierung legt großen Wert darauf, dass alle Aktionen im Irak mit der Regierung des Landes abgestimmt seien. Ob an der Aktion gegen das Chemiewaffenprogramm auch irakische Kräfte beteiligt waren, ist unklar.

http://orf.at/stories/2329047/2329048/