„Zwischen Simmering und
Favoriten, liegt a Gstettn in der Mittn“ –
dieses alte Lied kommt mir immer in Erinnerung wenn ich vom FAVAC-Platz zum
Platz des Simmeringer SC fahre. Genau in der Mitte ist nämlich die Gstettn
namens Ostbahn XI Wiesn, jender Platz der dem zweiten Verein in Hasenleiten als
Heimat dient. Jedenfalls streiften wir mit der Strassenbahnlinie Nummer Sechs
diesen Platz nur ganz am Rande, ehe wir in Simmering angekommen sind. Am
ehemals bekanntesten Brandineser namens „Hertha“ vorbei (heute ein superduper
postantikes Gasthaus) vorbei wurde der Platz angesteuert, der gähnend leer war.
Wo sind die Zeiten hin, wo mehrere hundert Menschen dieses traditionsreiche
Duell sehen wollten ? noch vor ein paar Jahren waren 4 – 500 Zusehern auf
beiden Plätzen gekommen heute waren es rund 150, von denen gut die Hälfte aus
Favoriten waren. Auch die ehemals so stimmgewaltige „Gruppe Simmering“ gibt es
nicht mehr sodass wir die stimmliche Hoheit hatten. Unsere Fans waren in zwei
Ebenen, unten bei der Bande die ROTEN TEUFEL und
oben wir FEDAYN, eine
Rücktrittsaufforderung an die Frau Inneministerin im Gepäck inklusive. Nach dem
Anbringen der Transparente und der Flüssigkeitsbeschaffung begann die
Beschallung des Platzes, der akustisch nichts zu wünschen übrig lässt. Offenbar
gelang dies so gut, dass der Schiri vor lauter Angst in der Kabine blieb und
wir erst eine viertel Stunde später begannen, was den Auftritt eines Fans
nachhaltig störte, war er doch mal pünktlich. Gut das Spiel war in der ersten
Hälfte ohnehin zum Vergessen, dafür waren die Gesänge ganz lustig, da ein
einsamer Simmeringfan versuchte, stimmlich dagegen zu halten. Unser „Zwie – Zwie – Zwiebelring“ machte dem aber bald
ein Ende. Dafür gab Simmering in Halbzeit Eins den Ton an und liess uns
Schlimmes befürchten. Dennoch – bis zur Pause stand es torlos unentschieden und
liess hoffen. Auch dass kurz nach Wiederbeginn Cobanoglu das 1-0 für Simmering
erzielte verdarb und nicht die Laune. Gut, wir waren nur mässig entspannt,
wurden aber immer zuversichtlicher, je länge die Halbzeit dauerte. Plötzlich
war der FAVAC voll da und erspielte sich Chance um Chance. Eine davon wurde
belohnt, KADIGOOL erzielte den Treffer.
Jubel, Trubel, Heiterkeit über diesen zufriedenstellenden Zwischenstand, der
auch mit ein wenig Bauchweh über die Zeit gebracht werden konnte. Danach ging
es noch kurz an die Bar und wurde auch das Nachwuchsspiel angeguckt ehe
meinereiner versuchte, mit der Kolonialbahn in die Kronkolonie zu fahren. Dies
war gar nicht so einfach, gab es doch schon seit Wochen unregelmässige
Fahrpläne in die Kolonie. Der anhaltende Flüchtlingsstrom aus Ungarn war mit
ein Grund für diese Verspätungen. Tausende syrische Kriegsflüchtlinge suchen
Schutz im sicheren Europa und bringen unsere Hilfskräfte an die
Kapazitätsgrenze die schon länger erreicht wäre, wenn nicht Hunderte
freiwillige Helfer mit anpacken würde. Irgendwann muss diese Katatrophe auf
europaweiter Ebene gelöst werden und müssen auch diejenigen EU-Länder, die an
den Fördertöpfen der Union hängen ihre Verpflichtung einlösen, egal was sie
bisher dagegen vorgebracht haben. Immerhin – die Zugsverbindung kam zustande
und so begab ich mich zufrieden in die Kronkolonie.