Sonntag, 20. September 2015

Nachtrag: Simmeringer SC versus Favoritner AC: Der Bericht

„Zwischen Simmering und Favoriten, liegt a Gstettn in der Mittn“ – dieses alte Lied kommt mir immer in Erinnerung wenn ich vom FAVAC-Platz zum Platz des Simmeringer SC fahre. Genau in der Mitte ist nämlich die Gstettn namens Ostbahn XI Wiesn, jender Platz der dem zweiten Verein in Hasenleiten als Heimat dient. Jedenfalls streiften wir mit der Strassenbahnlinie Nummer Sechs diesen Platz nur ganz am Rande, ehe wir in Simmering angekommen sind. Am ehemals bekanntesten Brandineser namens „Hertha“ vorbei (heute ein superduper postantikes Gasthaus) vorbei wurde der Platz angesteuert, der gähnend leer war. Wo sind die Zeiten hin, wo mehrere hundert Menschen dieses traditionsreiche Duell sehen wollten ? noch vor ein paar Jahren waren 4 – 500 Zusehern auf beiden Plätzen gekommen heute waren es rund 150, von denen gut die Hälfte aus Favoriten waren. Auch die ehemals so stimmgewaltige „Gruppe Simmering“ gibt es nicht mehr sodass wir die stimmliche Hoheit hatten. Unsere Fans waren in zwei Ebenen, unten bei der Bande die ROTEN TEUFEL und oben wir FEDAYN, eine Rücktrittsaufforderung an die Frau Inneministerin im Gepäck inklusive. Nach dem Anbringen der Transparente und der Flüssigkeitsbeschaffung begann die Beschallung des Platzes, der akustisch nichts zu wünschen übrig lässt. Offenbar gelang dies so gut, dass der Schiri vor lauter Angst in der Kabine blieb und wir erst eine viertel Stunde später begannen, was den Auftritt eines Fans nachhaltig störte, war er doch mal pünktlich. Gut das Spiel war in der ersten Hälfte ohnehin zum Vergessen, dafür waren die Gesänge ganz lustig, da ein einsamer Simmeringfan versuchte, stimmlich dagegen zu halten. Unser „Zwie – Zwie – Zwiebelring“ machte dem aber bald ein Ende. Dafür gab Simmering in Halbzeit Eins den Ton an und liess uns Schlimmes befürchten. Dennoch – bis zur Pause stand es torlos unentschieden und liess hoffen. Auch dass kurz nach Wiederbeginn Cobanoglu das 1-0 für Simmering erzielte verdarb und nicht die Laune. Gut, wir waren nur mässig entspannt, wurden aber immer zuversichtlicher, je länge die Halbzeit dauerte. Plötzlich war der FAVAC voll da und erspielte sich Chance um Chance. Eine davon wurde belohnt, KADIGOOL erzielte den Treffer. Jubel, Trubel, Heiterkeit über diesen zufriedenstellenden Zwischenstand, der auch mit ein wenig Bauchweh über die Zeit gebracht werden konnte. Danach ging es noch kurz an die Bar und wurde auch das Nachwuchsspiel angeguckt ehe meinereiner versuchte, mit der Kolonialbahn in die Kronkolonie zu fahren. Dies war gar nicht so einfach, gab es doch schon seit Wochen unregelmässige Fahrpläne in die Kolonie. Der anhaltende Flüchtlingsstrom aus Ungarn war mit ein Grund für diese Verspätungen. Tausende syrische Kriegsflüchtlinge suchen Schutz im sicheren Europa und bringen unsere Hilfskräfte an die Kapazitätsgrenze die schon länger erreicht wäre, wenn nicht Hunderte freiwillige Helfer mit anpacken würde. Irgendwann muss diese Katatrophe auf europaweiter Ebene gelöst werden und müssen auch diejenigen EU-Länder, die an den Fördertöpfen der Union hängen ihre Verpflichtung einlösen, egal was sie bisher dagegen vorgebracht haben. Immerhin – die Zugsverbindung kam zustande und so begab ich mich zufrieden in die Kronkolonie.