Samstag, 9. August 2014

Derzeit in Ungarn

Das Land der "Fans ohne Persönlichkeitsrechte" sieht rot und trägt Weiß

Ab dem 15. September können nur noch Inhaber des neuen Fan-Ausweises Eintrittskarten für die Spiele der ersten Liga (NB I) erwerben. Bei Ferencváros werden hierfür neben den persönlichen Daten auch biometrische Daten (Iris-Bild und Handvenen) gespeichert und beim Eintritt abgeglichen.
Wie unschwer zu erkennen ist, steckt hinter dem Deckmantel der "Sicherheit in den Stadien" in Wirklichkeit die Absicht der politischen Machthaber und der mit ihnen verbündeten Lobby, die Ultra- und Hool-Bewegung (als landesweit EINZIGE einigermaßen gut organisierte und kritische Masse) gezielt auszuhöhlen und aufzulösen.

Dem Anruf der Gruppen von Ferencváros, den Unmut gegen die Registrierung lautstark und kreativ zu äußern sowie in weißen T-Shirts bei den Spielen zu erscheinen schlossen und schließen sich von Spieltag zu Spieltag mehr Leute an, u.a. die organisierten Gruppen von Békéscsaba, Debrecen, Diósgyőr, Ferencváros, Haladás, Kaposvár, Kispest, Kecskemét, MTK, Nyíregyháza, Paks, Pécs, Újpest, Videoton, Zalaegerszeg und einiger kleinerer Szenen sowie auch immer mehr Normalos. Solidarische Unterstützung gibt´s auch aus Niedermarkt (Dunaszerdahely) und von Rapid Wien. Insbesondere diesen beiden gebührt ein besonderer Dank!

Weil der neue Ausweis auch schon für das Eröffnungsspiel des neuen Ferencváros-Stadions gegen Chelsea am 10.08. Pflicht ist und die Gruppen dieses nur schleppend anlaufende Event boykottieren werden, wird es ein alternatives "Eröffnungsspiel" am gleichen Tag geben. Um 16:00 Uhr treffen sich unter dem Motto "Fans ohne Persönlichkeitsrechte - Sag nein zur biometrischen Identifizierung!" die Fangruppen von Ferencváros und Rapid Wien zu einem Freundschfaftsspiel mit anschließendem Konzert im altehrwürdigen Stadion des Drittligisten BKV Előre SC (Tribüne Baujahr 1936) in der Sport utca, ca. 3 km nördlich vom Fradi-Stadion entfernt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.
 
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Neben Fradi, Újpest und Kispest gibt´s in Bp. nur kleine Gruppen. Die Kurven protestieren seit Monaten geschlossen gegen die Ausweitung der Registrierung und die damit verbundenen Repressalien -> Ultras den Kurven während der Rückrunde und aktuell im Europacup und in der Liga geschlossen in weißen T-Shirts.

Bei Fradi ist ab der Eröffnung des neuen Stadions und dem vierten Auswärtsspiel nur noch der neue biometrische Fan-Ausweis gültig (u.a. mit Venen- und Iris-Bild). Újpest dümpelt seit 20 Monaten ohne die führenden Gruppen vor sich hin, ist dementsprechend labil und schwach. Kispest mal am Protest beteiligt, mal verbannt, mal lautstark und zahlreich anwesend - je nach Lust und Laune des emotionsflexiblen Vereinsinhabers, der die "eigenen" Ultras gefühlte zehnmal pro Saison durch den grünen Klee lobt oder als letzten Dreck beschimpt und aus Strafe die Kurve sperrt.

Die Szene ist auf ein sehr überschaubares Ausmaß geschrumpft, die wenigen Aktiven kennen sich vom Sehen her seit 15-20 oder mehr Jahren. Stadtteil-Kämpfe und ähnliche Spielereien gibt es trotz oder wegen der zahlreichen Überschneidungen glücklicherweise nicht. Auch das Ustawka-Geplänkel schläft langsam aber sicher ein. Es gibt regelmäßig eine Kampfsport-Gala für Freunde der dritten Halbzeit, die sich im Ring bekämpfen können.

Besonders förderlich fürs angestrebte Ausmerzen der Ultragruppierungen ist auch die Qualität des Gekickes (vergleichbar mit deutschem Regional- bis Drittliganiveau), die Offensichtlichkeit mit der Ligaspiele verschoben werden, das stetige Sinken der Zuschauerzahlen, sowie das Diktat der TV-Sender und der verdammten Politik. Ohne die Finanzierung zahlreicher Vereine durch die öffentliche Hand (Stadionbauten, Schuldenerlass, laufender Betrieb, ...) könnte kaum ein Verein "gesund" wirtschaften, geschweige denn die Saison beenden.
 
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