Sonntag, 29. Juni 2014

Ein neuer Paragraf im ungarischen Sportgesetz sorgt für Wirbel

 
Ungarn: Parlament erlaubt das Screening von Fussballfans in Stadien
 
Am Montag passierte ein neuer Zusatzparagraf zum „Ungarischen Sport Gesetz“, welcher die Veranstalter sowie die Behörden in die Lage versetzt, biometrische Kontrollen an Fussballfans beim Eingan in die Stadien durchzuführen. Der Paragraf wurde von der mit Zweidrittelmehrheit regierenden FIDESZ Partei von Victor Orban initiiert und mit 111 zu 48 Stimmen angenommen. Damit dürfen ab jetzt Videoüberwachungen, Fingerprints und sogar Irisscans bei allen Fans über 14 Jahren durchgeführt werden. Der Justizsprecher der rechtsgerichteten JOBBIK, Istvan Apati kritisierte den Paragrafen als „unangemessen und verfassungswidrig“. Er sehe darin eine weitere Verschärfung der Regierung im Bestreben, Fussballfans gesetzeskonform zu kriminalisieren. Hintergrund des Paragrafen wird wohl sein, dass die JOBBIK sowie andere nationalistische Parteien ihr Klientel vorwiegend unter Fussballfans suchen und diese in der Vergangenheit oft als Schlägertrupps gegenüber Minderheiten und politische Gegner verwendet haben. (anm.d.red.) Einer der glühendsten Befürworter des Paragrafen, Imre Vas von der regierenden FIDESZ hält dem entgegen, dass 99% aller Fussballfans friedlich sind und man auch an ihre Sicherheit bei Sportveranstaltungen denken müsse. Das Gesetz würde – wie auch schon bisher – nur für eine Minderheit gelten und den grossen Rest gar nicht tangieren. Es bleibt jetzt abzuwarten ob und wie der neue Paragraf tatsächlich umgesetzt werden kann. Ungarns Stadien sind – trotz dreier Neubauten im letzen Jahr (Ferencvaros, Debrecen und Felcsut) – zum Grossteil dafür gar nicht ausgerüstet. Lediglich fünf Stadien würden diese Kriterien voll erfüllen: Neben den drei oben genannten noch die Stadien von Raba ETO Györ und Ujpest Budapest. Diesen Stadien stehen viele baufällge Arenen (Diosgyör, Paks, Kispest, Szombathely, Vasas, Kaposvar, Papa, Szekesfehervar, Meszökövesd, Kecskemet, MTK) entgegen. In der zweiten Liga kann man nur das neue Stadion von Dunaferr sowie – eingeschränkt Sopron und Zalaegerszeg – als halbwegs tauglich bezeichnen. In den darunterliegenden Ligen gibt es überhaupt keine tauglichen Stadien mehr. Es bleibt also abzuwarten ob und wie dieser neue Paragraf überhaupt schlagend wird. Die neue Saison beginnt am 26. Juli 2014 mit folgenden Partien:
 
Kecskemet - Ferencvaros Bp
Videoton - Papa
Honved Bp - Palhalma SE Dunaujvaros (A)
Paks - Györi ETO
Debrecen - Nyiregyhaza
Pecs - MTK
Diosgyör - Felcsut (Puskas Aka)
Szombathely - Ujpest Bp
 
Besonders interessant wird das ostungarische Derby zwischen Debrecen und Nyiregyhaza im neuen Stadion von DVSC. Dort könnte der neue Paragraf erstmals zur Anwendung kommen.