Donnerstag, 26. Juni 2014

Der Fussballkrieg von 1969

Der Fußballkrieg (auch 100-Stunden-Krieg) war ein militärischer Konflikt zwischen Honduras und El Salvador. Er brach am 14. Juli 1969 aus, nachdem es bei Ausschreitungen bei den Qualifikationsspielen zur Fußball-Weltmeisterschaft von 1970 der beiden Länder zu Todesopfern gekommen war. Der eigentliche Grund waren Spannungen um sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge aus El Salvador, die seit längerem von der honduranischen Bevölkerung für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich gemacht und angefeindet wurden. Etwa 300.000 Salvadorianer waren über die offene Grenze nach Honduras gekommen und hatten dort brachliegendes Land in Besitz genommen, ohne jedoch das Land rechtmäßig erworben zu haben. Zu der Zeit hatte Honduras etwa 1,9 Millionen Einwohner bei einer Größe von 112.000 km² und El Salvador etwa 2,5 Millionen Einwohner bei einer Größe von 21.400 km².  Beim zweiten Halbfinalspiel der Nord- und Zentralamerika-Gruppe in der WM-Qualifikation für die Fußball-WM 1970 in Mexiko zwischen El Salvador und Honduras am 15. Juni 1969 kam es in El Salvador zu Straßenunruhen. Das Spiel endete 3:0 für El Salvador, nachdem am 8. Juni Honduras 1:0 gewonnen hatte. Während dieser Ausschreitungen griffen Militär und Polizei ein. Beim Spiel selbst verbrannten einige Salvadorianer die honduranische Flagge und bewarfen die Spieler mit Gegenständen. Das dritte und entscheidende Spiel in Mexiko-Stadt am 26. Juni 1969 war schließlich der Kriegsauslöser. Auch hier gab es ähnliche Unruhen. Der Fußballspieler Pipo Rodriguez schoss in der Verlängerung das 3:2 für El Salvador, damit war Honduras ausgeschieden. Kurz darauf kam es zu Ausschreitungen, welche auch Todesopfer mit sich brachten. Nachdem die honduranischen Behörden im Zuge einer Agrarreform am 30. April 1969 die illegalen Einwanderer aufgefordert hatten, innerhalb von 30 Tagen nach El Salvador zurückzukehren, eskalierte der Konflikt rund einen halben Monat nach den Fußballunruhen vom 26. Juni 1969. Die salvadorianische Regierung entschloss sich zur militärischen Intervention, die am 14. Juli 1969 begann. Kriegsziel war allerdings nicht die dauerhafte Besetzung des honduranischen Territoriums, sondern die Durchsetzung eines Bleiberechts für die Emigranten aus El Salvador. Die sich abzeichnende Niederlage der honduranischen Armee veranlasste die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) dazu, in den Konflikt einzugreifen. Mit Sanktionsdrohungen erzwang sie schon am fünften Kriegstag am 18. Juli 1969 das Ende der Kämpfe. Die bewaffnete Auseinandersetzung dauerte nur rund 100 Stunden. Am 29. Juli musste die salvadorianische Regierung dem Rückzug ihrer Truppen zustimmen, ohne dass ihre wichtigste Forderung – die Vertreibung der Emigranten einzustellen – erfüllt wurde. Am 4. August verließen die letzten Soldaten Honduras. Der Krieg kostete 2.100 Menschen das Leben, weitere 6.000 wurden verletzt. Der Fußballkrieg bedeutete zugleich das Ende des 1960 gegründeten Zentralamerikanischen gemeinsamen Marktes (MCCA). Während des Fußballkriegs kam es zu den letzten Luftkämpfen zwischen Propellerflugzeugen. Beide Seiten hatten alte Maschinen der USA gekauft, im Wesentlichen handelte es sich hierbei um P-51 Mustangs und F4U Corsairs. Der berühmteste honduranische Kriegsheld war der Jagdflieger Colonel Fernando Soto Henríquez. Die Truppen El Salvadors waren 70 km in Honduras eingedrungen. Am 21. Juli 1969 übermittelte die salvadorianische Regierung dem Rat der OAS Bedingungen für einen Abzug ihrer Truppen aus Honduras:
Sofortige Einstellung der Verfolgung der in Honduras ansässigen Salvadorianer.
Ersatz aller angerichteten materiellen Schäden und Zurücknahme aller vertriebenen Salvadorianer durch Honduras.

Bestrafung der Schuldigen ohne Rücksicht darauf, ob es sich um Zivilpersonen oder Behörden handelt. Einstellung der Radio- und Pressepropaganda. Eine international überwachte Garantie, dass Honduras diese Verpflichtungen erfüllt. Der salvadorianische Botschafter Contrera Chavez und der honduranische Botschafter Tito H. Cárcamo in Bonn machten wechselseitig die regierende Clique des Nachbarlandes verantwortlich.[2] Der Ausgang des Krieges zeigte die wirtschaftliche und militärische Überlegenheit von El Salvador. Aber die Oligarchie in Honduras konnte durch das Nähren der wechselseitigen Ressentiments einen Krieg provozieren, in dessen Folge der Zentralamerikanische gemeinsame Markt für 24 Jahre suspendiert wurde, womit der honduranische Markt vor den effektiveren Wettbewerbern aus El Salvador geschützt wurde. In den nächsten Jahren verließen ca. 300.000 Salvadorianer Honduras und kehrten in ihre Heimat El Salvador zurück, wo sie vor einer wirtschaftlich extrem schwierigen Situation standen. Das Finale um die Qualifikation zur WM wurde schließlich nach zwei gegensätzlichen Ergebnissen am 21. und 28. September gegen Haiti am 8. Oktober in Kingston von El Salvador gewonnen, das damit den einzigen Startplatz bei der WM für Nord- und Mittelamerika erhielt (neben dem als Veranstalter automatisch qualifizierten Mexiko).