Der Fußballkrieg (auch
100-Stunden-Krieg) war ein militärischer Konflikt zwischen Honduras und El
Salvador. Er brach am 14. Juli 1969 aus, nachdem es bei Ausschreitungen bei den
Qualifikationsspielen zur Fußball-Weltmeisterschaft von 1970 der beiden Länder
zu Todesopfern gekommen war. Der eigentliche Grund waren Spannungen um
sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge aus El Salvador, die seit längerem von der
honduranischen Bevölkerung für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich
gemacht und angefeindet wurden. Etwa 300.000 Salvadorianer waren über die
offene Grenze nach Honduras gekommen und hatten dort brachliegendes Land in
Besitz genommen, ohne jedoch das Land rechtmäßig erworben zu haben. Zu der Zeit
hatte Honduras etwa 1,9 Millionen Einwohner bei einer Größe von 112.000 km² und
El Salvador etwa 2,5 Millionen Einwohner bei einer Größe von 21.400 km². Beim zweiten Halbfinalspiel der Nord- und
Zentralamerika-Gruppe in der WM-Qualifikation für die Fußball-WM 1970 in Mexiko
zwischen El Salvador und Honduras am 15. Juni 1969 kam es in El Salvador zu
Straßenunruhen. Das Spiel endete 3:0 für El Salvador, nachdem am 8. Juni
Honduras 1:0 gewonnen hatte. Während dieser Ausschreitungen griffen Militär und
Polizei ein. Beim Spiel selbst verbrannten einige Salvadorianer die
honduranische Flagge und bewarfen die Spieler mit Gegenständen. Das dritte und
entscheidende Spiel in Mexiko-Stadt am 26. Juni 1969 war schließlich der
Kriegsauslöser. Auch hier gab es ähnliche Unruhen. Der Fußballspieler Pipo
Rodriguez schoss in der Verlängerung das 3:2 für El Salvador, damit war
Honduras ausgeschieden. Kurz darauf kam es zu Ausschreitungen, welche auch
Todesopfer mit sich brachten. Nachdem die honduranischen Behörden im Zuge einer
Agrarreform am 30. April 1969 die illegalen Einwanderer aufgefordert hatten,
innerhalb von 30 Tagen nach El Salvador zurückzukehren, eskalierte der Konflikt
rund einen halben Monat nach den Fußballunruhen vom 26. Juni 1969. Die
salvadorianische Regierung entschloss sich zur militärischen Intervention, die
am 14. Juli 1969 begann. Kriegsziel war allerdings nicht die dauerhafte
Besetzung des honduranischen Territoriums, sondern die Durchsetzung eines
Bleiberechts für die Emigranten aus El Salvador. Die sich abzeichnende
Niederlage der honduranischen Armee veranlasste die Organisation Amerikanischer
Staaten (OAS) dazu, in den Konflikt einzugreifen. Mit Sanktionsdrohungen
erzwang sie schon am fünften Kriegstag am 18. Juli 1969 das Ende der Kämpfe.
Die bewaffnete Auseinandersetzung dauerte nur rund 100 Stunden. Am 29. Juli
musste die salvadorianische Regierung dem Rückzug ihrer Truppen zustimmen, ohne
dass ihre wichtigste Forderung – die Vertreibung der Emigranten einzustellen –
erfüllt wurde. Am 4. August verließen die letzten Soldaten Honduras. Der Krieg
kostete 2.100 Menschen das Leben, weitere 6.000 wurden verletzt. Der
Fußballkrieg bedeutete zugleich das Ende des 1960 gegründeten
Zentralamerikanischen gemeinsamen Marktes (MCCA). Während des Fußballkriegs kam
es zu den letzten Luftkämpfen zwischen Propellerflugzeugen. Beide Seiten hatten
alte Maschinen der USA gekauft, im Wesentlichen handelte es sich hierbei um
P-51 Mustangs und F4U Corsairs. Der berühmteste honduranische Kriegsheld war
der Jagdflieger Colonel Fernando Soto Henríquez. Die Truppen El Salvadors waren
70 km in Honduras eingedrungen. Am 21. Juli 1969 übermittelte die
salvadorianische Regierung dem Rat der OAS Bedingungen für einen Abzug ihrer
Truppen aus Honduras:
Sofortige Einstellung der
Verfolgung der in Honduras ansässigen Salvadorianer.
Ersatz aller angerichteten
materiellen Schäden und Zurücknahme aller vertriebenen Salvadorianer durch
Honduras.
Bestrafung der Schuldigen ohne
Rücksicht darauf, ob es sich um Zivilpersonen oder Behörden handelt. Einstellung
der Radio- und Pressepropaganda. Eine international überwachte Garantie, dass
Honduras diese Verpflichtungen erfüllt. Der salvadorianische Botschafter
Contrera Chavez und der honduranische Botschafter Tito H. Cárcamo in Bonn
machten wechselseitig die regierende Clique des Nachbarlandes
verantwortlich.[2] Der Ausgang des Krieges zeigte die wirtschaftliche und
militärische Überlegenheit von El Salvador. Aber die Oligarchie in Honduras
konnte durch das Nähren der wechselseitigen Ressentiments einen Krieg
provozieren, in dessen Folge der Zentralamerikanische gemeinsame Markt für 24
Jahre suspendiert wurde, womit der honduranische Markt vor den effektiveren
Wettbewerbern aus El Salvador geschützt wurde. In den nächsten Jahren verließen
ca. 300.000 Salvadorianer Honduras und kehrten in ihre Heimat El Salvador
zurück, wo sie vor einer wirtschaftlich extrem schwierigen Situation standen. Das
Finale um die Qualifikation zur WM wurde schließlich nach zwei gegensätzlichen
Ergebnissen am 21. und 28. September gegen Haiti am 8. Oktober in Kingston von
El Salvador gewonnen, das damit den einzigen Startplatz bei der WM für Nord-
und Mittelamerika erhielt (neben dem als Veranstalter automatisch
qualifizierten Mexiko).