Adolf Wala: Das Eigentor des
Präsidenten
Untreue-Verdacht: Ex-Notenbanker
und Ex-Vienna-Präsident als Beschuldigter.
Die
Einvernahme dürfte für den 77-Jährigen ziemlich belastend gewesen sein.
Fünfeinhalb Stunden lang musste Adolf Wala am 2. Juni im Wiener
Straflandesgericht Staatsanwältin Bettina Wallner Rede und Antwort stehen. Der
honorige Ex-Präsident der Nationalbank (SPÖ), heute noch Vorstand der für die
Bankenhilfe zuständigen Fimbag, musste sich wegen des Verdachts auf Beihilfe
zur Untreue verantworten (Aktenzeichen 325 St 5/13 k). Nicht mehr wie zuvor als
Zeuge, sondern als Beschuldigter. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Den
Alt-Banker hat seine Vergangenheit als Präsident des Fußballvereins Vienna
eingeholt. Und seine geschäftlichen Beziehungen zum ehemaligen kasachischen
Botschafter Rakhat Aliyev, der bekanntlich in die Ermordung von zwei 2007
entführten kasachischen Bankern verwickelt sein soll und derzeit in
Untersuchungshaft sitzt. Aliyev bestreitet alle Vorwürfe, er werde vom Regime
in Kasachstan politisch verfolgt.
Rückblick
ins Jahr 2007. Aliyev, damals noch Botschafter Kasachstans in Wien und ein
geschätztes Mitglied der diplomatischen Gesellschaft. Außerdem Präsident des
kasachischen Fußballverbandes. Wala damals Präsident des finanzklammen
Traditionsvereins auf der Hohen Warte, der mit fast 1,8 Millionen Euro in den
roten Zahlen kickte. Außerdem Aufsichtsratsvorsitzender der Maximus AG, die
Holding des Botschafters in Österreich.
Man kam
miteinander über Fußball ins Gespräch. Aliyevs Sohn trainierte bei der Vienna,
und der Vater wollte den Verein kaufen. Geht nicht, beschied Wala und empfahl
stattdessen ein Sponsoring. Über die Mitgliedschaft im Präsidium könne man auch
Einfluss auf den Verein ausüben.
Der Deal
wurde am 2. April 2007 besiegelt. Die Vienna hatte einen Groß-Sponsor, der
500.000 Euro lockermachte und sollte als Gegenleistung Entwicklungshilfe für
den kasachischen Fußballverband (KSF) leisten.
Die Justiz ist allerdings überzeugt davon, dass der
kasachische Fußballverband das Sponsorgeld löhnte. Stimmt nicht, es handle sich
um sein Privatgeld, entgegnete Aliyev. Die Staatsanwaltschaft lässt derzeit den
Sachverständigen Gerhard Altenberger die
Causa begutachten.
Die
500.000 Euro liefen jedenfalls über die Firma S.T.A.R.T, eine
Tochtergesellschaft der Maximus. Das Geld landete jedoch nicht auf dem
laufenden Geschäftskonto der Vienna, sondern auf einem Konto bei der Raika
Korneuburg. Das Wala und ein Vienna-Manager damals eröffneten.
Warum ein Extra-Konto?
Die Erklärung, die Wala bei seiner Einvernahme abgab, lässt tief in die
finanziellen Usancen heimischer Fußballvereine und der Vienna im Besonderen
blicken. In der Vienna sei ständig Geld benötigt worden, und die Sekretärin des
Vereins hätte das frische Geld gleich ausgegeben. Etwa für den Ankauf von neuen
Spielern. Schon bemerkenswert, dass Sekretärinnen eigenständig Geld ausgeben
und sogar Spieler kaufen.
Wie knapp die Vienna
bei Kasse war, beleuchtet die Aussage des damaligen Finanzreferenten. Er habe
vor Einlangen der Überweisung Sorgen gehabt wegen des Urlaubsgelds für die
Spieler. Es sei sogar darüber diskutiert worden, Sparbücher von Wala als
Besicherung für die Volksbank heranzuziehen. Wala gab übrigens bei seiner
Einvernahme ein Netto-Pensionseinkommen von 16.000 Euro monatlich an. Stichwort
Luxuspensionen der Nationalbank.
Aus der Unterstützung
für den kasachischen Fußballsport wurde nicht viel. Als die ersten Vorwürfe
gegen Aliyev ruchbar wurden und dieser als Botschafter abgezogen wurde, war’s
mit der österreichisch-kasachischen Kicker-Kooperation auch schon wieder
vorbei. Die Vienna konnte sich trotzdem über das Sponsorgeld freuen.
"Der kasachische
Fußballverband hat keine Leistungen mehr abgerufen", erklärt Wala-Anwalt Clemens
Trauttenberg. Wala habe rechtlich völlig korrekt gehandelt, sowohl im Interesse
der Vienna als auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Maximus. Dass das
Geschäft nach Vertragsabschluss eine andere Entwicklung nahm, "kann man
Wala nicht zum Vorwurf machen". Überhaupt sei sein Mandant zur ganzen
Sache gekommen "wie die Jungfrau zum Kind".
(KURIER) ERSTELLT AM
06.08.2014, 06:00
http://kurier.at/wirtschaft/wirtschaftspolitik/adolf-wala-das-eigentor-des-praesidenten/78.690.022