Donnerstag, 7. August 2014

Na bumsternazl

Adolf Wala: Das Eigentor des Präsidenten
Untreue-Verdacht: Ex-Notenbanker und Ex-Vienna-Präsident als Beschuldigter.
 Adolf Wala: Der ehemalige SPÖ-Notenbanker war bis 2009 Präsident und ist jetzt Ehrenpräsident der Vienna.
Die Einvernahme dürfte für den 77-Jährigen ziemlich belastend gewesen sein. Fünfeinhalb Stunden lang musste Adolf Wala am 2. Juni im Wiener Straflandesgericht Staatsanwältin Bettina Wallner Rede und Antwort stehen. Der honorige Ex-Präsident der Nationalbank (SPÖ), heute noch Vorstand der für die Bankenhilfe zuständigen Fimbag, musste sich wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Untreue verantworten (Aktenzeichen 325 St 5/13 k). Nicht mehr wie zuvor als Zeuge, sondern als Beschuldigter. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Den Alt-Banker hat seine Vergangenheit als Präsident des Fußballvereins Vienna eingeholt. Und seine geschäftlichen Beziehungen zum ehemaligen kasachischen Botschafter Rakhat Aliyev, der bekanntlich in die Ermordung von zwei 2007 entführten kasachischen Bankern verwickelt sein soll und derzeit in Untersuchungshaft sitzt. Aliyev bestreitet alle Vorwürfe, er werde vom Regime in Kasachstan politisch verfolgt.

Rückblick ins Jahr 2007. Aliyev, damals noch Botschafter Kasachstans in Wien und ein geschätztes Mitglied der diplomatischen Gesellschaft. Außerdem Präsident des kasachischen Fußballverbandes. Wala damals Präsident des finanzklammen Traditionsvereins auf der Hohen Warte, der mit fast 1,8 Millionen Euro in den roten Zahlen kickte. Außerdem Aufsichtsratsvorsitzender der Maximus AG, die Holding des Botschafters in Österreich.
Man kam miteinander über Fußball ins Gespräch. Aliyevs Sohn trainierte bei der Vienna, und der Vater wollte den Verein kaufen. Geht nicht, beschied Wala und empfahl stattdessen ein Sponsoring. Über die Mitgliedschaft im Präsidium könne man auch Einfluss auf den Verein ausüben.
Der Deal wurde am 2. April 2007 besiegelt. Die Vienna hatte einen Groß-Sponsor, der 500.000 Euro lockermachte und sollte als Gegenleistung Entwicklungshilfe für den kasachischen Fußballverband (KSF) leisten.
Die Justiz ist allerdings überzeugt davon, dass der kasachische Fußballverband das Sponsorgeld löhnte. Stimmt nicht, es handle sich um sein Privatgeld, entgegnete Aliyev. Die Staatsanwaltschaft lässt derzeit den Sachverständigen Gerhard Altenberger die Causa begutachten.
Die 500.000 Euro liefen jedenfalls über die Firma S.T.A.R.T, eine Tochtergesellschaft der Maximus. Das Geld landete jedoch nicht auf dem laufenden Geschäftskonto der Vienna, sondern auf einem Konto bei der Raika Korneuburg. Das Wala und ein Vienna-Manager damals eröffneten.
Warum ein Extra-Konto? Die Erklärung, die Wala bei seiner Einvernahme abgab, lässt tief in die finanziellen Usancen heimischer Fußballvereine und der Vienna im Besonderen blicken. In der Vienna sei ständig Geld benötigt worden, und die Sekretärin des Vereins hätte das frische Geld gleich ausgegeben. Etwa für den Ankauf von neuen Spielern. Schon bemerkenswert, dass Sekretärinnen eigenständig Geld ausgeben und sogar Spieler kaufen.
Wie knapp die Vienna bei Kasse war, beleuchtet die Aussage des damaligen Finanzreferenten. Er habe vor Einlangen der Überweisung Sorgen gehabt wegen des Urlaubsgelds für die Spieler. Es sei sogar darüber diskutiert worden, Sparbücher von Wala als Besicherung für die Volksbank heranzuziehen. Wala gab übrigens bei seiner Einvernahme ein Netto-Pensionseinkommen von 16.000 Euro monatlich an. Stichwort Luxuspensionen der Nationalbank.
Aus der Unterstützung für den kasachischen Fußballsport wurde nicht viel. Als die ersten Vorwürfe gegen Aliyev ruchbar wurden und dieser als Botschafter abgezogen wurde, war’s mit der österreichisch-kasachischen Kicker-Kooperation auch schon wieder vorbei. Die Vienna konnte sich trotzdem über das Sponsorgeld freuen.
"Der kasachische Fußballverband hat keine Leistungen mehr abgerufen", erklärt Wala-Anwalt Clemens Trauttenberg. Wala habe rechtlich völlig korrekt gehandelt, sowohl im Interesse der Vienna als auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Maximus. Dass das Geschäft nach Vertragsabschluss eine andere Entwicklung nahm, "kann man Wala nicht zum Vorwurf machen". Überhaupt sei sein Mandant zur ganzen Sache gekommen "wie die Jungfrau zum Kind".

(KURIER) ERSTELLT AM 06.08.2014, 06:00

http://kurier.at/wirtschaft/wirtschaftspolitik/adolf-wala-das-eigentor-des-praesidenten/78.690.022