Wie das Internet über Pfaffenhofer „Strauchdieb“ lacht
Eine Meldung sorgt für Heiterkeit. Doch die „Zweig-Stelle“ der Polizei
sucht weiter den unbekannten Vandalen
Bei Facebook macht ein Gebüsch von sich reden
Eine kleine Polizeimeldung aus
dem beschaulichen Pfaffenhofen sorgt für großen Wirbel im weltweiten Datennetz.
„Unbekannter reißt Zweige von Strauch ab“, hieß es vergangene Woche in unserer
Zeitung. In dem Artikel bittet die Weißenhorner Polizei um Hinweise, die zur
Ermittlung eines unbekannten Täters führen, der an einem Strauch in der
Pfaffenhofer Schulstraße „mehrere Zweige abgerissen und mitgenommen“ hatte.
Das kleine Stück aus der Rubrik
Polizeibericht sorgt im Internet für Heiterkeit, aber auch bösen Spott. Tenor:
Haben die Menschen in Pfaffenhofen keine andere Sorgen und die Polizei nichts
besseres zu tun, als einen „Strauchdieb“ zu jagen? Einen Verdächtigen hat die
Internet-Gemeinde auch ausgemacht: Denjenigen, der auch in China immer die
Reissäcke umwirft.
Verbreitet wurde die
Polizeimeldung auf der Facebook-Seite „Perlen des Lokaljournalismus“, auf der
Jörg Homering-Elsner aus Emsdetten, selbst Lokaljournalist von Beruf,
Stilblüten und kuriose Meldungen aus deutschen Zeitungen sammelt. Etwa die
Überschrift: „Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst.“
Häme, sagte Homering-Elsner in
einem Interview, sei ihm fremd, doch das gilt nicht für jeden der mehreren
hundert Besucher seiner Seite, die ihren „Senf“ in Form von Kommentaren
dazugegeben haben. „In Pfaffenhofen wird es nie wieder wie vorher sein“,
schriebt einer, „gibt mit Sicherheit einen Brennpunkt in der ARD heute Abend“,
mutmaßt ein anderer. Und eine Frau empfiehlt: „Ich würd meine Balkonpflanzen
sofort reinholen.“ Die Sache, so wird geulkt, sei ein Fall für die
„Zweig-Stelle“ der Polizei. Immerhin: Einen Facebook-Nutzer könnte die Meldung
bald zum Umzug nach Pfaffenhofen bewegen. Er schreibt: „Wenn das dort die
größten Verbrechen sind, dann möchte ich da auch wohnen.“
Andere Kommentare sind da deutlich
sarkastischer: „Gott sei Dank haben wir unsere Polizei. Unsere Steuergelder
sind somit bestens angelegt.“ Hauptkommissar Hubert Schneider von der
Weißenhorner Polizei kennt den Rummel im Internet, lachen kann er nur über die
allerwenigsten der Facebook-Kommentare. „Einer Anzeige wegen Sachbeschädigung
müssen wir auf jeden Fall nachgehen, sonst machen wir uns der Strafvereitelung
im Amt schuldig“, sagt er. Die Höhe des Sachschadens sei dafür nicht
entscheidend. Und hinzu komme der Ärger der Betroffenen. Denn bei dem Strauch
habe es sich immerhin um einen stattlichen Oleanderbusch gehandelt, der durch
den oder die unbekanntem Vandalen massiv verunstaltet worden sei.
Dass sich die Gartenbesitzer, ein
älteres Ehepaar, über die mutwillige Zerstörung ihres Eigentums geärgert und
Anzeige erstattet haben, könne er durchaus verstehen, sagt Schneider. Jeder
Mensch habe Dinge, die ihm wichtig sind, für Gartenfreunde sind es eben ihre
Pflanzen. Es gebe keinen Grund, das ins Lächerliche zu ziehen.
Trotz allen Internet-Rummels:
Werde der „Strauchdieb“ gefasst, dann müsse sich dieser vor Gericht wegen
Sachbeschädigung verantworten müssen, sagt Schneider. Und im Strafgesetzbuch
heißt es dazu: „Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache
nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert.“ (bju)
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