Mittwoch, 9. Juli 2014

Aus die Maus


Jetzt also ist das letzte Spiel im Hanappi Stadion auch schon Geschichte. Ein weiteres Kapitel Rapids wurde geschlossen. Für die nächsten Jahre wird die ehemalige Heimstätte grosser Austriaerfolge das neue Heimstadion, ehe das "Allianz Stadion", um 90 Grad gedreht (wie es beim Hanappi Stadion auch schon hätte stattfinden sollen) an alter Stätte fertig ist. Ein schönes neues, im Stil der Allzweckarenen unserer Tage entworfenes Stadion welches überall in Europa stehen könnte. Seelenlos - dafür zweckdienlich. Und jeder ist glücklich. Wirklich jeder ?

Was ist denn mit der aktiven Fanszene, der grössten und - ultratechnisch - ältesten in Österreich ? Den Vorkämpfern gegen den Kommerz ? Was sagen Sie dazu ?

Gar nichts ! Einfach nur Stille. Ja gut ein Spruchband beim Abschiedsspiel, welches dem Vorstand versichert "Das wir das Stadion nie so nennen wie ihr" - und das war es. Kein Protest, keine Erklärungen, keine Zusammenschlüsse a la "United We Stand", nichts in der Art, gar nichts !


Wo man doch früher - vor allem bei Stadtrivalen - (zurecht) hämische Kritik geübt hat, sie seelenlose Kommerzler genannt hat. Wo man sich sehr, sehr heftig (und wiederum zurecht) gegen Marketingschmähs a la Red Bull gewehrt hat, tut man dies beim eigenen Stadion nicht. Der Verein verkauft seine Traditionen für ein paar EUROS (weil man sich den Neubau sonst nicht leisten könnte), verkauft zwei Spieler an den Marketingschmäh Zweigstelle Leipzig - und keinen Ultra interessiert es. Oder, wenn man es sowill auch keinen anderen Zuschauer, Fan, Traditionalisten. Hat man im Mai noch bei der "Langen Nacht der Kirchen" schamlos mitgenascht um sein Rapideum vorzuführen so spuckt man jetzt auf die Gräber derjenigen die dafür gesorgt haben, das Rapid das geworden ist, was es ist.

Auch vom omnipräsenten "I bin Rapid" Menschen Johann K. kommt nichts. Mag sein, dass er krank ist (nicht zu krank um nicht Werbung für Pay TV zu machen, Geld braucht schließlich jeder), ansonsten war er bisher ja auch nie zurückhaltend. Auch die anderen grünweissen "Opinion Leader" egal ob Spieler, Funktionäre oder Fans sind still.

Ich frage mich langsam ob die grösste Fanszene Österreichs nicht mittlerweile genauso satt und müde ist wie all die anderen, die es schon lange aufgegeben haben, gegen Windmühlenflügel zu kämpfen. Vielleicht hat man sich aber auch mit dem Verein arrangiert, hat sich für die Freiheit und andere Zuckerln kaufen lassen oder wurde man so in die Enge gedrängt, dass es keinen anderen Ausweg gibt als stillzuhalten. Ich weiss es nicht.

Was ich aber weiss ist, dass der östereichische Fussball - und damit meine ich die aktiven Fanszenen - wieder eine Niederlage vom Feinsten erlitten hat. Und wenn schon die grösste Fanszene Österreichs keine Chance hat werden alle anderen ebenso untergehen - falls sie es nicht schon getan haben.

Wir alle sollten uns allerdings vor Augen halten, dass es auf Dauer nicht reicht, sich selbst zu feiern, zu überhöhen und auf alle anderen herabzuschauen um den Bestand seiner selbsternannten Tradition zu sichern sondern dass man über den Tellerrand schauen muss um eine wirklich grosse Fanszene zu werden. Und damit meine ich keine Freundschaften quer durch Europa sondern ein gewisses Mass an Miteinander aller organisierten Fans in Österreich. Denn es geht um UNSEREN Fussball und nicht um furchtbar wichtige Dinge tausend Kilometer weit weg.

Dass zu verstehen muss man aber beide Augen offenhalten. Und nachdenken !