Jetzt also ist das letzte Spiel
im Hanappi Stadion auch schon Geschichte. Ein weiteres Kapitel Rapids wurde
geschlossen. Für die nächsten Jahre wird die ehemalige Heimstätte grosser
Austriaerfolge das neue Heimstadion, ehe das "Allianz Stadion", um 90
Grad gedreht (wie es beim Hanappi Stadion auch schon hätte stattfinden sollen)
an alter Stätte fertig ist. Ein schönes neues, im Stil der Allzweckarenen
unserer Tage entworfenes Stadion welches überall in Europa stehen könnte.
Seelenlos - dafür zweckdienlich. Und jeder ist glücklich. Wirklich jeder ?
Was ist denn mit der aktiven
Fanszene, der grössten und - ultratechnisch - ältesten in Österreich ? Den
Vorkämpfern gegen den Kommerz ? Was sagen Sie dazu ?
Gar nichts ! Einfach nur Stille.
Ja gut ein Spruchband beim Abschiedsspiel, welches dem Vorstand versichert
"Das wir das Stadion nie so nennen wie ihr" - und das war es. Kein
Protest, keine Erklärungen, keine Zusammenschlüsse a la "United We
Stand", nichts in der Art, gar nichts !
Wo man doch früher - vor allem
bei Stadtrivalen - (zurecht) hämische Kritik geübt hat, sie seelenlose
Kommerzler genannt hat. Wo man sich sehr, sehr heftig (und wiederum zurecht)
gegen Marketingschmähs a la Red Bull gewehrt hat, tut man dies beim eigenen
Stadion nicht. Der Verein verkauft seine Traditionen für ein paar EUROS (weil
man sich den Neubau sonst nicht leisten könnte), verkauft zwei Spieler an den
Marketingschmäh Zweigstelle Leipzig - und keinen Ultra interessiert es. Oder,
wenn man es sowill auch keinen anderen Zuschauer, Fan, Traditionalisten. Hat
man im Mai noch bei der "Langen Nacht der Kirchen" schamlos
mitgenascht um sein Rapideum vorzuführen so spuckt man jetzt auf die Gräber
derjenigen die dafür gesorgt haben, das Rapid das geworden ist, was es ist.
Auch vom omnipräsenten "I
bin Rapid" Menschen Johann K. kommt nichts. Mag sein, dass er krank ist
(nicht zu krank um nicht Werbung für Pay TV zu machen, Geld braucht schließlich
jeder), ansonsten war er bisher ja auch nie zurückhaltend. Auch die anderen
grünweissen "Opinion Leader" egal ob Spieler, Funktionäre oder Fans
sind still.
Ich frage mich langsam ob die
grösste Fanszene Österreichs nicht mittlerweile genauso satt und müde ist wie
all die anderen, die es schon lange aufgegeben haben, gegen Windmühlenflügel zu
kämpfen. Vielleicht hat man sich aber auch mit dem Verein arrangiert, hat sich
für die Freiheit und andere Zuckerln kaufen lassen oder wurde man so in die
Enge gedrängt, dass es keinen anderen Ausweg gibt als stillzuhalten. Ich weiss
es nicht.
Was ich aber weiss ist, dass der
östereichische Fussball - und damit meine ich die aktiven Fanszenen - wieder
eine Niederlage vom Feinsten erlitten hat. Und wenn schon die grösste Fanszene
Österreichs keine Chance hat werden alle anderen ebenso untergehen - falls sie
es nicht schon getan haben.
Wir alle sollten uns allerdings
vor Augen halten, dass es auf Dauer nicht reicht, sich selbst zu feiern, zu
überhöhen und auf alle anderen herabzuschauen um den Bestand seiner
selbsternannten Tradition zu sichern sondern dass man über den Tellerrand
schauen muss um eine wirklich grosse Fanszene zu werden. Und damit meine ich
keine Freundschaften quer durch Europa sondern ein gewisses Mass an Miteinander
aller organisierten Fans in Österreich. Denn es geht um UNSEREN Fussball und nicht
um furchtbar wichtige Dinge tausend Kilometer weit weg.
Dass zu verstehen muss man aber beide Augen offenhalten. Und nachdenken !