Donnerstag, 17. Oktober 2013

FSV Frankfurt alt

 
Entstehung Im Februar 1979 wurde im Hinterraum einer Bornheimer
Kneipe der FSV Fan-Club „Schwarz-Blau“ gegründet. Er wurde
praktisch zum Nachfolger des 1.FSV Fan-Club 1973 e.V., der zu
seinen Spitzenzeiten immerhin bis zu 200 Mitglieder zählte,
sich aber dann irgendwann auflöste.

So rekrutierten  sich die Mitglieder von „Schwarz-Blau“
zum einen aus alten `73ern und zum anderen aus
jüngeren FSV-Anhängern, die bis dato unorganisiert waren.
Schnell zählte man an die 30 Mitglieder, von denen man ca.
15 Leute zum harten Kern zählen konnte – zu denen,
die immer kamen.
Das „durchschnittliche“ Mitglied war um die 20 Jahre alt, relativ
unpolitisch und trug zum Zeichen der Vereinsverbundenheit
eine Kutte, Schal oder ähnliche Dinge, die ihn als FSV-Anhänger
erkennbar machten. Im Grunde war „Schwarz-Blau“
ein friedlich ausgerichteter Fan-Club, was allerdings Ausschreitungen
bei Spielen gegen Erzrivalen (z.B. VfR Bürstadt) nicht ausschloss.

Man legte in der Anfangszeit noch großen Wert auf Organisation,
verwaltete die Mitglieder in langen Listen, kassierte Beiträge
(oder versuchte dies zumindest), führte Vorstandswahlen
durch und traf sich monatlich zur Versammlung. Wobei auch
hier schon häufiger mal das Stammlokal gewechselt werden
musste, da mancher Wirt nach geraumer Zeit festestellte,
dass eine Vereinigung von Fußballfans eben etwas anderes ist, als ein
Liederkranz oder ein Kegelclub.

Sogar eine eigene Fußballmannschaft existierte und einmal
die Woche wurde zum Training gebeten. Der sportliche Erfolg,
wie auch die Trainingsbeteiligung ließ mehr als zu wünschen
übrig. Alle im Laufe der Jahre zusammengewonnenen
Pokale – meist der hinteren Platzierungen – verstauben nun
im Keller. Das Fußballspielen überließ man doch
lieber denen, die es können.

Support

Die Auswärtsspiele des FSV in der 2. Bundesliga wurden
zu dieser Zeit nur schwach besucht, zumeist mit eigenen Autos
oder im ab und zum vom Verein gecharterten Bus.
Auch die Schar derer, die zu Heimspielen
den Weg in den Fan-Block fanden, war spärlich. 10 – 15 „Schwarz-Blaue“,
umgeben von einer Gruppe ungebundener Anhänger, deren
Stärke je nach Spiel um die 30 Personen betrug.

Die Gründe dafür lagen natürlich im schlechten Abschneiden
des FSV aus sportlicher Sicht und zum anderen an der mangelenden
Anziehungskraft einer vor sich hindümpelnden Fan-Szene.
Schon in den Zweitligazeiten hatte es der FSV und somit auch
„Schwarz-Blau“ schwer aus dem Schatten von Nachbarn
Eintracht Frankfurt herauszutreten. Um aber neue Fans zu
gewinnen mussten Erfolge her. Doch blieben diese leider aus.
Fußballinteressierte Jugendliche pilgerten lieber Samstag Nachmittag
ins Waldstadion, um im G-Block mit tausenden Ihrersgleichen
Stimmung zu machen, als am Bornheimer Hang mit zwei Dutzend
Kehlen „Schwarz und Blau – FSV“ zu blöcken. Man musste schon
zu dieser Zeit entweder masochistisch veranlagt oder verrückt
gewesen sein, Wochenende für Wochenende zum FSV zu gehen.
Es setze auch schon längere Zeit der schleichende
Prozeß ein, dass dem FSV die älteren Zuschauer in
zunehmenden Maße ausblieben und jüngere aus den
eben genannten Gründen kaum nachkamen. Die berüchtigte
„Seckbacher Kurve“, wo früher die fanatischsten
FSV-Anhänger standen existierte fast nur noch
baulich und auf den Rängen wuchs das Gras.
 
 
 
Als der FSV im Jahr 1981 im Zuge der Einführung der eingleisigen
2.Bundesliga in die Oberliga Hessen absteigen musste, bestand auch
„Schwarz-Blau“ nur noch als loser Zusammenschluß einiger treuer
Fans unter diesem mittlerweile liebgewonnenen Namen.
Alle Bürokratie, Satzung und Statute waren gescheitert. Auf der
einen Seite blieben einfach die Leute aus, und auf der
anderen Seite wollten sich die
Übriggebliebenen in ihrer Freizeit nicht
noch Regeln und Vorschriften
unterwerfen müssen. Den lästigen Ärger um den Einzug der
Monatsbeiträge wollte man sich ohnehin ersparen.

Eine enge Freundschaft hatte man zu diesem  Zeitpunkt zu
den Fans des Freiburger FC (nicht zu verwechseln mit dem SC Freiburg).


Abstieg und Aufstieg

Nach dem besagten Abschied vom bezahlten Fußball
1981, gab es aber in der FSV Fan-Szene ein kaum für
möglich gehaltenes Aufbäumen, das sich dadurch bemerkbar
machte, dass die Mannschaft zu den Auswärtsspielen stets von
ca. 50 Leuten, davon 15-20 Vertreter vom immer wieder gerne
angeführten „harten Kern“, begleitet wurde. Siege und Alkohol
ließen die Stimmung in schöner Regelmäßigkeit steigen, von sehr
wenigen Ausnahmen abgesehen blieb es stets friedlich.
Nicht nur der Zuschauerzuspruch bei den Heimspielen war
für Oberligaverhältnisse zufriedenstellend, auch im Fan-Block
herrschte reges Treiben.„Schwarz-Blau“ war zu diesem Zeitpunkt
immer noch das Bündnis von ca. 10 Personen,
doch stets Dreh- und Angelpunkt
der Bornheimer Fan-Szene.Zwar zeigte der Fan-Club zu diesem
Zeitpunkt schon mehrfach Syntome von Auflösung, doch gelang
es immer wieder einigen wenigen Leuten den
Laden zusammen zu halten. Die ersten Fan-Club Aufnäher kamen
zu diesem Zeitpunkt auf den Markt.
Der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga 1982 war sicherlich der
Höhepunkt in der jungen Geschichte von“Schwarz-Blau“.
Der Block beim Aufstiegsspiel gegen den SSV Ulm war einer der
imposantesten der letzten Jahre.
Auch die Resonanz beim darauf folgenden
Auswärtsspiel in Homburg/Saar
war für FSV-Verhältnisse beachtlich, aber bei den anschließenden
Auseinandersetzungen  mit FCH-Anhängern wurde schon mal
das unterstrichen, was schon lange feststand: Daß die FSV-Fan-Szene
für die 2. Liga zu klein und auch nicht geschlossen genug war,
um sich stimmgewaltig, wie auch wehrhaft durchsetzen zu können.
Das hat sich auch bis heute nicht grundlegend geändert.
In Haiger, Ziegenhain usw. konnte man noch Aufsehen
erregen, wenn man mit 15 Mann lauthals gröhlend und stockbesoffen
auf dem Sportplatz einfiel. Im bezahlten Fußball brauchte
man an solche Zustände gar nicht denken.
 
 
„Schwarz-Blau“ in Liga 2Leider konnte sich die Euphorie des Aufstieges
nicht all zu lange in die neuerliche Zweitligasaison des FSV
hinüber retten. So zeichnete sich bei Aufwärtsspielen folgendes
Bild: 2-8 „Schwarz-Blaue“  reisten der Mannschaft per Kfz, per
Bahn hinterher, zumeist in ziviler Kleidung (z.B. RW Essen usw.),
und wo es relativ ungefährlich war zeigte man Flagge. Dies war
damals keine Feigheit, sondern aufgrund der Ungleichheit der Kräfte
einfach ein Gebot der Vernunft. Dank umfangreicher
Briefkontakte mit Fan-Clubs in ganz Deutschland, wurde aus
vielen Auswärtsfahrten ein Wochenendtrip, da man in fast jedem
Winkel der Republik Bekannte hatte, die man bei dieser Gelegenheit
besuchte. Heimspiele, wie gehabt. 20-25 Leute im Block – mehr
war aus eigener Kraft nicht drin. Immer noch zu übermächtig die
Konkurrenz von SGE und OFC, die über ein wesentlich größeres
Potential an Fans verfügten und junge Leute aus dem Rhein-Main
Gebiet in ihren Bann zogen. Und wie in all den letzten Jahren  - man
muß es leider gebetsmühlenartig wiederholen – blieb der FSV, blieb
„Schwarz-Blau“ dabei auf der Stelle stehen.

Allen Widrigkeiten zum Trotz gelang es dem Fan-Club immer
wieder seine wenigen Getreuen zu motivieren und
mobilisieren, wobei der Fortbestand von „Schwarz-Blau“
mittlerweile vom Engagement von 2 Personen abhing. Eine davon
war Peter Kröber, auch heute noch dabei!Durch die vielen
Kontakte, den Vertrieb der Aufnäher und den Besuchen von
Spielen ohne FSV-Beteiligung gelang es den eigenen
Bekanntheitsgrad in der Fan-Szene dennoch deutlich
zu steigern. Und noch war alles friedlich.
 
 
Die Fan-Szene im Wandel der Zeit
Ab dem Jahre 1982 trat in der westdeutschen Fußballfanszene
ein Wandel ein, der auch an „Schwarz-Blau“ nicht spurlos
vorüber ging. Eine immer größer werdende Zahl von Fans tauschte
die Fan-Kutte gegen Harrington- oder Bomberjacke.
Vereinszugehörigkeit war nur durch eine
Stickerei auf der selbigen, allenfalls noch durch einen Schal
zu erkennen. Die Ausschreitungen in und um die Stadien
nahmen völlig neue Dimensionen an, die Gewaltbereitschaft
in weiten Teilen der Anhängerschaften der verschiedenen
Vereine wuchs und größer wurde die Distanz zwischen
friedlichen und gewaltorientierten Fans – später mit dem Begriff
„Hooligan“ versehen. Auch wurde dieser Teil der Fan-Szene
immer mehr politisiert, was sich anfangs durch das Tragen
von Aufnähern „Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“ ausdrückte.
Rechte Tendenzen zeigten sich dann in den Folgejahren
immer deutlicher, diverse Organisationen betrieben
massiv Werbung in diesen Kreisen.

Speziell in Frankfurt/Main war die Luft in den Jahren 1982-84
äußerst gewaltgeladen. Streetgangs aus den verschiedenen
Stadtteilen bekriegten sich ständig, die Skinheadbewegung
wurde immer größer und die „Adler-Front“ hatte in dieser Zeit
ihre Hochphase. Jugendliche, die zum einen in ihrer Fanentwicklung
vom fahnenschwenkenden, konfettiwerfenden Kleinkind,
über den Kuttenträger bis hin zum
Bomberjacke tragenden Hool keine Phase verpasst hatten,
und zum anderen welche, die einfach nur Lust auf Spektakel hat
verspürten, fühlten sich von solchen Gruppen magisch angezogen.

Auch bei „Schwarz-Blau“ vollzog man diese Wandlung,
optisch sichtbar durch die erwähnten Harrinton- und
Bomberjacken plus der Stickerei oder einem Fan-Club Aufnäher,
der nun in 2. Auflage erschien und diesmal, ob
seiner Gestaltung, hart am Rande der Verfassungskonformität lag.
Die ein oder andere Glatze wurde am Hang gesichtet und die
Distanz von „Schwarz-Blau“ zu dem Rest der Fans
wurde zusehends größer. War
„Schwarz-Blau“ bis dahin weitgehend unpolitisch,
so tauchte nun auch bei uns rechtes Gedankengut auf,
wobei man allerdings erwähnen muß, dass ultrarechte
NS-Propagandisten bei „Schwarz-Blau“
keinen Einfluß gewinnen konnten.

Um die Macher des Fan-Clubs bewegten sich immer so um
die 10 Personen, doch hatte man schon damals durch die
traditionell sehr guten Kontakte zu den einschlägigen
Fan-Kreisen der Eintracht, die Möglichkeit weitere Mitstreiter
zu mobilisieren – was auch zu diversen Anlässen geschah.

Selbstverständlich machte nicht jeder FSV-Anhänger
diese Entwicklung mit und so gab es bereits 1984 den
Versuch einen friedlichen FSV-Fan-Club zu gründen.
„Bernemer Bube“ hat er gehießen und existierte auch
nur sehr kurz, da sich einerseits die Leute intern selbst
uneins waren und auf der anderen Seite doch kein Weg
an „Schwarz-Blau“ vorbeiführte. Es war auch bei uns
nicht unbedingt jeder auf Randale aus und auch nicht jeder
rechtsorientiert, doch der Großteil folgte dem Trend und
der Rest hatte es wenigstens zu tolerieren.
Da die Mannschaft des FSV ohnehin mal wieder
abgestiegen war, hatte man auf den Plätzen der
Oberliga Hessen – rein zahlenmäßig – auch ein besseres
„Betätigungsfeld“. Die Medien nahmen dies auch
länger seit geraumer Zeit zur Kenntnis, was sich in
sehr kritischen Presseberichten widerspiegelte. Schon zu dieser
Zeit wurde erste Rufe nach Stadionverboten laut!

                                                               
Frischer Wind durch neue Leute

Als so um die Jahreswende 84/85 „Schwarz-Blau“
wieder einmal kurz vor dem Entschlafen war
und nur noch aus 5 Leuten bestand, tat sich
Wundersames am Bornheimer  Hang. Eine Gruppe
von ca. 10 Mann um Ruben Drissler herum gründete
den Fan-Club „Bornheim `85“. Dieser bestand zumeist
aus recht jungen FSV-Fans, die bisher noch keinem
Fan-Club angehörten und aus FSV`lern, die
nicht unbedingt zu „Schwarz-Blau“wollten.

Nach einiger Zeit des Beschnupperns stellten die
beiden Fan-Clubs dann doch fest, dass sie vieles gemeinsam
haben und man vereint doch stärker ist. Der neue Club
brachte viel frischen Wind und das musste man auch bei
„Schwarz-Blau“, der all die Jahre praktisch eine Monopolstellung
genoß und nie einen anderen Fan-Club neben sich
duldete, anerkennen. Ohnehin unternahm man bereits
alles gemeinsam und sich gegenseitig die Mitglieder
abzuwerben, wäre mehr als unsinnig gewesen.

Es war daher nur logisch, dass
die beiden Clubs fusionierten,
wobei „Bornheim`85“ die
Mehrzahl der Mitglieder,
sowie die Organisation mitbrachte. „Schwarz-Blau“
den Namen und eine immerhin 6-jährige Tradition.
So enstand im Jahre 1985 durch Zusammenschluß
der FSV Fan-Club“Schwarz-Blau/Bornheim`85“,
der auch rasch auf 25 Gefolgsleute anwuchs. Am Anfang
mal wieder mit Mitgliedsausweisen, erhoffter
Beitragszahlung und dem ganzen Tralala: Im Laufe der
Zeit ließ man den Quatsch dann wieder sein und führte
zweckmäßigerweise nur eine Adressenliste. Trikots
ließ man beflocken und rief zudem die „Schwarz-Blaue
Legion“, als Oberbegriff erlebnisorientierter FSV-Fans ins Leben.

Es folgte nun eine Zeit, die aus Sicht der FSV Fan-Szene
die spektakulärste und umstrittenste Zeit war. Aber
nach 1973 e.V. war kein  anderer Fan-Club so aktiv und
erfolgreich wie „Schwarz-Blau/Bornheim`85“, wobei man
nach kurzer Dauer das „Bornheim`85“ wieder aus dem Namen
strich und wieder bei „Schwarz-Blau“ blieb.
                                                               
Die wilden Jahre

Die Orientierung des Fan-Clubs war ganz der Tradition von
„Schwarz-Blau“ folgend. Man sah sich als ein Bestandteil
der Hooliganszene – wenn auch als sehr kleiner Bestandteil.
Teile der gemäßigten FSV-Fans zogen von dieser Tendenz
verschreckt und schockiert aus und gründeten irgendwann
einmal den „Fan-Club für attraktive Spielweise und Fairneß“,
kurz „F.A.S.F.“ genannt. Das ist kein Scherz, die hießen wirklich so.  
Nach anfänglicher Belächlung, über Bedrohung kam es zu
Übergriffen seitens „Schwarz-Blau“ auf den in ihren Augen
als Kuttenclub gesehenen „F.A.S.F.“. So zogen diese es
dann vor den Standort bei den Heimspielen aus Sicherheitsgründen
von der Gegengeraden in die nördliche Kurve zu verlegen.
Doch nicht nur räumlich trennten „Schwarz-Blau“ und den eher
links angesiedelten „F.A.S.F.“ Welten. Daß zwischendurch von Jürgen
Eimer einmal der Fan-Club „Die Treuen“ gegründet wurde, sei
nur am Rande erwähnt, da er genauso schnell wieder  von der
Bildfläche verschwand und von uns nie so richtig ernst genommen wurde.
 
Doch weiter mit dem Wesentlichen: „Schwarz-Blau“ war zu
Hause und auswärts in der Regel mit 10-15 Personen präsent,
was natürlich von Gegner zu Gegner unterschiedlich war.
Einen besonderen Reiz stellte die Gemeinschaft und der
Erlebniswert des Fan-Clubs auch für Jugendliche dar, die bislang
mit dem FSV noch nichts am Hut hatten. Durch unzählige
gemeinsame Aktivitäten während des gesamten Freizeitbereichs,
gereifte der Club für viele zum Familienersatz, was dem
Zusammenhalt enorm dienlich war.
Auf die sportlichen Leistungen des FSV wollen wir hier jetzt
nicht näher eingehen, doch was „Schwarz-Blau“ in jener Zeit
mit seinen wenigen Leuten auf die Beine gestellt hat, fand
in der Szene Anerkennung. Die Gegengerade am Bornheimer
Hang wurde öfters zum Treffpunkt und Kontakthof für
„Sportsfreunde“ der verschiedensten Vereine. Das Spiel oftmals
Nebensache, spielte die Mannschaft schlecht, feierte
man sich selbst.Alkoholkonsum auf hohem Niveau erheiterte die Laune.

Ein inniges Verhältnis pflegte der Club außer zu den
Anhängern der SGE noch zu denen des SV Wiesbaden.
Neben persönlichen Verbundenheiten und ungezählten
gemeinsamen Feiern, kam auch immer ein Aktionsbündnis
zustande, wenn ein starker Gegner (z.B. OFC, Hessen Kassel usw.)
zu erwarten war. Ferner
traf man sich häufig mit Hools von Wormatia Worms. So
ist es zu erklären, dass „Schwarz-Blau“ die Fähigkeit
hatte viele Leute zu mobilisieren, wann es notwendig war.
Selbstverständlich unterstützte man im Gegenzug auch diese Vereine.

Eine ganz besondere Bedeutung  kam auch dem seit
August 1986 erscheinenden Fan-Magazin „Front-Bericht“
zu, das von den Aktivitäten von„Schwarz-Blau“ in besonderem
Stil berichtete und zudem stets Neuigkeiten aus der Szene parat hatte.
Sinn und Zweck diesen Heftes, welches in die ganze
Republik versandt wurde, war es uns bundesweit
bekannt zu machen, welches dank guter Aufmachung
auch bestens gelang. Der Front-Bericht
war in den Hooligankreisen äußerst begehrt, der
FSV Frankfurt damit immer im Gespräch.
 
Die von „Schwarz-Blau“ veranstalteten Fan-Club
Turniere der „unkonventionellen Art“(1987,1988),  sorgten
nochmals für einen Schub in Sachen Bekanntheitsgrad und vor
allen Dingen Achtung und Ansehen bei den Teilnehmern
(u.a. Presswerk Rüsselsheim, Adler-Front). Vom finanziellen
Überschuß ließen sich zudem noch einige Auswärtsfahrten
finanzieren. Der alten Tradition folgend spielte die eigene
Mannschaft wieder nur um die hinteren Ränge. Auch bei
Turnieren anderer Fan-Clubs änderte sich daran nichts.
Seinen wüsten Ruf erwarb sich „Schwarz-Blau“ in erster Linie
durch das Auftreten bei den Auswärtsspielen und mangelnder
Gastfreundschaftgegenüber mitgereister Anhänger anderer
Vereine auf heimischem Terrain. In der Ferne kam es in
schöner Regelmäßigkeit zu handfesten Auseinandersetzungen
mit Ordnungspersonal und Anhängern des gastgebenden Vereins.
Auslöser waren oft nur Kleinigkeiten oder
Provokationen – egal von welcher Seite – sofort ging das
Theater los. Hauerei, Polizei, Entsetzen allerseits. Immer wieder
die Forderung nach Stadionverboten. In den fußballerischen
Provinzen Hessens ließ es sich prima auf den Putz hauen.
Aber auch zu Spielen, wo es schon im Vorfeld gefährlich für
FSV-Fans war, wie eben in Offenbach oder Kassel, wurde
nicht gekniffen. Auch wennman mehr als einmal nur mit einer
gehörigen Portion Glück oder ein paar Schrammen davon
kam. Gerade das Überstehen derart brenzliger Situationen
schweißte die Jungs und Mädels von „Schwarz-Blau“ noch fester
zusammen und wurde wie ein Sieg des FSV gefeiert.

Dies ist sicherlich und zugegebenermaßen ein Punkt,
den man - wie so vieles – nicht nachvollziehen kann,
wenn man selbst zuvor noch nie in einer solchen Gemeinschaft war.
Aber jeder, der derlei Situationen bereits miterlebt und mitgefühlt hat,
kann dies mehr als verstehen. Man wird gepackt, man wird fasziniert.
Man spürt den Pulsschlag steigen und durchfliegt mental Sphären,
die man vorher noch nicht kannte. Das sind Erlebnisse,
die man später – auch bei mittlerweile geänderter
Denkweise -  nicht mehr missen möchte.
 
Schlusspfiff Nach 5 wilden Jahren nach der Fusion, vielen
Höhen und Tiefen in den mehr als 11 Jahres des
Bestehens von „Schwarz-Blau“ kam langsam,
aber zielstrebig das Ende – der vorläufige Schlusspfiff.

Polizei und Justiz ließen einigen „Recken“
keinen Zentimeter Spielraum mehr und die vielbeschworene
Gemeinschaft – ein unübersehbares Drogenproblem
hat sie bröckeln lassen. Wo man sich früher kollektiv
betrank, waren die Lager nun gespalten. Gespalten in
welche, die weiterhin nur trinken wollten und welche,
die kifften (usw.) was die Tüten hergaben. Es wuchs wieder
Gras auf den Stehrängen, aber diesesmal war es ein anderes.
Diese zwei Fraktionen waren einfach auf zu verschiedenen
Levels, zu unterschiedlich waren ihre Welten.

Ebenso sollte man auch nicht verleugnen, dass auch die
„Schwarz-Blauen“ so langsam älter wurden und
irgendwann von alleine den Absprung aus der Szene suchten.
Diejenigen, die diesen Absprung nie wollten, wagten oder
schafften – egal von welchem Verein  auch immer sie
sind – kamen zwangsläufig gesellschaftlich unter die Räder.

Ohnehin wurden die Rufe nach Stadionverboten immer
unüberhörbarer, Rufe die den FSV Frankfurt bisher nie
veranlassten „Schwarz-Blau“auszusperren. Doch
nun wurde auch dieses Eis viel dünner.

Ein letztes Aufbäumen, oder soll man sagen eine
Abschiedsvorstellung erster Güte war dann
das DFB-Pokalspiel im August 1990 gegen den
Zweitligisten Preußen Münster. Noch einmal mobilisierte
„Schwarz-Blau“ 30 Mann und lieferte sich noch einmal
mit den Gästefans  und der Polizei hitzige Gefechte – das wars.
Der letzte Frontbericht erschien im Oktober 1990!
 
FazitZusammenfassend muß man sagen, dass
„Schwarz-Blau“ den FSV Frankfurt in der Fan-Szene
ungeheuer bekannt und publik gemacht hat.
„Schwarz-Blau“ hat in den letzteren Jahren seines
Bestehens viele Schlagzeilen geliefert und somit
auch dafür gesorgt, dass der Verein im Gespräch
bleibt, was aufgrund der fehlenden
sportlichen Erfolge nicht immer der Fall war.
Gemessen an der geringen Zahl der Mitstreiter war
der selbstinszinierte Rummel und der Rummel
in den Medien gewaltig. „Schwarz-Blau“ stand
verständlicherweise oft in der Kritik
- intern und extern des eigenen Vereins und bei Menschen,
die diese Szene in der sich der Fan-Club bewegte,
nicht akzeptieren, sie nicht verstehen
oder begreifen konnten. Das wissen
und wussten wir sehr wohl.
Doch „Schwarz-Blau“ war ein Teil des Vereinsleben,
gemocht oder gehasst, aber unwiderruflich war der
Fan-Club fast 12 Jahre lang bei jedem
Spiel des FSV und prägte die Atmosphäre im Stadion.
                                                             
Und jeden von uns hat auch diese Zeit geprägt, sie
trägt  einen Teil zur  weiteren persönlichen Entwicklung
bei. Diese Entwicklung macht niemals
halt, ganz gleich in welche Richtung sie verläuft. Wir sind heute
soweit, daß wir uns lückenlos zu dem bekennen
was geschah. Daß wir froh sind eine
sehr bewegte Jugend verlebt zu haben und Dinge erleben
durften, von denen viele nicht mal träumen.

Aber wir sind auch soweit, um zu sagen, dass diese
Zeit vorbei ist und wir sie nicht wiederholen wollen.
Wir erinnern uns gerne an diese Zeit, doch wir
haben unsere Lehren aus ihr gezogen. Und heute gibt es
uns immer noch...