Dienstag, 20. Dezember 2011

Lustiges aus Freiburg

Dass die Presse mehr lügt als die Wahrheit schreibt ist bekannt. Kaum bekannt ist hierzulande, dass sie sich auch in der Sparte "Kabarett" verdient machen - zumindest in Deutschland. Gut, dort haben sie nur mehr oder weniger unlustige "Comedians", was für die Zeitungen bedeutet, hier eine Marktlücke ausfüllen zu können, aber manche Artikel sind sowas von lustig, dass man nicht weiss ob die Verfasser damit nur unterhalten wollen oder tatsächlich glauben, was sie da schreiben. So wie bei diesem nachfolgenden Artikel:


Plötzlich brennen die Pyros
Ein Bundesliga-Spieltag mitGabriel Winterer, seit zehn Jahren Leiter der Polizeieinsätze beiSpielen des SC Freiburg
Samstag, kurz nach zwei in Freiburg. Die Ruhe vor dem Sturm. Es ist ein ganz normaler Arbeitstag für Gabriel Winterer, der seit zehn Jahren als Leiter der Polizeieinsätze bei Spielen des SC Freiburg arbeitet. Gut, das Wetter ist nicht das Beste, doch wenigstens bleibt rund um die Fußballarena alles friedlich. Die ersten Anhänger von Borussia Dortmund sind um 12 Uhr bereits im Breisgau angekommen, die sogenannten Problemfans haben sich längst von den Beamten anstandslos in ihre Kurve im Badenova-Stadion geleiten lassen. Die beiden großen Zellen im Bauch der Südtribüne sind leer. Es ist angerichtet für das Spiel des Bundesliga-Letzten gegen den Deutschen Meister. „Noch ist alles ruhig“, sagt Polizeioberrat Winterer, „aber das kann sich immer schnell ändern.“ Er spricht aus Erfahrung, und er kann da noch nicht wissen, wie Recht er damit haben wird.
Winterer wird zwar ständig angefunkt im Vorfeld dieses letzten Spiels 2011, doch immer wenn er sich mit „Feldberg hört“ meldet, sind es Kleinigkeiten, um die der Chef sich kümmern muss. Auf den Gästerängen stehen die Dortmunder Fans, mit gelb-schwarzen Wollmützen und Schals gegen die bittere Kälte geschützt, und schwenken ihre Borussen-Fahnen. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß: Das alles sind Puzzleteile, die zusammengesetzt ein perfektes Krimi-Drehbuch ergeben.
Los geht es wenige Sekunden vor dem Anpfiff der zweiten Hälfte. Die Stimmung schlägt unvermittelt um und Gabriel Winterers düstere Prophezeiung wird wahr. Plötzlich überstrahlt im BVB-Block das Licht von zig grell-roten Fackeln das Schwarz und Gelb der dicht gedrängten Fans, die schnell in Rauch gehüllt sind. Das alles passiert direkt vor der Befehlsstelle, wo unterm Stadiondach die Polizei auf etlichen Monitoren die Bilder der vier Überwachungskameras verfolgt und analysiert. Heute allerdings können die Beamten nicht sofort reagieren. Es geht alles viel zu schnell – und ist erschreckend präzise geplant und vorbereitet.
„Das war eine von langer Hand organisierte Aktion“, sagt Winterer, der Leiter des Polizeireviers Freiburg-Süd ist, später. „Bereits vor dem Stadion wurden im großen Stil diese Wollmützen verkauft, die uns die Identifizierung erschwert haben, da alle gleich aussahen. Dann haben sich die Dortmunder Fans am Anfang der zweiten Halbzeit unter zwei großen Fahnen versteckt und mit Schals vermummt. Im Schutze dieser haben sie die kleinen Halter der Fahnen benutzt, um die Pyrotechnik zu zünden“, erzählt er weiter. „Insgesamt wurden 36 so genannte Bengalnebeltöpfe beziehungsweise Seenotrettungsfackeln gezündet, und zwei haben wir noch unverbraucht nach dem Spiel sichern können. Wenn Sie so wollen, haben wir damit 38 Verstöße nach dem Sprengstoffgesetz auf einen Schlag.“
Die Gefahren einer solchen „Feuershow“ seien immens, „von den gesundheitlichen Auswirkungen für die Leute, die mehrere Minuten in einer so engen Gruppe im dichten Rauch standen, mal ganz abgesehen“, sagt Winterer. Eine Seenotrettungsfackel, im Fanjargon Bengalo genannt, kann beispielsweise bis zu 2000 Grad heiß werden und ist nicht löschbar. „Das war schon eine sehr große Dimension“, seufzt Winterer. Sollten die Täter identifiziert werden, können Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft sowie eventuell bundesweite Stadionverbote auf sie zukommen.
Die Ermittlungen werden nun noch Wochen dauern. Die Videoaufzeichnungen werden ausgewertet, ehe mit Szenekundigen Beamten aus Dortmund die Täter im Idealfall bestimmt werden können. „Wir müssen Sekunde für Sekunde anschauen und suchen, ob wir was rauskriegen“, sagt der Freiburger Polizist. Die üblichen „kleineren Geschehnisse“, so Gabriel Winterer, wie Beleidigungen, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Betrunkene, ein Diebstahl von Fanutensilien des Gegners oder das Anspucken eines Polizisten rücken an einem solchen Tag schnell in der Hintergrund. An einem Bundesliga-Spieltag im beschaulichen Freiburg, der so ganz normal und friedlich begonnen hatte.