Freitag, 2. Dezember 2011

Beamte kosten viel - wieviel kostet die Gesellschaft ohne Beamte ?

Ehe ich mich zu ein paar Zeilen aufschwinge will ich euch eine Pressemeinung reinstellen:


Neues Volksblatt: "Beamte" von Markus EBERT

Utl.: Ausgabe vom 2. Dezember 2011 =

   Linz (OTS) - "Beamte kosten uns 28 Milliarden!", titelte gestern
die größte Zeitung des Landes. 
Nicht gesagter Umkehrschluss: Ohne Beamte sparen wir 28 Milliarden
Euro.
Beamte als Kostenfaktor: Auch in der aktuellen Spar- und
Reformdebatte werden die Mitarbeiter von Bund, Ländern und Gemeinden
von bestimmten Kreisen gerne an den medialen Pranger gestellt. 
Man sagte "Der Beamte" und meint die öffentlich Bediensteten, die
ganz gewiss etwas anderes sind als die Karikatur vom Bleistift
spitzenden, Ärmelschoner tragenden Staatsdiener, der sich in den
Tiefen des Apparats versteckt.
Im Gesundheitswesen, in der Pflege, in den Kindergärten und Schulen,
im Winterdienst der Gemeinde und und und: überall sind nach
pauschaler Definition "Beamte" tätig, in Wirklichkeit aber Menschen,
die genauso wie Beschäftigte in der Privatwirtschaft in ihrem Beruf
Tag für Tag ihr Bestes geben wollen. 
Es krankt nicht an den Menschen, es krankt am System, wie
Rechnungshofpräsident Moser gestern am Beispiel der Wiener und
Münchner Polizei aufgezeigt hat: Man halte eine Struktur aufrecht,
die nicht der Sicherheit, sondern die der Struktur diene, so Moser.
Und diese Struktur ist es, die zu viel Geld verschlingt.



Beamte gibt es ja bekanntlich auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Die kleine Gemeindesekretärin ist damit genauso gemeint wie der Herr Senatsrat oder die Frau Sektionschefin. Schauen wir uns jetzt weder erste noch letztere an sondern gehen zu den Landesbeamten - in diesem Falle dem Magistrat der Stadt Wien, laut Gesetz das Hilfsorgan der Wiener Stadt/Landesregierung, abhängig von der Funktion als Magistrat oder Amt der Wiener Landesregierung (da verschwimmen die Grenzen oft, da die Stadt Wien/das Land Wien sowohl Stadt(Gemeinde)gesetze als auch Landes- bzw. Bundesgesetze exekutieren muss. Gut, genug der Verwirrung.

Die Stadt Wien hat - saisonabhängig - bis zu 90.000 Mitarbeiter, davon 65.000 ständige. Beamte (dzt. etwa 30% der Gesamtbeschäftigtenzahl - pragmatisiert wird ja nicht mehr ausser bei Schlüsselpositionen - das sind pro Jahr 70 bis 80 Personen), Vertragsbedienstete und seit neuestem auch Kollektivvertragsbedienste in den ausgelagerten Betrieben. Das Magistrat umfasst neben vielen Verwaltungseinheiten auch die Gesundheitsversorgung ('Ärzte, Krankenschwestern, HelferInnen sowie mobile Pflegedienste), die Müllversorgung, die Stromversorgung, Gas, Wasser, die Feuerwehr sowie den Rettungsdienst. Ganz zu schweigen vom Öffentlichen Transportverkehr, den Wiener Linien. Dazu natürlich auch Wohn-, Strassen- und Brückenbau, Tunnels und Kanäle. Stellen wir uns mal vor, die Mistkübler (die eingespart werden) räumen Euch nicht mehr den Dreck weg, den unsere Wegwerfgesellschaft so täglich produziert. Stellt euch vor, die Mistkübler können nicht kommen, weil es keine Strassen gibt, auf denen ihre Wägen fahren oder sie können den Müll nirgends abliefern weil es keine Müllentsorgungsbetriebe gibt.

Oder ihr wollt ein Haus bauen. Wer gibt euch die Genehmigung dafür, wer leitet euch den Strom, das Gas, das Wasser und dergleichen ein, wie wird Baumaterial transportiert - ohne Strassen eher nicht möglich und, und, und. Interessant nicht ?

Ihr werdet krank. Tragisch, passiert aber. Nun gibt es nur leider kein Krankenhaus, keine Krankenwägen und keine Notärzte um euch zu heilen. Dumm gelaufen, gebt ihr halt den Löffel ab. Hauptsache ihr grölt jetzt dass "die Beamten" abgebaut werden müssen.

Und selbst wenn es so ist, dass die Verwaltung abgebaut werden muss, was passiert dann ? Diese Verwaltungseinheiten sorgen ja auch dafür, dass der innere Betrieb des Magistrats aufrecht erhalten bleibt, sorgen dafür, dass der operative Bereich Ressourcen hat und so weiter. Oder deppert ausgedrückt: wenn der Arzt keine Medikamente hat, kein Verbandsmaterial, keine chirurgischen Instrumente - was macht er dann ? Was macht ein Busfahrer ohne Bus ? Ein Feuerwehrmann ohne Ausrüstung ? Eine Stadt ohne Infrastruktur ? Oder wo wohnt ihr ? 90% der Wohnungen/Häuser gehören der Stadt Wien oder Tochterfirmen derselben. Grösster Bauträger in Wien ist die Stadt Wien, die auf diesem Wege natürlich auch für eine anhaltende Arbeitsplatzgarantie der Bauhackler der verschiedenen (privaten) Baufirmen und Zulieferbetriebe sorgt, die die Anschlüsse und technischen Endfertigungen erledigen. Gut, wenn man Installateur gelernt hat, blöd wenn es nichts zu installieren gibt, weil keiner baut. Gut, wenn man Automechaniker ist, blöd wenns keine Autos gibt, die man reparieren kann. Gut, dass es private Kurierdienste gibt, blöd wenn man nicht zustellen kann weils keine Strassen gibt. Tja, klingt lustig, ist es aber in Wirklichkeit nicht.

Kinder müssen zur Schule. Schulen gehören der Stadt Wien. Kindergärten übrigens auch, genauso die Tageshorte. Wo steckt ihr eure Kinder hin, während ihr Geld verdient (und es in die Kronenzeitung investiert), wer bringt euren Kindern Lesen und Schreiben bei oder sorgt für eine Ausbildung, hm ? Wer zahlt euch die Sozialhilfe, das Arbeitslosengeld, die Notstandshilfe oder das Kindergeld aus, wenns keine Beamten mehr gibt ? Die Fini Tant´? Ja ich weiss, der eine oder andere kann sich einen Privatleher leisten - nur ohne Universitäten (zu denen man ja eine gewisse Schulbildung braucht) gibts auch keine Privatlehrer. Blöd.

Öffentliche Sicherheit ist auch ein Thema. Ich bin jetzt nicht unbedingt ein Fan der Polizei wie man weiss, aber was passiert wenn es die auch komplett nicht gäbe ? Faustrecht ? Jeder rennt mit einer Waffe rum ? Rotten wir uns dann in aller Ruhe gegenseitig aus weil uns die Farbe vom Pulli des Nebenmannes nicht gefällt, die Tussi dort kreischt oder es einfach nur Freitag ist ?

Letzter Punkt ist natürlich noch folgender: was sollen die vielen "eingesparten" Beamten denn machen ? Sind - im Extremfalle Wiens dann mal 90.000 neue Arbeitslose die von den arbeitenden Mitmenschen erhalten werden müssen - da wird die nächste Lohnerhöhung für die Privatwirtschaft sicher sehr fett ausfallen und sich der Lebensstandart der Arbeiter und Angestellten enorm erhöhen, stimmts ? Oha nicht weiter nachgedacht - macht nichts, die Kronenzeitung tut es für euch !

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