Freitag, 17. Juni 2016

Aus einem Forum

Diesen Sommer kam es zu einer unglaublichen und noch nie dagewesenen Bankrotterklärung des Fußballsports in Österreich.

Spannungsfeld Erste Liga

Der SV Grödig, der schon seit zwei Jahren am Zahnfleisch geht, muss aus der Bundesliga absteigen. Wie es tatsächlich um den Klub steht, offenbart sich nach dem Abstieg, denn der Verein kann sich selbst die Erste Liga nicht mehr leisten und geht zum Nachteil des TSV Neumarkt, der dadurch als Viertletzter absteigen muss, in die Regionalliga West.

Der SV Austria Salzburg ging bereits während der Saison pleite. Verwunderlich, dass der Verein, der durch seine problematischen Fans bekannt ist, überhaupt eine Lizenz erhalten hat. Wozu macht denn die Bundesliga ein Lizenzierungsverfahren?

Der SK Austria Klagenfurt mit seinem nicht ganz unproblematischen Manager-Obmann konnte die Saison zwar sportlich erfolgreich beenden, erhielt aber wegen fehlender Sicherheiten für 2016/17 keine Lizenz mehr.

Von den verbliebenen Vereinen scheinen der Kapfenberger SV, der SC Wiener Neustadt, der Floridsdorfer AC und, wie das Lizenzierungsverfahren bewies, aus der SC Austria Lustenau nicht gerade auf Rosen gebettet zu sein. Man darf gespannt sein, ob alle die Saison überstehen.

Spannungsfeld Regionalligen

Im Osten hat der 1. SC Sollenau, der sich sportlich mit Anstand geschlagen hat, bereits im Vorfeld das Handtuch geschmissen und geht freiwillig vier Klassen tiefer in die 1. Klasse Süd. Immerhin haben die Sollenauer mit dem FCM Traiskirchen zumindest auf dem Papier einen Partner gefunden, der ihre Stelle einnimmt.

Dann wird es aber dramatisch, denn aus der burgenländischen Landesliga war kein Verein zu finden, der aufsteigen möchte. Meister SV Eberau verzichtete, die zweitplatzierten Amateure des SV Mattersburg dürfen aufgrund der Durchführungsbestimmungen nicht, der drittplatzierte UFC Purbach geht lieber feiwillig in die II. Liga und der Präsident des viertplatzierten ASK Draßburg, Christian Illedits, winkte dakend ab. Selbst Absteiger SV Obewart, der sich im Rahmen einer Spielgemeinschaft mit dem SV Eberau den Klassenerhalt bewahren hätte können, verzichtete darauf.

Nachdem es auch beim SV Wienerberg drunter und drüber geht und ein Verzicht näher zu liegen scheint, als ein Aufstieg – Thomas Koppitz hat gestern deshalb sogar eine Informationssperre bis 16. Juni verhängt – ist auch kein Geheimnis mehr.

Verbleibt als einziger Aufsteiger womöglich SC Mannsdorf. Der Dorfklub aus dem Marchfeld (369 Einwohner) scheint in die Fußstapfen des mittlerweile in die Versenkung verschwundenen SC Untersiebenbrunn treten zu wollen. Die Verantwortlichen haben offenbar eine Ölquelle gefunden, denn anders ist es nicht zu erklären, dass sie die Mannschaft mit ehemaligen Bundesliga- und Profispielern weiter kräftig aufrüsten.

Wenn ich mir dazu noch die Chaosklubs Wiener Sportclub und First Vienna FC, wo es zum offenen Infight zwischen Finanzier Richard Kristek und dem Rest des Vereins kam, wenn ich mir dazu noch die dubiosen Winkelzüge beim SC Ritzing ansehe, verbleibt neben den Amateurmannschaften nur mehr eine Hand voll Ostligaklubs, bei denen seriös gearbeiet wird.

Auch in der Regionalliga Mitte hat der ATUS Ferlach als Kärntner Meister, dankend auf den Aufstieg verzichtet. Seinen Platz nimmt nun der ATSV Wolfsberg ein. Wetten dass dies mit brüderlicher Unterstützung des Wolfsberger AC geschieht, der ja in dieser Saison den Klassenerhalt verpasst hat.

Nicht anders stellt sich die Situation in der Regionalliga West dar, wo der FC Bergheim als Salzburger Landesmeister auf den Aufstieg verzichtet hat. Seinen Platz wird nun mit dem Salzburger AK 1914 ein altbekannter Klub aus Staats- und Bundesligazeiten einnehmen, der wieder am Weg nach oben zu sein scheint.


Wie es in den Ligen darunter aussieht, darauf will ich garnicht eigehen.

Ich kann mich des Eindrucks nicht verwehren, dass die Vereine immer mehr für persönliche Eitelkeiten missbraucht werden und zu Spielwiesen lokaler Ortskaiser verkommen. Beim überlegenen steirischen Herbstmeister FC Piberstein Lankowitz gingen nach dem Tod des Gönners Hubert Scheer praktisch über Nacht die Lichter aus und wurde der Spielbetrieb eingestellt.

Wenn in dieser Form weiter agiert wird, wird auch jede Ligareform, egal ob die derzeitige oder die soeben beschlossene mit Bomben und Granaten in die Hosen gehen und der österreichische Fußball zur absoluten Lachnummer verkommen. Lösungen? Ich weiß auch keine, außer dass man einige Fußballplätze in blühende Gärten umwandelt, damit sich wenigstens das Auge erfreuen kann. Schließlich leben fast alle Vereine auch aus Geldern der öffentlichen Hand.