Dienstag, 8. Juli 2014

Populismus

Populismus zum Ersten Weltkrieg

 
Sie kommen wiederum heraus, die Populisten. Fordern Respekt für die Toten von Damals, wollen eine neue Form der Erinnerungskultur und feiern die Helden der beiden Weltkriege. Der Erste Weltkrieg ist nun fast hundert Jahre her, in wenigen Wochen gedenken wir der ersten Kampfhandlungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, welche von der Semliner Seite (heute Zemun) sowie Schiffen auf der Donau gegen die Hauptstadt des rebellischen Nachbarn abgegeben wurden.

In seinem Facebookauftritt äussert sich ein gewisser HC Strache noch zufrieden-lobend darüber, dass auch "spät aber doch das offizielle Österreich zumindest heuer der Toten der Kriege gedenkt".  Soweit ist dem ja nichts entgegenzusetzen ist doch eine gepflegte Erinnerungskultur der beste Schutz gegen eine Wiederholung solcher Vorgänge. Leider ist diese Erinnerungskultur in der österreichischen Gesellschaft nicht allzu tief verankert, kaum jemand will sich Gedanken darüber machen, was vor hundert Jahren so alles passiert ist.

Deswegen fällt es dem Durchschnittsbürger ja auch nicht wirklich auf, dass man einmal so und einmal so ausholt. Bestes Beispiel sind die Serben: einerseits werden sie als die Hauptschuldigen ("Sie haben ja den Thronfolger erschossen") am Krieg geortet andererseits buhlt man in Wahlzeiten mit dem Slogan "Liebe deinen Serben" oder stolz hochgehaltenen T-Shirts mit der Aufschrift "Kosovo ist Serbien" um diese Wählergruppe. Da ist dann schnell vergessen dass man die Serben eigentlich nicht mag, weil eben da dieser Vorfall vor hundert Jahren war. Und Österreich-Ungarn danach ein armes kleines Land war, das noch nichteinmal zu Deutschland durfte.

Heute ist man dem serbischen Nachbarn offenbar nicht mehr so krumm und befürwortet einerseits einen EU-Beitritt Serbiens als auch den Verbleib des Kosovos bei Serbien - letzter Überrest des Panslawismus, der letztendlich den Ersten Weltkrieg ausgelöst hat. In einem Gespräch mit Serbiens Präsident Nikolic im März dieses Jahres wurde diese Erklärung abgegeben und publiziert.

Was mich eigentlich ärgert und auch stutzig macht ist, dass ein Herr Strache einerseits bei Akademikerbällen (deutsch-)nationaler Studentenverbindungen redeschwingend auftritt andererseits aber genau dem erklärten Feindbild aller Deutschnationalen den Steigbügelhalter macht. Eigentlich unglaublich wie ich meine, da dreht man sich wie ein Fähnchen im Wind und hat dennoch immer noch Anhänger die diesem Spektakel - Politik kann man dazu ja nicht sagen - etwas abgewinnen können.

Aber vielleicht versteht man es als Migrantenkind besser, seine Meinung dem jeweiligen Gegenüber anzupassen.

"Strache" ist übrigens tschechisch und man kann es mit "Sprache" und allen seinen Formen übersetzen.

 



http://derstandard.at/3290627

http://www.heute.at/news/politik/art23660,957013