Sie kommen wiederum heraus, die
Populisten. Fordern Respekt für die Toten von Damals, wollen eine neue Form der
Erinnerungskultur und feiern die Helden der beiden Weltkriege. Der Erste
Weltkrieg ist nun fast hundert Jahre her, in wenigen Wochen gedenken wir der
ersten Kampfhandlungen zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, welche von der
Semliner Seite (heute Zemun) sowie Schiffen auf der Donau gegen die Hauptstadt
des rebellischen Nachbarn abgegeben wurden.
In seinem Facebookauftritt
äussert sich ein gewisser HC Strache noch zufrieden-lobend darüber, dass auch "spät aber doch das offizielle Österreich zumindest
heuer der Toten der Kriege gedenkt". Soweit
ist dem ja nichts entgegenzusetzen ist doch eine gepflegte Erinnerungskultur
der beste Schutz gegen eine Wiederholung solcher Vorgänge. Leider ist diese
Erinnerungskultur in der österreichischen Gesellschaft nicht allzu tief
verankert, kaum jemand will sich Gedanken darüber machen, was vor hundert
Jahren so alles passiert ist.
Deswegen fällt es dem
Durchschnittsbürger ja auch nicht wirklich auf, dass man einmal so und einmal
so ausholt. Bestes Beispiel sind die Serben: einerseits werden sie als die
Hauptschuldigen ("Sie haben ja den
Thronfolger erschossen") am
Krieg geortet andererseits buhlt man in Wahlzeiten mit dem Slogan "Liebe deinen Serben" oder stolz
hochgehaltenen T-Shirts mit der Aufschrift "Kosovo
ist Serbien" um diese Wählergruppe. Da ist dann schnell
vergessen dass man die Serben eigentlich nicht mag, weil eben da dieser Vorfall
vor hundert Jahren war. Und Österreich-Ungarn danach ein armes kleines Land
war, das noch nichteinmal zu Deutschland durfte.
Heute ist man dem serbischen
Nachbarn offenbar nicht mehr so krumm und befürwortet einerseits einen
EU-Beitritt Serbiens als auch den Verbleib des Kosovos bei Serbien - letzter
Überrest des Panslawismus, der letztendlich den Ersten Weltkrieg ausgelöst hat.
In einem Gespräch mit Serbiens Präsident Nikolic im März dieses Jahres wurde
diese Erklärung abgegeben und publiziert.
Was mich eigentlich ärgert und
auch stutzig macht ist, dass ein Herr Strache einerseits bei Akademikerbällen
(deutsch-)nationaler Studentenverbindungen redeschwingend auftritt andererseits
aber genau dem erklärten Feindbild aller Deutschnationalen den Steigbügelhalter
macht. Eigentlich unglaublich wie ich meine, da dreht man sich wie ein Fähnchen
im Wind und hat dennoch immer noch Anhänger die diesem Spektakel - Politik kann
man dazu ja nicht sagen - etwas abgewinnen können.
Aber vielleicht versteht man es als
Migrantenkind besser, seine Meinung dem jeweiligen Gegenüber anzupassen.
"Strache"
ist übrigens tschechisch und man kann es mit "Sprache"
und allen seinen Formen übersetzen.
http://derstandard.at/3290627
http://www.heute.at/news/politik/art23660,957013