Samstag, 12. Juli 2014

Einleitende Erläuterung

Heuer jährt sich - in knapp zwei Wochen ist es soweit - der hundertste Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Soweit so schlecht. Nun ist dies nicht nur mein persönlicher Blog sondern auch ein fussballbezogener, darum will ich Euch natürlich das fussballspezifische der Angelegenheit nicht vorenthalten. Serbien war ja damals ein wenig kleiner als heute (und damit meine ich das serbischer Kernland ohne Jugoslawien) und daher fussballtechnisch aufgeteilt. Die Stadt Beograd war damals eine Grenzstadt mit rund 100.000 Einwohnern, die sich auf das rechte Ufer rund um die historische Festung Kalemegdan beschränkte. Die heutigen Vororte Zemun, Novi Beograd und Paliluca waren k.u.k. Monarchie, genauer gesagt Transleithanien (also ungarische Reichshälfte). Das selbe galt auch für die Vojvodina von Szabadka (Subotica) über Ujvidek (Novi Sad), Zenta (Senta), Pancevo zum nördlichen Donauufer. Sie war Teil Syrmiens, welches nicht nur das heutige Serbien sondern auch die nördlichen Teile Kroatiens beinhaltete.
 
 
Hier entstanden die ältesten Vereine des heutigen Serbien (und Kroatien), die meist von der ungarischen Jugend gegründet wurden. Dies hatte natürlich den Hintergrund, dass die Ungarn als "herrschende Gruppe" das Know-How bzw. die Mittel dazu hatten und andererseits weil die Fussballtradition in Ungarn bis in die späten 70er und frühen 80er Jahre zurückging. Sie war damit älter als jene im Österreichischen Teil der Monarchie (ausgenommen der Tschechei, wo auch schon früher die Fussballbegeisterung einsetzte). Im eigentlichen Serbien wurde der erste Verein am 12. Mai 1896 gegründet, der SK Soko Beograd. Heute spielt er unter dem Namen BASK Beograd in der 3. Liga. Im Wappen des heutigen BASK befindet sich ein Falke der auf den ursprünglichen Namensgeber SOKO Bezug nimmt.
 
Nach serbischen Aufzeichnungen war der Subotičko sportsko društvo im Jahre 1898 der zweitälteste Verein des heutigen Serbiens. Genaueres konnte ich zu diesem Verein leider nicht erfahren, es gilt aber als gesichert, dass es ihn gab. Auf der Seite http://www.gradsubotica.co.rs/bunjevac-bohemija-hakoah/ findet man aber einige interessante Informationen.
 
Wenden wir uns aber wieder der damals ungarischen Gegend Serbiens zu. Ich habe hier einige Vereine - stellvertretend für alle anderen - herausgefischt, von denen ich relativ gesicherte Informationen bekommen konnte:
 
Radnicki Sombor (Zombori Munkas TE)
 
Die Stadt Sombor (Zombor) war von 1687 bis 1918 sowien 1941 bis 1944/45 Teil des Königreichs Ungarn. In dieser Zeit verdoppelte sich die Bevölkerung beinahe, heute hat Sombor rund 60.000 Einwohner, wobei diese Zahl noch von der Volkszählung 2007 datierte.
Fussball hat in Sombor eine lange Traditon. Radnicki Sombor wurde 1912 als Zomborski SK bzw. als Nachfolger des Zombori Munkas TE (1897) von Ungarn gegründet, benannte sich nach dem Ersten Weltkrieg in Radnicki Sombor um. Nach dem Krieg gelang es Sombor sogar, bis in die zweite jugoslawische Liga aufzusteigen, heute spielen sie in der Serbischen Liga Vojvodina, der dritten Leistungsstufe. Wie alle anderen Vereine in der ehemaligen ungarischen Vojvodina zählt auch Radnicki zu den ältesten im heutigen Serbien.
 










 
OFK Kikinda (Nagykikindai AC)
 
Der Verein wurde 1909 als Nagykikindai AC von ungarischen Studenten gegründet, die bereits seit 1886 auf ihren Schulen und Universitäten eine Form des englischen Assoziationsfussballs betrieben. Bis 1918 gehörte der NAC zu den erfolgreichsten Vereinen der (ungarischen) Vojvodina. Das Ende des Ersten Weltkrieges beendete auch die ungarische Herrschaft und der NAC wurde in weiterer Folge mehrmals umbenannt: zuerst in KAC (Kikinda AC), danach in Srbija (Kikinda) sowie Sloga Kikinda. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Verein in OFK Kikinda umbenannt. Derzeit spielen sie in der Liga Vojvodina Ost, welche die vierte Leistungsstufe darstellt. Der Verein zählt zu den ältesten im heutigen Serbien.
 

FK Senta (Szentai Atletikai Klub) 1905

 
Bis 1918 war dieser Teil Serbiens noch ungarische Reichshälfte. Der SAK entstand im Jahre 1905 aus dem noch älteren 1882 gegründeten Allroundverein ähnlichen Namens (Zentai Ateltikai Klub 1882 oder ZAK). Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges nahm er an der ungarischen Liga teil, nach 1918 spielte der FK Senta in der jugoslawischen Liga, wobei er es bis in die zweite Leistungsstufe schaffte. Derzeit pendelt er zwischen dritter und vierter Liga (Vojvodina) herum. Er gehört zu den ältesten Vereinen im heutigen Serbien. Bis heute sind rund 81% der 25.000 Einwohner ungarischstämmig. Das erklärt sich daraus, dass die Stadt seit 1246 – mit Unterbrechung durch die osmanische Besetzung – bis 1918 Teil Ungarns war. (Komitat Csanad). Bekannt ist die Stadt bei uns durch die Schlacht von Zenta vom 11. September 1697, welche die Türkengefahr für Wien endgültig beendete. Diese Schlacht ware in Massaker an den Türken, rund 30.000 der 100.000 Kämpfer, angeschlossen daran waren auch ungarische Freischärler die sogenannten „Kuruzzen“, wurden getötet, davon ertranken alleine 10.000 in der Theiß. Die kaiserlichen Truppen verloren 429 Männer. Beim Boxeraufstand 1900 war ein geschützter Kreuzer gleichen Namens in die Kämpfe in China verwickelt. Zur Gemeinde Senta gehören noch folgende Dörfer:










 
 
 
FK Backa 1901 (Bácska Szabadkai Athlétikai Club)
 
Der FK Backa (Suboticka) wurde am 3, August 1901 im damaligen Szabatka, einer kleinen Stadt – heute Grenzstadt zwischen Ungarn und Serbien – von fussballbegeisterten Jugendlichen gegründet. Bis 1918 spielte er ungarische Meisterschaft, danach in der jugoslawischen Liga. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er mehrmals umbenannt und ist heute in der vierten Liga angesiedelt. Subotica ist heute mit rund 97.000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt der Vojvodina. Szabatka (welches sich aus dem 1391 erstmals urkundlich erwähnten Zabatka ableitete) heisst übersetzt soviel wie „unabhängiges freies Städtchen“, der serbische Name leitet sich vom Wochentag Samstag ab. In Subotica selber gibt es den prominenteren Erstlegisten Namens Spartak Subotica.
 

Ich will mich aber naturgemäss nicht nur mit den alten ungarischen Vereinen Serbiens beschäftigen sondern auch die komplette serbischen Fankultur ein wenig durchleuchten, vor allem jene abseits der grossen, jedem bekannten Vereinen Partizan, Zvezda, Vojvodina etc. Auch die bekannteren Belgrader Vereine werde ich nur kurz streifen, man findet sie in diesem Blog ohnehin schon mehrmals. In diesem Sinne: Viel Spass beim Durchstöbern der nächsten Artikel.