Sonntag, 20. Januar 2013

Weiter gehts mit Fortuna Düsseldorf



Fortuna Düsseldorf bekennt sich zur Fankultur
fortuna_aufstieg_2012Meine Güte, ist das alles komplex und vielschichtig mit diesem Scheißfußball! Da denkst du, du weißt, und dann kommt alles anders. Zum Glück fällt es mir leicht zuzugeben, wenn ich mich geirrt habe. Noch am Sonntag nach dem deprimierenden Aufenthalt beim Stadtwerke-Wintercup war ich sicher, dass die F95-Funktionäre uns Fans wieder verarschen – denn weder hatte das versprochene Gespräch mit dem Vorstand stattgefunden, noch gab es eine entsprechende Ankündigung. Und heute kam dann die gemeinsame Erklärung von Verein und Fans, die aus einer Sitzung am Montagabend entstanden ist. Ich gestehe weiterhin, dass mich den ganzen Tag über eine gewisse Skepsis begleitet hat. Aber je mehr Stimmen ich einfange und je mehr ich drübernachdenke, desto stärker muss ich anerkennen: Ja, das ist ein gutes Ergebnis für die aktive Fanszene.
Hier (F95-Forum) und hier (F95-Website) kann man den Text nachlesen. Die Medien berichten positiv, und auf WDR2 nannte ein Sprecher die Einigung “ungewöhnlich”. Auch wenn ich nach wie vor nicht einverstanden bin, wenn im Zusammenhang mit dem DFL-Sicherheitskonzept von “Ängsten” der Fans (Bei mir war’s rote Wut!) gesprochen wird, hat der Vorstand gegenüber organisierten Fans doch erhebliche Zugeständnisse gemacht und diese schriftlich fixieren lassen. Damit können sich alle interessierten Anhänger der Düsseldorfer Fortuna im Zweifelsfall immer auf klare Absprachen berufen. Mein schuldbewusster Dank geht an alle Beteiligten.
Aber während diverse Medien sich lobend zu diesem Vorgang geäußert haben, lief gleichzeitig auf zwei Kanälen eine orchestrierte Berichterstattung über den angeblichen Versuch der “Hooligans”, die Macht in der Kurve zu übernehmen. Ausgangspunkt war hier ein Statement der Ultras Düsseldorf, das hier ausnahmsweise in voller Länge mit einem nachgeschobenen Hinweis dokumentiert werden soll:
Gruppeninfo 2013
+++Kurzer Hinweis+++
Wir weisen hiermit ausdrücklich darauf hin, dass die Entscheidung für eine nun vorgenommenen Auszeit zu diesem Zeitpunkt nicht in Konflikten innerhalb der Fanszene zu suchen ist, sondern in internen und strukturellen Gründen!
Wir bitten darum, auf weitere Spekulationen und Mutmaßungen zu verzichten und die von uns eingeforderte Ruhe rund um unsere Gruppe und insbesondere um unseren ehemaligen Vorsänger zu respektieren. Auch seine Schaffenspause ist eine vorläufig persönliche und wir sind alle froh, dass er immer noch im Umfeld unserer Gruppe bei uns steht.
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Wir haben als Gruppe die Winterpause genutzt, um die gesamte Hinrunde der laufenden Spielzeit aus unserer Sicht zu reflektieren. Wir wollen euch hiermit über die daraus entstehenden Konsequenzen frühzeitig informieren und euch diese kurz mit ein paar offenen Worten erläutern.
Bei den verschiedenen Treffen sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass wir derzeit leider die an uns selber gesetzten Maßstäbe an eine funktionierende Gruppe weder intern noch in Hinblick auf unser Engagement erfüllen können.
Der rasante Aufstieg unseres Vereins von der Oberliga bis in die Bundesliga und die daraus resultierenden veränderten Rahmenbedingungen wie die massiv gestiegenen Zuschauerzahlen haben uns als Gruppe klar an unsere Grenzen gebracht. Die Bewältigung des Alltagsgeschäfts ‘Bundesliga’ und der damit entstehende Druck auf unsere Gruppe hat uns immer weniger Zeit dafür gelassen, dringend notwendige strukturelle Veränderungen anzupacken und interne Unstimmigkeiten zu regeln. Das alles ist allerdings notwendig, um unserer Fortuna die Unterstützung liefern zu können, die sie verdient und um uns den Spaß an der Sache endlich wiederzubringen.
Daher haben wir beschlossen bis auf weiteres unsere organisierten Gruppenaktivitäten im Stadion einzustellen, um mehr Kraft und Zeit für diese Aufgaben zu erhalten.
Dies ist ausdrücklich keine Fortsetzung des 12:12-Boykotts, da wir dahingehend auf lokaler Ebene bisher nur positive Signale erhalten haben. Im Gegenteil: Selbstverständlich werden wir als Einzelpersonen und Fortunafans die Spiele unserer Mannschaft weiterhin besuchen und diese auch wieder bestmöglich – allerdings ohne Vorsänger – unterstützen. Zusätzlich wird bei Heimspielen anstelle des Ultras-Banners die große ‘Fortuna-Fans’ Fahne hängen.
Wir hoffen, dass wir gestärkt aus unserer Schaffenspause hervorgehen und dass wir alle unser Team im wichtigen Spiel gegen Augsburg zum Sieg schreien können.
Ultras Düsseldorf 2000 im Januar 2013 [Quelle: Website von UD]
Und als ob sie einen entsprechenden Artikel bereits in der Schublade hätte, machte RP Online heute vormittag mit der reißerischen Überschrift “Ultras im Machtkampf mit Alt-Hooligans” auf. Veranwortlich zeichnen der ewige Fußballschreiber Bernd Jolitz und der Volontär Peter Böttner, der bisher noch nie über die Fortuna geschrieben hat. Dem hat nach eigenen Aussagen im Text jemand “aus Ultra-Kreisen” gesteckt, dass die Düsseldorfer Ultras sich wegen eines Machtkampfs zurückzögen.
Blöd nur, dass wenige Stunden später das ehemalige Magazin für Fußballkultur einen langen Beitrag über die Düsseldorfer Szene unter der noch reißerischeren Headline “Comeback der Gewalt” brachte, der von einem gewissen Johannes Malzcaks verfertigt wurde, von dem bislang noch nie eine Veröffentlichung erschienen ist. Dessen hanebüchenes Stück bringt jede Menge Fakten und versucht anhand von Äußerungen im Fortuna-Fan-Forum, diversen Zeitungsausschnitten und jeder Menge Mutmaßungen nachzuweisen, dass die Düsseldorfer Kurve kurz vor der Machtübernahme durch die Nazis steht.
Angeführt werden ALLE Vorfälle der letzte zwei Jahren, während der Neonazis in irgendeiner Form im Stadion sichtbar geworden sind. Behauptet wird, Stadion-DJ Opa sei im Dezember von Rechtsradikalen angegriffen worden, was dieser selbst seinerzeit deutlich dementiert hatte. Außerdem wird eine Schlägerei vor dem Auswärtsspiel in Mainz im Oktober dargestellt als Zusammenschlagen des ehemaligen Ultra-Kapos Niko durch Hooligans. Ebendiesem Niko geht diese ganze Gerüchterei mittlerweile derart auf den Nerv, dass er heute auf Facebook folgendes Statement absetzte:
bevor ich noch tausend weitere privat Nachrichten bekomme:nein ich hab mich nicht aus dem Stadion drängen lassen!die Entscheidung als vorsänger aufzuhören lag allein bei mir!mich kotzt es an hier gerade für die presse als Spielball zu dienen nur weil denen gerade nix einfällt worüber man schreiben kann.mein Rückzug beruht auf persönlichen gründen die keinen zu interessieren haben und aus noch einem anderen wichtigen Grund nämlich das ich gerne meine ruhe haben möchte. ich bitte dies zu akzeptieren und sämtliche Spekulationen um meine Person einzustellen. da ich, für manche überraschend, auch ein Privatleben habe.danke [Quelle: Facebook]
Ziel beider Artikel ist offensichtlich das Konstrukt “Düsseldorf United”, dass als loser Verbund unterschiedlichster Fangruppierungen im Umfeld der 12:12-Aktion entstanden ist. Vereint in der Ablehnung des DFL-Sicherheitskonzepts und im Ärger über das Verhalten der F95-Funktionäre haben sich so heterogene Gruppen wie UD (Ultras), Block 160 (Ex-Ultras) und BWD (Ex-Hooligans) in etlichen Gesprächen zusammengerauft – ein Umstand, den der Autor des 11Freund-Beitrags als Zeichen der Machtübernahme werten möchte.
Nicht wenige Personen und Gruppen haben großes Interesse daran, die Einigkeit der Fanszene zu verhindern. Einerseits um im machiavellistischen Sinne lieber mit einer durch Spaltung geschwächten Fanszene zu tun zu haben, andererseits um den eigenen Einfluss in der Fanszene aufrecht zu erhalten. Die Umstände der genannten Veröffentlichungen legen den Verdacht nah, dass diese genau von solch interessierten Kreisen lanciert wurden. Ja, vorsdtellbar ist auch, dass beide Artikel aus derselben Tastatur stammen und die Verfasser lediglich vorgeschoben wurden.
So verwirrend die Lage sich über den Tag hinweg entwickelte, so erfreulich gestaltete er sich letztlich aber auch durch den neuen Song des Düsseldorfer Rappers JayJay, der sich in seinem neuesten Ding zu dem ganzen Hickhack der letzten Monate klar, deutlich und völlig zutreffend äußerte. In der Zustimmung dazu war sich die Fanszene dann am Ende doch weitestgehend einig.

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