Uploaded with ImageShack.us
"Ein dritter Rang ist nicht ausgeschlossen"Rapid
Präsident Rudolf Edlinger spricht über den Stadionausbau, warum man in der
Europa-League auch nach dem Umbau auswandern könnte und erklärt, wo ihm die
Augen rausfallen.
Der Umbau des Stadions, die
Errichtung eines Trainingszentrums, sowie die Verlegung der Akademie. Bei Rapid
bleibt im wahrsten Sinne des Wortes kein Stein auf dem anderen. Jetzt beginnt
man mit der Planung des Hanappi-Umbaus. Präsident Rudolf Edlinger spricht über
die kommenden Aufgaben, die architektonischen Hürden, sowie die Perlen, die auf
Rapid im Happel-Stadion warten.
Herr
Edlinger, ist es die Investition, die sie sich vorgestellt haben und mit der
Sie zufrieden sind? Oder haben sie auch - aufgrund der anstehenden
Stadionsperre - Angst vor Problemen ?
Rudolf Edlinger: Während
der Bauzeit wird es klüger sein, die Spiele anderswo auszutragen. Denn selbst
wenn es technisch möglich wäre in Etappen zu bauen, würde das die Bauzeit
verlängern. Eine verlängerte Bauzeit bedeutet wiederum höhere Kosten, wir
wollen allerdings möglichst rationell bauen, das ist selbstverständlich. Daher
werden die Spiele während des Baus woanders ausgetragen.
Ich glaube, dass die
Investition eine solide ist, die weit in die Zukunft hineinreicht. Wir bekommen
im Prater ein wunderbares Trainingszentrum, wo wir die während der Euro 2008
sanierten Plätze und Räume nutzen können, wobei es dort auch noch zu ergänzenden
Bauten kommen muss. Dass wir die Akademie ins Hanappi verlegen, ist für unsere
Jungen ganz wichtig, da sie hier im Westen von Wien in die Schule gehen. Sie
ersparen sich somit die Fahrzeit in die Südstadt, sprich nach Niederösterreich.
Wir konzentrieren also hier die Akademie und sanieren das Stadion, versuchen es
auf ein Maximum auszubauen - wobei wir die Zahl erst festlegen müssen. Der
Standort hier wird gesichert und unsere Zielsetzung, dass Rapid und Hütteldorf
eine Einheit darstellen, wird dokumentiert.
Der Standort hier wird gesichert und unsere Zielsetzung, dass
Rapid und Hütteldorf eine Einheit darstellen, wird dokumentiert.
Rudolf Edlinger
War
die heutige Entscheidung für Sie überraschend, oder wussten sie schon im
Vorhinein davon?
Selbstverständlich, es wurde
ja mit uns geplant. Nur, dass es exakt heute ist, war abhängig vom Stadtsenat.
Niemand konnte wissen, ob die heute im Stadtsenat das beschließen. Es ist ja in
Wien keine 'monokolore' Regierung mehr. Es musste ja innerhalb der Regierungskoalition
eine Vereinbarung zwischen Rot und Grün getroffen werden. Das kann man nicht
voraussagen. Nach meiner Information hat man sich Montag um ein Uhr nachts
darauf geeinigt, dass es am Dienstag-Vormittag auf die Tagesordnung gekommen
ist.
Wie
lange mussten Sie auf den Entscheid warten?
Es war ganz normal
vorbereitet, es haben alle gewusst. Nur wie dann eine Entscheidung in einem
Gremium ausfällt - ich kenne die Politik, da kann Verschiedenes passieren.
Jetzt ist der Stadtsenatbeschluss da, jetzt kann ich mir nicht vorstellen, dass
der Gemeinderat einen Stadtsbeschluss nicht beschließt. Weil es dort die
gleiche Mehrheit gibt.
Wird
man jemals erfahren, wie viel der Umbau der SK Rapid kosten wird? Geht man
dabei transparent vor?
Das werden wir zeitgerecht
sagen. Jede Zahl, die ich jetzt sage, ist Kaffeesud. Es kommt auch darauf an,
wie macht man etwas. Male ich den VIP-Klub nur aus, oder verlege ich Marmor -
nur als Beispiel.
Ist
es fix, dass die Ecken im Hanappi-Stadion zugemacht werden?
Da stellt sich die Frage, ob
das geht. Das ist eine Kostenfrage, da man die Dächer versetzen muss. Das liegt
an der Statik, da die Dächer bei uns nicht auf den Tribünen aufsitzen. Das
steht wie eine Hängebrücke.
Auch ein dritter Rang ist nicht ausgeschlossen.
Rudolf Edlinger
Ist
ein dritter Rang ausgeschlossen?
Ausgeschlossen ist es nicht,
es gibt solche Überlegungen. Aber die Leute sind dann schon sehr weit weg. Das
sind Frage der Architekten.
Wie
schnell wollen sie eine Entscheidung der Architekten?
In dem Moment, wo wir
Eigentümer sind. Das sind wir ab 1. Juli 2012. Mit dem letzten Spiel der Saison
2012/2013 wollen wir Baubeginn haben. Nach Schätzungen der Baudirektion Wien
ist der Umbau in elf bis 13 Monaten herstellbar. Da würde man maximal eine
Saison im Hanappi verlieren. Da muss dann zügig gebaut werden und man könnte
keine Rücksicht auf den Spielplan der Bundesliga nehmen.
Kann
man damit rechnen, dass man die komplette Saison in dem anderen Stadion spielt?
Das kann ich noch nicht sagen.
Vielleicht können Sie mich in einem halben Jahr noch mal fragen? Dann weiß ich
alles genau, dann haben wir einen exakten Zeitplan.
Stichwort
Europa-League. Würde man trotz des Ausbaus noch ins Happel-Stadion ausweichen?
Das kommt auf die Gegner an.
Wenn wir solche Gegner wie beim letzten Mal bekommen (Gegner waren etwa der
HSV, Besiktas Istanbul, FC Porto, Celtic Glasgow, Anm.), dann werden wir ins
Happel-Stadion ausweichen, weil wir dann 50.000 Rapid-Fans die Möglichkeit bieten
können, dass sie das Spiel sehen und nicht "nur" 20.000 oder 22.000
Zusehen, je nach dem, wie viel dann in das neue Hanappi gehen. Sind es weniger
attraktive Gegner, werden wir im Hanappi genug Platz vorfinden. Die
Qualifikationsspiele haben wir ja auch immer hier ausgetragen. Das entscheiden
wir von Fall zu Fall. Stellen sie sich vor, wir werden gegen den FC Barcelona
gelost.
Wie
sieht es bei den Derby aus?
Da werden schon wieder Märchen
erzählt. Wir haben gesagt, die beiden nächsten Heimspiele gegen die Austria
finden im Happel-Stadion statt. Danach kehren wir wieder ins Hanappi-Stadion
zurück. Wir haben die Auflage vom Senat, wenn 'nur' eine Kleinigkeit passiert,
gibt es Geisterspiele. Auch eine Kleinigkeit passiert schnell. Daher habe ich
entschieden, dass die ersten beiden Spiele, was eine Grundlage zur Reduzierung
der Geisterspiele war, im Happel-Stadion stattfinden.
Ich dachte, mir fallen die Augen raus. Solche Kabinen habe ich
zum letzten Mal beim FC Barcelona gesehen, als ich dort bei einer Exkursion als
Finanzminister dabei war.
Rudolf Edlinger
Sie
sprachen von der Nachhaltigkeit der Euro 2008-Projekte im Prater. Wie war das
gemeint?
Sie müssen sich diese Kabinen,
die wir dort bekommen ansehen. Ich dachte, mir fallen die Augen raus. Solche
Kabinen habe ich zum letzten Mal beim FC Barcelona gesehen, als ich dort bei
einer Exkursion als Finanzminister dabei war. Das ist Luxus. Natürlich müssen
wir verschiedenes adaptieren. Wir brauchen Therapieräume, Kraftkammer,
Wäscherei. Diese Adaptierungen macht allerdings der Betreiber, dort sind wir
nur Mieter.
Rapid - Austria: "Wir brauchen einander"
Vor
dem 300. Wiener Derby erklären die Klub-Bosse Edlinger und Katzian die
Bedeutung der Rivalität.
Wie lautet die Farbenlehre
eines Derbys? Grün (Rapid) + Violett
(Austria) = Rot (SPÖ). In der
Gewerkschaftszentrale der GPA spielen Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger und
Gewerkschaftsboss Wolfgang Katzian vor dem 300. Wiener Derby für den KURIER den
präsidialen Doppelpass.
KURIER:
Können Sie sich noch an Ihr erstes Derby erinnern?
Wolfgang
Katzian: Ich war 13 und schon Austrianer, als ich 1969 mit meinem
Vater das legendäre 6:0 gesehen habe.
Rudolf Edlinger:
Ich
wurde Rapidler wegen meines Onkels. Er hat im Rapid-Nachwuchs gespielt und mich
auf die Pfarrwiese mitgenommen. Mein erstes Derby war das legendäre 7:5 von
1950.
Warum
wird Ihr Klub das 300. Derby gewinnen?
Katzian: Wir
sind gut gestartet, haben einen hungrigen Trainer. Und alle wollen beweisen,
dass es auch ohne Junuzovic und Barazite geht.
Edlinger: Ganz
einfach: Weil wir besser sind.
Ist
das 300. Derby etwas Besonderes?
Edlinger: Ein
Jubiläum ist immer etwas Besonderes. Und wir werden mehr Zuschauer haben als im
St. Hanappi, oder im ... ( grinst Katzian an ) wie heißt euer Stadion jetzt?
Ich vergess` das immer.
Sind
Sie stolz, Austria-Präsident bei der Nr. 300 zu sein?
Katzian: Ich
bin generell stolz, Austria-Präsident zu sein. International gibt es nicht so
viele Stadtderbys wie in Wien. Rapid – Austria ist ein Stück Sportkultur dieser
Stadt.
"Dann hat das Spiel die
Stimmung einer Kinderjause."
Waren
Derbys früher brisanter als jetzt?
Katzian: Brisant
waren Derbys immer. Ich bin aufgewachsen mit einer Derbykultur, wo der Schmäh
g`rennt ist. Die extreme Aggressivität unter den Fans ist jetzt anders.
Edlinger: Man
glorifiziert gerne die Vergangenheit. Emotionen hat es immer gegeben, bei den
Fans hat sich aber leider ein Aggressionspotenzial entwickelt. Hier werden
Individualprobleme in eine Masse eingepackt.
Gibt
es dafür Lösungen?
Katzian: Es
handelt sich um ein gesellschaftliches Problem. Ich finde es billig, wenn
gefordert wird: Die Vereine müssen ihre Fans in den Griff bekommen, ohne an das
Rundherum zu denken. Wir investieren sehr viel in diese Arbeit, haben
rechtsextreme Umtriebe gemeldet. Und dann hörst du von der Justiz, das wäre nur
eine besoffene Geschichte gewesen.
Fühlt
sich auch Rapid von Legislative und Exekutive im Stich gelassen?
Edlinger: Einerseits
gebe ich dem Kollegen Katzian recht. Umgekehrt schießt die Justiz auch manchmal
übers Ziel. Wenn eine zu verurteilende Aktion am Westbahnhof als
Landfriedensbruch judiziert wird und selbst Leute, denen man nichts beweisen
kann, verurteilt werden, dann finde ich das überzogen. Auf jeden Fall will ich
keine englischen Verhältnisse.
Warum?
Edlinger: Weil
über den Ticketpreis der Zugang ins Stadion geregelt und einzelne Schichten
ausgeschlossen werden. Dann hat das Spiel die Stimmung einer Kinderjause.
"Außerdem können wir
einen großen Klub nicht mit der Struktur eines Kegelvereins führen."
Welche
Bedeutung hat der Erzrivale für Sie?
Edlinger: Wir
brauchen einander. Rapid braucht die Austria und umgekehrt. Es ist ja d a s
Derby. Ohne den Zweiten fehlt die Brisanz. Wenn die Austria am Abgrund stünde
und ich könnte helfen, würde ich es tun. Dafür sage ich auch deutlich: Ohne die
stille Unterstützung von Michael Häupl, als die Bank Austria ausgestiegen ist,
würde es Rapid nicht mehr geben. Auch wenn der Herr Bürgermeister ein Violetter
ist. Aber nicht jeder kann etwas von Fußball verstehen (lacht).
Die
Stadt Wien ist eine Lebensversicherung für beide?
Katzian: Nach
Stronach hat uns natürlich die Stadt Wien bei der Akademie geholfen. Das war
für die Lizenz unbedingt notwendig! Allein hätten wir die Situation nur schwer
gemeistert.
Edlinger: Zum
einen helfen die Städte und Gebietskörperschaften überall. Zum Zweiten darf es
nicht so wirken, als wären Klubs Parasiten. Rapid ist auch ein großer
Steuerzahler mit über zehn Millionen Euro pro Jahr.
Katzian: Abgesehen
von unserer Leistung an der Gesellschaft. Wir erfüllen auch einen sozialen
Auftrag.
Wie
weit funktioniert ein Fußballklub wie ein Wirtschaftsbetrieb?
Katzian: Ohne
Strukturänderung zur AG hätte ich das Präsidentenamt nicht angenommen. Ich kann
nicht ein voll haftender Präsident sein und gleichzeitig meinem Beruf
nachgehen. Außerdem können wir einen großen Klub nicht mit der Struktur eines
Kegelvereins führen.
Edlinger: Wir
sind schon ein klassischer Verein, der allerdings seine wirtschaftlichen
Tätigkeiten ausgelagert hat.
Zeitlich
versetzt sind und waren negatives Eigenkapital und Spielerverkäufe bei beiden
Klubs ein großes Thema. Geht es nur so?
Edlinger: Das
ist auch international üblich. Ich möchte einen Betrieb unserer Größe sehen,
der völlig ohne Fremdkapital arbeitet.
"Jetzt ist die Austria
wieder ein würdiger Gegner."
Ist
der Fußball politisch?
Katzian: Fußball
wurde durch die Politik oft instrumentalisiert, da wurden sogar Kriege darauf
aufgehängt. Mir ist bei der Austria wichtig, dass Parteipolitik keine Rolle
spielt.
Edlinger: Mir
auch. Im Klub sollten die Leute in erster Linie Rapidler sein, erst in zweiter
Linie politisch aktiv. Und da haben wir von fast allen Parteien jemand dabei.
Katzian: Wir
auch.
Edlinger: Wir
integrieren Migrantenkinder. Der Fußball ist ein Transportmittel, um
gesellschaftspolitische Ziele wie Toleranz und Anti-Rassismus zu erreichen.
Katzian: Der
Fußball kann auch lehren, dass es Rivalität gibt, ohne sich zu prügeln.
Insofern ist der Fußball sicher politisch.
Was
war die für Sie schwierigste Situation im Amt?
Katzian: Das
war sicherlich im Frühjahr 2011, mich nach dem 0:4 im Cup gegen Lustenau an den
Zaun zu den erbosten Fans zu stellen. Es war auch kein Leichtes, gegen Bilbao
zum Mikrofon zu greifen, damit der bevorstehende Spielabbruch noch verhindert
wird.
Edlinger: Wirklich
tief getroffen hat mich der Platzsturm vom 22. Mai. Ich habe für vieles
Verständnis – aber da wurde der Rubikon, also die Grenze zum Spielfeld,
überschritten. Noch dazu mit einer sinnlosen Aktion, die Rapid großen Schaden
zufügte, auch wirtschaftlich. Nach diesem brutalen Schlag gegen den Klub und
das Bemühen seiner Führung habe ich meinen Rücktritt überlegt.
Was
sagen Sie zum Boykott der organisierten Fans?
Edlinger: Ich
bin ja absolut für das Hanappi-Stadion, aber diese Fans vergessen
Entscheidendes: Wenn in den beiden Heim-Derbys etwas passiert, gibt’s noch ein
Geisterspiel. Das wäre ruinös! Und im Happel-Stadion sind durch die Weite
Probleme viel weniger wahrscheinlich.
Was
würden Sie als Präsident nie durchgehen lassen?
Katzian: Es
muss wirtschaftlich alles sauber bleiben. Ich habe nach Stronach gesagt, wir
machen alles anders, aber sein Controlling bleibt. Und: Ich kämpfe gegen
Rechtsextremismus.
Edlinger: Ich
stimme voll zu.
Worum
beneiden Sie Ihr Gegenüber?
Katzian: Ich
beneide ihn um nichts, aber ich bewundere ihn für seine hervorragende Arbeit
bei Rapid.
Edlinger: Ich
schätze den Herrn Katzian sehr. Er hat die Austria aus der Umklammerung unter
Stronach, von dem nichts Nachhaltiges geblieben ist, befreit. Diese
Auslieferung eines Klubs an einen großen Geldgeber zerstört die Fan-Bindung und
auch den Fußball-Markt.
Katzian: ...
und die eigene Klubgeschichte.
Edlinger: Jetzt
ist die Austria wieder ein würdiger Gegner.