Mittwoch, 30. November 2011

Schließung der „Lenzstube“ beendet ein Stück Fankultur

Dortmund.   Die Ultra-Gruppe „The Unity“ verabschiedet sich von ihrer Kneipe „Lenzstube“ in der City von Dortmund. Zu oft gab es Ärger und Polizeieinsätze rund um den beliebten Treffpunkt. Ein Verlust für die Fankultur in Dortmund. Ein Kommentar.

Die Fanszene in Dortmund hat einen zentralen Anlaufpunkt weniger: Durch die Schließung der Lenzstube seitens des Betreibers, die Ultras von The Unity, rückt ein kleines, aber wichtiges Stück Fankultur in Dortmund aus dem Fokus. „Das ist gut“, meinen Experten, weil die Ultras so geschützt vor Angriffen durch andere Gruppen seien. Diese Begründung muss einen Fußball-Fan traurig stimmen, denn in erster Linie stand die Stube auch für die Offenheit der größten Dortmunder Ultra-Gruppierung. Dass diese Offenheit Opfer ultra-typischer Katz-und Maus-Spielchen – mit oftmals sehr ernsten Konsequenzen – wird, ist eine vertane Chance.Auch wenn es nicht die Absicht der Ultras war, jedermann einen Anlaufpunkt zu bieten, so wurde die Stube für viele „normale“ Fans, die nach dem Spiel noch ein Bier trinken und den Sieg feiern wollten, doch sehr schnell genau das. Ein klares Zeichen dafür, dass die Gruppe The Unity in weiten Teilen der Fanszene als kreativer und wichtiger Bestandteil der Fankultur akzeptiert ist. Doch auch Trittbrettfahrer konnten die Anonymität der Kneipe und der zentralen Lage nutzen. So geriet die Stube immer mehr in den Fokus der Polizei – und das Verhältnis zwischen Ultras und Ordnungshütern ist beileibe kein entspanntes. Falsch verstandene Solidarität führte somit oft genug zu einer unnötigen Eskalation der Gewalt rund um die Stube. Auch hier wurde eine Chance vertan. Dennoch: Die Schließung der Lenzstube zeigt, was Dortmund fehlt: ein Ort, an dem Fans unter sich feiern können. Ein Ort, der Fankultur atmet, an dem es nur den BVB und sonst gar nichts gibt. So muss die Stube als Ultra-Kneipe auch als Antwort auf das direkt am Stadion gelegene Strobels gesehen werden, das zwar mit guter Küche und gemütlicher Atmosphäre aufwartet, aber als Fan-Kneipe völlig ungeeignet ist. Ein Ort von Fans für Fans – als solcher wurde die Stube von vielen „Normalos“ angesehen. Der fehlt jetzt.