Mittwoch, 9. November 2011

Gutes Benehmen kann man sich nicht kaufen......



Ich arbeite in einem Bereich, wohin sozial schwache Leute kommen, die Geld oder anderes wollen. Die Stadt Wien hat dafür den sogenannten Wiener Familienzuschuss für einkommensschwache Mütter/Familien geschaffen, der ihren Kindern zwischen dem 1. und 3. Geburtstag eine kleine finanzielle Zubuße verschafft. Durch einen Beschluss des Gemeinderates im Jahre 1990 ist dieser Zuschuss ins Leben gerufen worden, Rechtsanspruch dafür gibt es allerdings – selbst wenn alle Kriterien erfüllt sind – nicht. Ich bin einer derjenigen die diesen Zuschuss bearbeiten. Dazu habe ich es natürlich mit den KundInnen – Parteien darf man ja nicht mehr sagen obwohl genau der Begriff am ehesten zutrifft – zu tun.

Nun ist es so, dass ich von meinen Eltern/Lehrern/Umwelt mitbekommen habe, wie ich mich im Umgang mit anderen Menschen, egal ob dienstlich oder privat zu verhalten habe. Benehmen nennt man das. Sollte jeder erwachsene, selbstbestimmende Mensch haben. Nun ist das leider nicht immer so und man muss einiges schlucken, was einem die „KundInnen“ so zumuten. Sei es ein affektiertes Benehmen (um es mal so auszudrücken), schlechter Körpergeruch oder eine Alkoholfahne – es gibt fast nichts was einem nicht zugemutet wird. Einen solchen Fall hatte ich erst gestern. Da kam eine Mutter mit ihrer Tochter im Kinderwagen zu mir, um den FZ zu verlängern. Die Tochter, das darf man nebenbei noch erwähnen hatte einen riesigen Luftballon mit, auf den sie dauernd draufschlug. Ohne dass die Mutter etwas dagegen tut, selbstverständlich, weil es „ist ja ein Kind“. Die Mutter selber verzögerte ihren Aufenthalt (normalerweise kann man 5 – 10 Minuten pro Kundin/Partei dafür veranschlagen) durch ungenaue Angaben, sprich es kam wie es kommen musste – der Ballon platzte unter den Schlägen des Kindes, blöderweise befand ich mich gleich daneben und bekam den Segen „erster Hand“ ab. Fazit: mein Ohr pfiff und ich hörte nix. Die Mutter grinste sich eines, was mich wiederum a) an ihrem Geisteszustand und b) an ihrer Kinderstube zweifeln liess.

Auf meine Frage, „ob sie dass den lustig finde ?“ antwortete sie ganz selbstbewusst frech dass das ein Kind ist und Kinder dies nun mal tun. Dabei überging sie, dass ich nicht das Kind sondern SIE gefragt hatte. Kurz und gut, das Ganze endete in einem Rauswurf und einer Riesenschreierei der Partei. Ende – denkt man sich. Aber Halt – da gibt es ja noch die hochbezahlten Kindermädels (man kann auch SozialarbeiterInnen dazu sagen) dieser Partei, die dann noch provokant heraufkam und fragte was los war. Meine Schilderung kam zwar noch insoferne an als dass sie offenbar den ersten Teil geistig verarbeitete, darüber hinwegging („Na gut“) dass mir mein Ohr schmerzt und dann erstens die Leier vom Kind (über das ich kein Wort verloren hatte), den Rauch am Gang (der mit der Sache erstens nichts zu tun und zweitens auch von ihren KollegInnen mitverursacht wird) sowie dem Argument, „es gehe ja nur um Geld von uns allen und nicht um ihres – also meines“ (was der grösste Blödsinn von allem ist, da es nie in Frage gestanden hat, dass die Klientin den FZ nicht bekommen würde) begonnen hat. Meine Versuche, das Gespräch zu beenden – da mir meine Lebenszeit zu kostbar ist um mich mit Leuten, die permanente Themenverfehlungen machen – Bildungssystem schau runter – zu streiten und um von meinem Ärger ein bischen herunterzukommen scheiterten, da die besagte KollegIn (die übrigens eine ziemliche Meisterschaft im Ignorieren von Tatsachen entwickelt hat) einfach nicht lockerlässt. Eines ihrer Argumente, dass wir ja eine Dienstleistung anbieten stimmt ja teilweise, doch ist es ja so, dass ich persönlich nichts von den besagten Leuten will, sie von mir/uns bei Vorliegen aller Voraussetzungen den FZ bekämen und ich nicht so ganz einsehe wo da die Dienstleistung ist. Wir servieren ja keinen Kaffee oder ein Wurstsemmerl dazu oder wollen Waren loswerden. Im übrigen endet die Dienstleistung bei mir dort, wo die KundIn nicht weiss wie sie sich zu benehmen hat.

Schlechtes Benehmen mag zwar in ihrer Kindergartentantenwelt Usus sein, bei mir aber nicht. Ein Kunde soll zumindest die elementaren gesellschaftlichen Umgangsformen an den Tag legen um als denkender, erwachsener Mensch und KUNDE behandelt zu werden. Tut er das nicht dann bekommt er es von mir zu hören. Ich bin nicht der emotionale Mistkübel gescheiterter Existenzen, die auf Kosten des Staates – also von uns allen – leben. Diesen Aspekt lässt die KollegIn ja auch vollkommen ausser Acht. Manche dieser Kindermädels vulgo SozialarbeiterInnen glauben, mit der Erklärung „Er/Sie ist halt schwierig, das ist eh bekannt“ alles erklärt zu haben und jedermann müsse damit leben. NEIN meine Damen und Herren. Die Leute werden so behandelt, wie sie auftreten, schliesslich wollen sie etwas von uns/unserem Geld. Ausserdem habe ich ein gewisses Problem mit Leuten, die eine andere soziale Wahrnehmung haben. Das hat einerseits etwas mit Sympathie andererseits mit Kompetenz zu tun, denn wie will derjenige/diejenige wissen was sich gehört oder nicht gehört wenn sie keine Grenze ziehen kann ? Berufsgruppe gut und schön aber das alleine qualifiziert noch niemanden für diesen Job. Und wie schon oben geschreiben: Gutes Benehmen kann man sich nicht kaufen.....