Die zweite Wiener Pegida-Kundgebung ist am späten Sonntagnachmittag ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen. Die laut Schätzung der Polizei rund 200 Pegida-Anhänger standen im Resselpark etwa 600 Gegendemonstranten gegenüber, die beiden Gruppen trafen aber wegen der Absperrungen der Polizei nicht direkt aufeinander.
Die Gegendemonstranten hatten sich zunächst vor der TU versammelt, zogen aber mit dem verspäteten Beginn der Kundgebung vor die Karlskirche, von wo aus sie mit "Nieder mit Pegida"-Sprechchören die Redner auf der Patrioten-Bühne zu übertönen versuchten. Der Schweizer Gastredner Ignaz Bearth wetterte gegen Zuwanderung, die EU und die "linksradikalen Rotfaschisten", wie er die Gegendemonstranten nannte. "Ihr habt eine Kultur, die müsst ihr bewahren, finanziert nicht euren eigenen Genozid", rief er den Anhängern zu. Diese antworteten mit "Wir sind das Volk"-Sprechchören.
Als der Eidgenosse die Zuhörer aufforderte, den "Rütli-Schwur" zu leisten, zeigten viele im Publikum den sogenannten Kühnen-Gruß. Dieser gilt im Allgemeinen als Abwandlung des Hitler-Grußes, fällt in Österreich aber nicht unter das Verbotsgesetz. Ein Sprecher der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" selbst unterbrach das Geschehen und riet den Anwesenden: "Überlegt, wie ihr eure Hände einsetzt." Die Pegida Wien hatte die potenziellen Kundgebungsteilnehmer schon im Vorfeld dazu aufgerufen, jegliche Gesten oder Symbole zu vermeiden, die mit dem Verbotsgesetz in Konflikt geraten könnten, nachdem der erste "Spaziergang" Rechtsextreme angezogen hatte.
Schon im Vorfeld der Kundgebung am Sonntag gab es indes vier Anzeigen nach dem Verbotsgesetz, weil einander vier Personen, laut Polizeisprecher Proponenten einer Spaßpartei, mit dem Hitlergruß begrüßt hatten. Weitere relevante Vorfälle waren vorerst nicht bekannt.
Beim zweiten Redner, dem Niederländer Ed von Utrecht, begann sich die Pegida-Gruppe bereits aufzulösen. Um kurz nach 17.00 Uhr wurde die Kundgebung von Seiten der Veranstalter offiziell für beendet erklärt. Den musikalischen Abschluss bildete "I Am From Austria" von Reinhard Fendrich. Auch die Gegendemonstranten verließen den Platz friedlich.
Insgesamt waren 400 Polizisten im Einsatz. Die Teilnehmer-Angaben der Behörde unterschieden sich nicht wesentlich von jenen der Pegida bzw. Gegendemonstranten.
Sechs Anzeigen wegen Hitlergrußes
Insgesamt sechs Personen sind am Sonntag bei der zweiten Wiener Pegida-Kundgebung wegen Zeigens des Hitlergrußes nach dem Verbotsgesetz angezeigt worden. Bei vier habe es sich um Proponenten einer Spaßpartei gehandelt, bei den anderen zwei um Pegida-Anhänger, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Einer von ihnen sei zur sofortigen Vernehmung in eine Polizeiinspektion gebracht worden.
Zudem hätten vier Personen den "Rütli-Schwur" gezeigt und seien deshalb wegen Verwaltungsübertretungen angezeigt worden, so Eidenberger. Der "Rütli-Schwur" ähnelt dem sogenannten Kühnen-Gruß, der im Allgemeinen als Abwandlung des Hitler-Grußes gilt, in Österreich aber nicht unter das Verbotsgesetz fällt. Zudem führte die Polizei 24 Identitätsfeststellungen bei Pegida-Anhängern und Gegendemonstranten durch.
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