Mittwoch, 7. Januar 2015

60 Jahre Hawaiitost

Seit 60 Jahren gehört die kulinarische Sünde zu den Klassikern der deutschen Küche.
 
60 Jahre Toast Hawaii. 1955 erfand ein deutscher Fernsehkoch die kulinarische Sünde.
 
Ananas, Kochschinken, Käse und Toast – der deutsche Fernsehkoch Clemens Wilmenrod spiegelte in seiner Kreation aus dem Jahr 1955 den beginnenden Wohlstand der Nachkriegsgeneration wider. Fernweh und Überfluss an leistbaren, exotischen Lebensmitteln in einem Gericht zur kulinarischen Sünde vermischt. Das "i-Tüpfelchen" des Toast Hawaiis: die Cocktailkirsche oder der Klacks Preiselbeermarmelade. Wer hat, der hat.
Ob Wilmenrod tatsächlich der Erfinder ist oder nur die Kreation seines Lehrers populär machte, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Der deutsche Koch starb bereits 1967 in München: Besser gesagt der Schauspieler Carl Clemens Hahn, denn Wilmenrod war nur dessen Künstlername für die erste deutsche Kochsendung (NWDR) namens "Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch". Von seinem Lehrer Hans Karl Adam erlernte er das Koch-Handwerk erst, als die Show bereits ein voller Erfolg war. Diesem soll er auch einige Rezepte abgekauft haben und wegen deren Honorierung in Streit geraten sein.
Die Amerikaner kannten bereits in den 30ern den Toast Hawaii unter dem Namen Grilled Spamwich. Der einzige Unterschied: Statt Schinken verwendeten sie sogenanntes Frühstücksfleisch. Spam findet sich meist als geliertes Schweinefleisch in der Dose auf amerikanischen Frühstückstischen wieder. Obwohl das Dosenfleisch im Zweiten Weltkrieg seinen Weg nach Russland fand, konnte man Spam in Deutschland nicht erstehen. Gut möglich, dass Wilmenrod oder Adam von dem amerikanischen Rezept gehört hatten und es abwandelten, wie etwa der Viennale-Direktor Hans Hurch, der für den Kurier Toast Hawaii zubereitete.