Freitag, 2. August 2013

Sommertheater auf Sankt Pauli

Zur Causa "BULLEN AUS DER KURVE":
 
"Da auch ich bis vor kurzem Mitglied bei MDSP war möchte ich mich nun hier auch äußern. Ich tue das recht spät, zum einen, weil ich die öffentliche Diskussion gemieden habe um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen und zum anderen weil ich mir selbst unschlüssig darüber war, ob und warum überhaupt ich mich eigentlich äußern solle und letztendlich ein ziemlicher Schisser bin.

Ausschlaggebend ist das dumpfe Gefühl, das hier etwas gewaltig schief läuft. Wirklich greifen kann ich es nicht, gefühlt jedoch hab ich etwas, das sehr bedeutsam für mich geworden ist „verraten“ und habe zugunsten meines eigenen Spaßes Menschen belogen (Wahrheit verschwiegen), mir entgegengebrachtes Vertrauen gebrochen und irgendwann den Punkt verpasst an dem ich nicht mehr zurück konnte.

Nun, in erster Linie will ich mich „auskotzen“ (Danke an J.) und den Stein in Magen loswerden.

Vorweg: der Artikel in der Basch ist auch meiner Meinung nach zumindest diskussionswürdig und die Art der Formulierung „übers Ziel hinaus“. Und auch faktisch ist er nicht in allen Punkten der Realität entsprechend (hinsichtlich der Angabe, es wurde mit allen ein Gespräch geführt).

In der ganzen Debatte jedoch geht es nicht um ein „uuups, ich wollt ja nur mit meinem Fanclub away fahren und sitze plötzlich aus Versehen im USP-Bus und muss mir mal fix nen Aternativberuf überlegen" sondern um ein gezieltes Aufbauen von Kontakten und Beziehungen zu USP und auch Ultrà-Gruppierungen anderer Vereine von Seiten des betroffenen Fanclub-Mitglieds. Ein Eindringen in deren Strukturen und dies im vollen Bewusstsein, das es „nicht richtig“, nicht gewünscht ist. Ja, auch ich war mir darüber bewusst. Und ja, auch ich hab mitgespielt, nicht die Reißleine gezogen, es lieber verdrängt und zumindest kurzfristig profitiert.

Ein Teil des Fanclubs wollte dies nicht, hat sich teils zurück gezogen und soweit ich es erinnere hat jeder auch mal versucht mit betroffener Person zu diskutieren – vergeblich. Nichts desto trotz war das Banner auswärts meist dabei – immer in der Nähe zum USP-Banner und hing auch zu Hause im Mittelblock – für jeden, der sich auch nur im geringsten mit der Ultrà-Kultur befasst hat ein klares Statement und dieser Umstand war auch jedem aktiven Mitglied im Fanclub bekannt. Und letztendlich hat niemand wirklich etwas aktiv dagegen unternommen. Und es somit zumindest gebilligt. Die Regeln waren klar – Bullen sind unerwünscht – es hätte andere Wege gegeben.

In der Stellungnahme wird nach meinem Empfinden wie auch schon in den Wochen vorher, die Verantwortung für die „Eskalation“ ausschließlich im Außen gesucht. Die Kontaktaufnahme von USP zum Fanclub über lediglich 2Personen (betroffene Person plus weiteres Mitglied) wird angeprangert und es wird behauptet, das „weitere Mitglied“ hätte sofort den Fanclub verlassen um „weiter in der Süd stehen zu dürfen“ (Was faktisch schon mal nicht stimmt, er hat den Fanclub verlassen, nachdem über mehrere Wochen von seiner und auch meiner Seite versucht wurde den Fanclub oder zumindest „betroffene Person“ dazu zu bewegen, sich in irgendeiner Form zu äußern bzw. eine gemeinsame Lösung zu finden).

Nach meiner Info (Aussage des Cops nach dem Heimspiel) wurde gegenüber Beiden im Gespräch die Vermutung dargelegt und in einer keinesfalls bedrohlichen Atmosphäre versucht den Gerüchten auf den Grund zu gehen. Gleichzeitig wurde dem Fanclub von Seiten USP Unterstützung zugesichert und besprochen, in den folgenden Wochen gemeinsam zu recherchieren und zu prüfen wer das Interesse haben könne, der Person oder dem Fanclub zu schaden.

Es wurde im Gespräch vereinbart, dass der Fanclub sich meldet sobald er Neuigkeiten hat und somit ist USP wahrscheinlich davon ausgegangen, dass der Fanclub von Seiten der Beiden informiert wird (was auch der Fall war) und sah sich wahrscheinlich (eigene Interpretation) nicht genötigt, mit jedem einzelnen Fanclubmitglied Kontakt aufzunehmen.

In den folgenden 6Wochen gab es ein paar wenige interne, misslungene Diskussionsansätze. Der Fanclub hat sich meiner Ansicht nach in dieser Zeit (letztendlich schon viel früher) gespalten (ein Teil: scheiss usp – geht die gar nichts an - wenn sie Stress wollen können sie haben (bis hierhin gab es noch gar keinen Stress), ein Teil: wir wollen offen damit umgehen – lasst uns über den Fanladen oder USP direkt an einer Lösung arbeiten, ein Teil hat gar nichts gesagt).

Anschließend hat sich oben erwähntes „weiteres Mitglied“ selbstständig der Situation gestellt ( ich wusste dies, hatte ebenfalls in Erwägung gezogen, mich an einen befreundeten Fanclub zu wenden und um Unterstützung zu bitten). Ob noch andere Fanclubmitglieder über diesen Schritt informiert waren, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass der Polizist im Fanclub sich bei ihm für diesen Schritt im Nachhinein bedankt hat.

Sogenanntes "weiteres Mitglied" wurde nun als Verräter diffamiert (ihm wurde bereits vorher schon unterstellt ein Spitzel von USP zu sein).

Im Anschluss gab es eine Kontaktaufnahme durch 2USPler zu mir. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch Mitglied bei den Millerntor Devils. Das dieses Gespräch stattfinden wird, wusste zumindest ein Teil des Fanclub. Im Gespräch wurde mir mitgeteilt, welche Konsequenzen es für die MDSP von Seiten USP geben wird. Auch dieses Gespräch fand nicht in einer bedrohlichen oder sonstig böswilligen Atmosphäre statt sondern man war eher betroffen und wahnsinnig enttäuscht. Vom Fernhalten von Fanräumen und Fanladen wurde hier nie gesprochen.

Sonstige Sanktionen wurden von mir, wie in der mdsp-stellungnahme dargestellt, an MDSP übermittelt wobei ich auch im Gespräch mit USP schon angemerkt habe, dass die Abgabe des Banners eher unrealistisch ist-auch dafür hab ich nicht auf die Fresse bekommen und es ergab sich keine bedrohliche Situation. Am selben Tag bin auch ich bei MDSP ausgetreten.

Ich persönlich kann nicht nachvollziehen wie die Beteiligten in dieser Stellungnahme durch Wortwahl und teilweise falsche Darstellung nun den Eindruck vermitteln können, irgendwie sei man da so reingerutscht und man wisse auch gar nicht warum USP so sauer sei und so einen bösen Artikel verfasst und warum die nicht angerufen haben und sowieso sei doch alles gar nicht so schlimm. Und ein richtiger "böser" Bulle ist er ja auch nicht.

Zumindest eine Person im Fanclub ist sich ganz sicher klar darüber, warum, wieso, weshalb es so enorme Auswirkungen hat und schlussendlich so eine krasse Reaktion erfolgt ist - schaut man sich die Chronologie der Ereignisse an, ist für mich jedenfalls deutlich nachvollziehbar, woher die Wut kommt die sich auch im Basch-Artikel wiederfinden lässt.

Ich für mich kann nur sagen, dass ich durch mein Handeln, Schweigen, Mitspielen verdammte kckschss fabriziert habe und hätte man mich dermaßen verarscht, in der Konsequenz nicht anders mit so einer Situation umgegangen wäre."