Sonntag, 3. Februar 2013

Noch mehr vom WKR Ball

Kein Akademikerball und erst recht kein WKR
Als letztes Jahr um die 8ooo Menschen auf der Straße waren, hatte die Hofburg GesmbH schon beschlossen gehabt, dass der WKR-Ball nicht mehr in der Hofburg stattfinden darf. Damit, dass die FPÖ dann einspringt, einen “Akademikerball” veranstaltet, diesen von den selben Leuten organisieren lässt, und nicht mal versucht so zu tun, als wäre das wirklich ein neuer Ball, damit hatten sie natürlich kein Problem.

Wir schon.

Deshalb kamen auch dieses Jahr wieder tausende Menschen auf die Straße, es gab zwei angemeldete Demonstrationen (eine vom Europaplatz zum Maria-Theresien Platz, und eine von der Uni Wien zum Stephansplatz – die Bilder in diesem Beitrag stammen von der letzteren, von der offensive gegen rechts) und nachdem sich diese aufgelöst hatten, gab es noch einige Blockaden an neuralgischen Punkten der Zufahrt zur Hofburg, die großteils erfolgreich das rechtzeitige Eintreffen der Ballgäste verhinderten und an diesem Abend die Innenstadt lahmlegten.

Schon davor, am selben Abend und gleich danach wurden große Gewaltorgien vorhergesagt (Kurier und Presse stachen mal wieder als besonders wahnsinnig und verschwörungstheoretisch hervor), der Verfassungsschutz warnte, die FPÖ schrieb furiose Presseaussendungen und gleich nach den Blockaden distanzierten sich auch linke Projekte von den Übergriffen der Demonstrant*innen. Denn da wurde geschubst, geschrieen und auch mit Farbbeuteln geworfen. Oh, my…

Und tatsächlich gab es unschöne Szenen, von denen auch ich mir gewünscht hätte, dass sie nicht passiert wären. In meiner Idealvorstellung des Abends wären die Demonstrant*innen auch nur auf der Straße gesessen, so dass niemand durch kann. Aber das wurde zum Beispiel schon durch die Polizeistrategie verhindert, den Platz bei der Albertina mit aller in ihren Augen nötigen – tatsächlich jedoch total ungerechtfertigten Gewalt freizuhalten. Oder durch Ballbesucher*innen, die auf ganz ruhige Sitzblockaden zu kamen und erstmal ihren Pfeffespray zückten. Doch über diese Dinge wurde nicht berichtet, sie entsprachen nicht dem Bild, das schon vorher heraufbeschworen wurde.

Dabei war der bei weitem größte Teil der Demonstrationen und Blockaden sehr ruhig und gewaltfrei, doch auch darüber wurde nicht berichtet.

Auf linksunten.indymedia wurde ein sehr guter Beitrag veröffentlicht, der auch herausstreicht, dass weder die beiden Antifaschist*innen, die um Mitternacht vor dem Parlament von Nazischlägertrupps krankenhausreif geschlagen wurden, noch die anderen verletzen Aktivist*innen in der offiziellen “Verletztenstatistik” der Wiener Polizei aufscheinen.

Es geht nicht darum, zu sagen “Die waren gemein, deswegen dürfen wir das auch!” um damit die passierten Übergriffen zu rechtfertigen, sondern einfach darum, die allgemeine Empörung in Relation zu setzen. Wo sind die Aufschreie, wenn Flüchtlingsheime angezündet werden? Oder wenn der Angriff auf Albrecht Konecny vom letzten Jahr noch immer nicht geklärt ist?

Diese Liste lässt sich noch sehr weit fortsetzen. Aber ich glaube es ist klar, worauf ich hinaus will: Die medialisierte Öffentlichkeit geht mit dem Thema der Gewalt sehr zweischneidig um. Strukturelle Gewalt, oder Gewalt gegen Menschen, die keine reisserischen OTS-Aussendungen schreiben können, wird gern ignoriert und sehr schnell wieder vergessen. Wird dagegen ein Typ wie der Mölzer, dessen zutiefst gewalttätiger Sprachgebrauch rassistische Gewalt legitimiert und fördert, von einem Farbbeutel getroffen, steht die Welt kurz vorm Untergang.

Doch bei all dem Ärgern über die Berichterstattung will ich nicht vergessen, auch die Erfolge des 1. Februars zu unterstreichen. Durch die konsequente Thematisierung des Balles über die letzten Jahre, durch die unermüdliche Arbeit vieler Antifaschist*innen brachen die Besucher*innen-Zahlen des Balles dramatisch ein: Waren es letztes Jahr (angeblich) um die 3ooo Menschen, waren heuer gerade mal 780 dort.

Außerdem wurde das Konzept der Sitzblockaden zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder erfolgreich und auf breiter Basis angewendet, worauf jetzt wirklich noch aufgebaut werden kann. Diese Form des Protestes und des zivilen Ungehorsams ist eine effektive Strategie gegen Rechts, an der sich auch viele Menschen, die sonst nicht so leicht für direkte Aktionen zu haben sind, anschließen können.

Und es ist verdammt nochmal wirklich wichtig, sich einer FPÖ und den deutschnationalen Burschenschaften in den Weg zu stellen. Denn deren Ideologie und ihre Idealvorstellung unserer Gesellschaft sind in letzter Konsequenz nicht nur gefährlich und gewälttätig, sondern tödlich.
Deshalb: Wehret den Anfängen! Allerta!
 
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