Montag, 6. November 2017

SV Gerasdorf versus Favoritner AC: Der nachgetragene Bericht

Auswärtsfahrt in die Provinz. Wie jedes Jahr mussten wir uns auch heuer wieder über die Stadtgrenze bemühen, um den Platz neben der Pferdekoppel zu besuchen. Genau, wir sprechen von Gerasdorf mit seinen verträumten Häusern, einem guten Dorfwirten und komischen Kindern. Komische Kinder ? – Davon später etwas mehr. Wir trafen uns am späteren Nachmittag in Mordor-Lepoldau, von wo wir aus gemeinsam über die Grenze ins Neandertal fahren wollten. In der Station saß ein musizierender Rumäne, der ungarische Volkslieder sang – auch ganz lustig und nach und nach trudelten die Leutschen so nacheinander ein. Die Fahrt, heisse drei Minuten lang, war eher langweilig, dafür konnten wir in Gerasdorf am Bahnsteig bereits vier jüngere Sportsfreunde in NB-Schuhen erspähen, die offenbar auch zum Spiel wollten. Die „Gerasdorfer Jungs“ oder wie die „®Ed Army“ jetzt auch immer heissen mag hatte mobilisiert. Wir freuten uns. Entlang einer wunderschönen Kellergasse – jedes dieser Dinger war perfekt ausgebaut – ging es zum „FRANK“ einem Dorfwirten mit eigenem Bier. Ja, gibt’s dort tatsächlich. Und es ist gut. Nach ein paar Verkostungen ging es weiter zum Platz. Hell erleuchtet strahlt er schon von weitem einladend, auch die Menschen bewegten sich dort hin. „Hurra das ganze Dorf ist da“ fällt einem da ganz spontan ein. Schnell die Kärtchen gekauft und hinein in die gute Stube. Unser üblicher Platz wurde besetzt, Bier geholt und der Dinge geharrt, die da kommen mögen. Von den einheimischen Ultras war nichts zu sehen, lediglich die vier vom Bahnhof waren anwesend. Und viele Nachwuchsspieler. Nun ja. Pünktlich zu Spielbeginn ging auch unser Support los, der heute als nicht schlecht zu bewerten ist, zumindest die Pferde stoben panisch davon, als sie uns hörten. Auf der Hintertorseite schrieen jetzt auch die Nachwuchsspieler, die vollkommen unmotiviert auf den FAVAC zu schimpfen begannen. Was ist bei denen kaputt ? Achja, es fiel uns wieder ein: „EUER STAMMBAUM IST EIN KREIS“ – das haben sie ganz offenbar verstanden, und schimpften trotzdem weiter. Nach einer Weile, das Spiel stand 1-1 nach zwei schönen Toren auf jeder Seite – kamen dann ausgerechnet von dort zwei Spendensammler zu uns, die höflich gebeten wurden, weiterzugehen, da es von uns keinerlei Spenden für ihre Frechheiten geben würde. Haben sie irgendwie nicht verstanden. Egal. Ein Spruchband mit „WIEN GRÜST MORDOR (absichtlich mit einem S geschrieben, weil Doppel-S ja pfui ist) schmuggelte sich kurz darauf auf den Zaun. Wir konzentrierten uns auf das Spiel und die Vernichtung von Jägermeistern, die vom „Gerasdorfer“ vorbeigebracht wurden. In der Pause wurde unser Flüssigkeitshaushalt ausbalanciert, ehe etwas vollkommen Skurriles passierte: Der Nachwuchstrainer und zwei Elternteile kamen zu uns und wollten wissen, warum wir ihre Kinder hauen wollten. Wir standen zwar gute 60 Meter von den Helden des Nachwuchses entfernt, aber nunja. Nach Aufklärung des tatsächlichen Sachverhaltes – es hatte sich ja genau umgekehrt verhalten – entschuldigten sich die Jungs dann „wie Männer“ (jo eh) und wir konnten uns weiter dem Spiel widmen, das 2-2 ausging. Die Gerasdorfer Jungs waren übrigens immer noch nicht da und die vier Wiener (zwei aus Favoriten, einer aus Meidling und einer aus Simmering) standen inzwischen bei uns und hatten so ihren Spaß an der Sache. Der sich nach Spielschluss fortsetzte, als wir den Platz mit – Pfui – böser Pyrotechnik erleuchteten, sehr zur Gaudi der Anwesenden. Auch die Schiedsrichter störte es nicht und so war alles gut. Der weitere Abend wurde in der Kantine verbracht, wo wir wiedereinmal die Letzten waren, die gingen. Auch die Schiris nahmen an einer Runde Bier teil, was wiederum dafür spricht, dass es im Verband nicht nur lauter – wie sage ich es höflich – eingeschränkter Pfeifenmänner gibt. Nett war es in Gerasdorf.