Der Fussball biegt in die
Zielgerade ein bzw. ist bereits am Ziel angekommen. Dabei gibt es so vieles,
was man darüber schreiben kann. Die Unsportlichkeit der Viktoria in der
Stadtliga. Die Problematik mit der RLO, den Aufstiegen und die Causa Vienna hat
die Diskussion um das Ligasystem und deren Regulative neu entfacht. Alles in
Allem eine Situation, die nicht geeignet ist, mehr Zuschauer und bessere, weil
potentere Sponsoren anzulocken. Wer will denn schon – wie es im Falle der Vienna
im Raum stand – drei Viertel seines Geldes an einen anderen (ehemaligen)
Sponsor abdrücken ? Zum Glück für die Vienna ist dies mit dem tragischen Tod
des Care Energy Gründers erledigt. Eine andere Sache ist die
Stadionrenovierung, die in den Händen einer Verwertungsgesellschaft liegt, die
offenbar kaum Interesse daran hat, auch wirklich mehr zu tun als den Rasen zu
mähen und am Spieltag aufzusperren.
Auch das Regulativ der
Regionalliga (die dieses vom ÖFB übernommen hat) ist eine nähere Betrachtung
wert: es wurde – auch auf Betreiben der Vienna – bestimmt, dass Vereine, die in
die Insolvenz gehen, automatisch eine Liga tiefer gestuft werden. Grund war das
unwürdige Spiel von Ritzing, die zuerst Schulden machten, in die Insolvenz
gingen um nach Zahlung der Quote wieder neu und frisch in derselben Liga weiter
zu prassen. Und genau diese Bestimmung droht jetzt auch dem ältesten
Fussballverein Österreichs (nach dem Vereinsregister) auf den Kopf zu fallen:
zwar haben die Vereinsverantwortlichen beim Bezirksgericht Leopoldstadt eine
einstweilige Verfügung gegen diese Bestimmung erwirkt – offenbar beriefen sie
sich auf die Bestimmungen des Insolvenzrechtes, wonach ein in der Insolvenz
befindlicher Betrieb nicht schlechter gestellt werden darf – aber man weiss
nicht im Detail, was tatsächlich beeinsprucht wurde. Die Mutmaßungen und „Expertenmeinungen“
darüber treiben indes üppige Blüten. Immerhin: die Fans haben ihren Verein noch
weiterhin.
Nun hat die Vienna seit gestern
ihre Quote (30% oder 420.000 EURO sind zu bezahlen) durch und mit der UNIQUA
Versicherung hat man auch einen neuen Sponsor an Land gezogen aber noch keinen
Plan, ob und wo sie nächste Saison spielen müssen/können/dürfen. Das Paradoxum
dabei ist: sportlich sind sie in die Bundesliga aufgestiegen, klagsmässig
dürften sie in der RLO bleiben und nach dem Willen der Liga sollten sie in der
Wiener Stadtliga spielen. Eine spannende Konstellation, die aber auch
nachdenklich macht. Das UNIQUA Sponsoring gilt übrigens nur für die RLO (und
darüberliegende Ligen). Das wird noch ziemlich spannend und wie man den WFV
kennt, kann der ziemlich nachtragend sein und die Gerichte halten über den
Sommer auch meist die heilige Urlaubsregel ein.
Denn wer jetzt noch behauptet,
sich im Ligadschungel auszukennen, dem sei gesagt, dass er sich da überschätzt.
Zu viele „Wenn“ und „Aber“ stehen da im Raum und verunsichern auch die
Mannschaften in den Ligen darunter. Vor allem jetzt, wo es in den letzten zwei
Runden um den Auf- und Abstieg geht.
A propos Aufstieg: Von den
Regionalligen hat sich nur Hartberg als einziger der drei Meister um eine
Lizenz für die 2. Bundesliga, lustigerweise „Heute für Morgen Erste Liga“
genannt bemüht und somit gibt es mit dem SV Horn, dessen japanischer Gönner seine Contenance
verloren hat und einsparen will einen Absteiger, anstatt derer mindestens zwei. Der
Floridsdorfer AC hat sich damit erneut, trotz zu schwacher Spielleistungen
gerettet.
Wie geht es in der Wiener
Stadtliga weiter ? Union Mauer hat als bisheriger Stockletzter eine tolle
Halbsaison gespielt, der 1. Simmeringer SC verlor im gleichen Zeitraum so gut
wie alle Partien. Daher ist der Vorsprung auf Mauer nur noch zwei Punkte und
angesichts der noch offenen Situation mit dem Verbleib der Vienna könnte auch
dies zu wenig sein, wenn es denn dabei bleibt, das Simmering Vorletzter wird.
Die Motivation der Spieler angesichts einer solchen vollkommen unnötig
herbeigeführten Drucksituation kann man sich leicht vorstellen.
Bleibt noch die grobe Unsportlichkeit
der Wiener Viktoria gegen den SV Wienerberg zu besprechen: Erstere hat sich
vierzehn Tage vorher für das Finale des Wiener TOTO Cups, welche im Falle des
Sieges zur Teilnahme am ÖFB Cup berechtigen würde, qualifiziert, es aber nicht
geschafft, angesichts der Absehbarkeit ihr Meisterschaftsspiel gegen Wienerberg
rechtzeitig zu verschieben. Zwei Tage vorher konnte der gastgebende Verein (mit
einem vollen Nachwuchsbetrieb und sieben Untermietern auf zwei Plätzen) kaum
bzw. gar nicht mehr reagieren. So weit so schlecht. Noch schlechter ist aber
das Verhalten von Toni Polster und seinem Trainerstab: sie „spritzten“ mit der
Kampfmannschaft einfach das Spiel, trainierten stattdessen lieber am Liesinger
Platz und liessen eine U 18 mit einigen U 16 Spielern (darunter dem Tormann) in
eine 0:24 Blamage laufen. Sicherlich sehr förderlich für die Motivation und
weitere Entwicklung jener Burschen. Das man da ganz nebenbei auch noch – über die
Tordifferenz bzw. bei der Kür des Torschützenkönigs – eingegriffen hat, ist
dann fast schon vernachlässigbar. Der Verband bestrafte diese vollkommene
Unsportlichkeit mit 1.500 EURO und bewies hier wiederum keinerlei
Fingerspitzengefühl. Ich meine, Toni Polster ist ja kein Hobbytrainer sondern
der Rekordtorschütze des österreichischen Nationalteams, ehemaliger
Bundesligastar und Ex-Manager von Borussia Mönchengladbach. Soll heissen, auch
für andere Trainer und natürlich die Spieler ein Idol. Nach seiner Aussage wird
man dies wohl einigermaßen überdenken müssen. Von der – in manchen Medien wie
der „Krone“ oder dem „Ballesterer“ – hochgelobten professionellen
Vereinsführung rund um Obmann Zeisel ganz zu schweigen. In solchen Situationen
zeigt sich nämlich die wahre Professionalität eines Vereines.
Und sonst ? Da gäbe es noch die
Endlosdiskussion über die Schiedsrichterleistungen, die heuer gefühlt noch
schlechter sind als letztes Jahr, vor allem jener Schiri, der das Spiel
Mannswörth gegen FAVAC verpfiffen hat – und es tut mir ja leid, dass er für
eine Fussballerkarriere beim FAVAC nicht gut genug war – gehören sofort
aussortiert. Leider fehlen dem Verband mindestens drei Dutzend Referees, womit
erklärt werden kann, dass Hinz und Kunz seine geistigen Komplexe auf dem Platz
ausleben können. Auch ein Herr Barmaksiz, seines Zeichens Schiri in der Wiener
Liga (und besonders oft bei Karabakh-Spielen eingesetzt) ist in seiner
Doppelfunktion als Pfeifenmann und Nachwuchsscout eben von Karabakh zu
hinterfragen. Nicht, dass ich ihm jetzt irgendwas unterstellen will, aber die
Optik ist ein wenig schief. Beides kann man nur schwer unter einen Hut bringen,
da entstehen Interessenskonflikte, wie ich meine.
Ja die Karabakh. Ein
schwieriges Thema, welches ich ambivalent angehen muss. Einerseits die
Mannschaft, die sportlich sicher die beste in dieser Liga ist mit einem guten
Trainer, andererseits die bis heute noch weitgehend im Dunklen liegende
Finanzierung, die angesichts gemachter schlechter Erfahrungen mit solchen
Vereinen nichts Gutes erahnen lässt. Aber gut, nächste Saison dürfen sie sich
in der dritten Liga beweisen und dann werden wir sehen, ob sie wirklich
nachhaltig arbeiten (wollen) oder nicht.
Nachhaltig arbeiten will auch
der FC Stadlau, dessen über diverse Medien kolportierter Rückzug in die
Stadtliga (noch) eine Zeitungsente zu sein scheint und der mit relativ wenigen
Mitteln, aber viel Herz seinen Platz in der RLO gefunden hat. Und zwar
zeitweise als bester Nicht-Amateurverein aus Wien. Weiter so, egal wie die
aktuelle Situation sich zu Beginn der neuen Saison abschliesst.
In zwei Wochen wissen wir mehr,
bis dahin heisst es: alle in die Stadien.