Hochrechnung: Machtwechsel im 2. Bezirk
Die erste Wiederholung einer Wahl in Wien ist Geschichte, laut erster ORF/SORA-Hochrechnung - mit Wahlkartenprognose - sieht das Ergebnis folgendermaßen aus. Die Ergebnisse aus 2015 beziehen sich auf den nun ungültigen Wahlgang im Oktober.
ORF-Hochrechnung BV-Wahl in der Leopoldstadt
Partei | Prozent 2016 | Prozent 2015 | Mandate 2016 | Mandate 2015 | |
---|---|---|---|---|---|
1. | SPÖ | 28,5 % | 38,64 % | 17 | 24 |
2. | Grüne | 34,1 % | 22,15 % | 21 | 14 |
3. | FPÖ | 22,6 % | 22,10 % | 14 | 14 |
4. | ÖVP | 6,3 % | 7,08 % | 4 | 4 |
5. | NEOS | 5,5 % | 5,68 % | 3 | 3 |
6. | ANDAS | 2,2 % | 2,77 % | 1 | 1 |
Der Auszählungsstand beträgt 72 Prozent, die Schwankungsbreite 1,5 Prozent.
SPÖ verliert den Bezirksvorsteher
Die SPÖ kommt laut Hochrechnung auf 28,5 Prozent, verliert 10,1 Prozentpunkte und damit den Bezirksvorsteher. Die Grünen gewinnen 11,9 Prozentpunkte und liegen nun mit 34,1 Prozent an erster Stelle. Die anderen Parteien verändern ihre Ergebnisse kaum: Die FPÖ kommt laut Hochrechnung auf 22,6 Prozent (plus 0,5 Prozentpunkte), die ÖVP auf 6,3 Prozent (minus 0,8 Prozentpunkte). NEOS erreicht 5,5 Prozent (minus 0,2 Prozentpunkte), das Bündnis Wien Anders (auf dem Stimmzettel ANDAS) verliert leicht und kommt auf 2,2 Prozent (minus 0,6 Prozentpunkte).
Die SPÖ kommt damit auf nur noch 17 Mandate (minus 7), die Grünen erhalten laut Hochrechnung 22 Mandate (plus 7). Alle anderen Parteien verändern ihre Mandate nicht.
Wahlbeteiligung massiv gesunken
Die Wahlbeteiligung dürfte massiv gesunken sein: Sie liegt nun bei 36,5 Prozent (minus 28,1 Prozentpunkte). Laut SORA werden die Briefwahlstimmen in diesem Wahlgang sehr viel mehr Gewicht haben, da die Wahlbeteiligung in den Sprengeln stärker gesunken ist als bei den Briefwählern. Nach jetziger Schätzung dürften 22 bis 23 Prozent aller gültigen Stimmen Briefwahlstimmen sein. Absolut haben aufgrund der geringen Wahlbeteiligung alle Parteien an Stimmen verloren.
In der Leopoldstadt schlossen die Wahllokale - wie in der Hauptstadt üblich - einheitlich um 17.00 Uhr. Nun wird ausgezählt. Mit einem vorläufigen Endergebnis wird spätestens um 19.30 Uhr gerechnet. Das endgültige Ergebnis wird erst am Montag feststehen, dann werden auch die Wahlkarten und die Stimmen der EU-Bürger ausgezählt.
Die Wahl wird auch deshalb so genau beäugt, weil sie von einigen Experten als Probelauf für die Wiederholung der Stichwahl zum Bundespräsidenten gesehen wird. Außerdem gab es im Vorfeld einige Probleme, vor allem mit den Wahlkarten, bei denen sich der Kleber löste.
Ausgangsposition mit knappen Abständen
Die Ausgangsposition war jedenfalls spannend: Derzeit stellt die SPÖ mit Karlheinz Hora den Bezirkschef. Sie erreichte bei der ursprünglichen Bezirkswahl 2015 mit insgesamt 17.499 Stimmen (38,64 Prozent) klar den ersten Platz. Danach wird der Abstand allerdings marginal: Die Grünen kamen auf 10.031 Stimmen (22,15 Prozent) und die FPÖ auf 10.010 Stimmen (22,10 Prozent).
Für die ÖVP entschieden sich beim ersten Durchgang 3.207 Wähler (7,08 Prozent), für NEOS 2.573 (5,68 Prozent). Wien Anders, ein Bündnis unter anderem aus KPÖ und Piraten, schaffte es mit 1.255 Stimmen (2,77 Prozent) in die Wahlstatistik, in der auch noch vier weitere Kleinstparteien zu finden sind. Die Mandatsverteilung resultierte aus dem Ergebnis: 24 SPÖ, 14 Grüne, 14 FPÖ, 4 ÖVP, 3 NEOS, 1 ANDAS.
Stimmung vor den Wahllokalen gemischt
Vor dem Wahllokal in der Kleinen Sperlgasse nahe dem Karmelitermarkt war die Stimmung am Sonntag gemischt. „Ich finde es eine Posse, Nestroy kann man da sagen“, meinte eine Frau gegenüber Radio Wien. „Das halte ich aus, die Bundespräsidentenwahl ärgert mich ein bisschen mehr“, zeigte dagegen ein Wähler zumindest ein wenig Verständnis. „Wenn es denn sein muss - weil es ist mein Österreich, und ich liebe mein Österreich“, sagte eine ältere Dame.
Beim Schutzhaus Wasserwiese im Prater, dem Wahlsprengel 85, kennt man sich, den Schrebergärtnern ist ihre Wahlpflicht noch viel wert: „Ein echter Wiener soll wählen gehen, sage ich immer - solange wir noch die Möglichkeit dazu haben“, so ein Wähler. Eine Frau sieht das ähnlich: „Jahrhunderte haben wir gekämpft, dass die Frauen wählen dürfen, und dann gehen wir nicht? Das wär ein Unsinn!“