Mittwoch, 19. April 2023

Unser nächster Gegner

 

Schaut man in Wikipedia nach, glaubt man dort zu lesen, wie die Slovan gegründet wurde. Nach der Geschichtsschreibung wurde der Verein 1902 in Favoriten als Sportklub der tschechischen Minderheit in Wien (die mit über 400.000 Menschen gar keine so kleine Minderheit – wenn überhaupt gewesen ist) gegründet. Aber stimmt das wirklich? Nun gibt es eine handschriftliche Gründungsurkunde, aus der das Datum 11. Jänner 1902 hervorgeht, aber ob das wirklich die tatsächliche Gründung des Vereines war, bleibt offen. Immerhin gab es seit 1898 bereits einen „Verein tschechischer Sportfreunde“, der sich mit Fussball beschäftigte. Spannenderweise findet man in zeitgenössischen Blättern wie dem „Neuen Wiener Tagblatt“ keinerlei Hinweise auf eine Gründung. Und dies, obwohl dort der Fussballsport ausführlich beschrieben wurde und die Gründung jedes Vereines Erwähnung findet. Gut, das muss noch nichts heissen, ist aber interessant. Immerhin gab es damals in Wien nur wenige Vereine.

Dazu kann man natürlich bemerken, dass es viele „wilde Vereine“ gegeben hat, die ohne Anmeldung bei der Behörde oder der Fussballunion das Fussballspiel betrieben.

Wir nehmen daher – auch wenn ich persönlich glaube, dass das Datum nicht stimmt – diesen 11. Jänner 1902 als Gründungsdatum.


Das Vereins- oder wie man damals sagte, Clublokal war in der Habsburgergasse 6 (hinter den Stallungen der Spanischen Reitschule), der Clubsekretär ein Herr Jaroslaw Zinhart, welcher in der Technischen Hochschule im 4. Bezirk (neben der Karlskirche) wohnte. Offenbar war er dort angestellt. Trainiert wurde am Laaerberg, vermutlich dort, wo auch die Hertha ihre Trainings abhielt, aber so genau wurde das nicht ausgeführt. (Neues Wiener Tagblatt, 1. März 1902)


Die erste Erwähnung findet der SK Slovan im „Neuen Wiener Tagblatt“ vom 23. Februar 1902, wo ein Spiel gegen die Rudolfsheimer „Hellas“ auf dem Sportplatz Schmelz angekündigt wurde. Das Spiel, veröffentlicht am 24. Februar 1902 im „Neuen Wiener Tagblatt“ gewann der SK Slovan mit 2-0.



Die Debutmannschaft der Slovan sah so aus: Vesely (Tor), Breceky, Ledecky (Verteidigung), Linhart, Kocabek, Borovsky (Deckung), Eis, Bedniak, Koserak, Sunkovsky, Krasny (Angriff), Chodera, Milda als Ersatzleute.

Das zweite Spiel, welches auf der Schmelz gegen Rapid am 9. März 1902 ausgetragen werden sollte, fiel wegen Unbespielbarkeit des Platzes ins Wasser.




Der SK Slovan, Vereinsfarben Grün-Weiß tingelte in den Anfangsjahren mangels eigenem Platz durch Wien, ist also kein rein Favoritner Verein. 1921 übernahmen die Tschechen den alten Platz von Wacker Wien in der Altmannsdorfer Straße. Am 10.9.1921 fand dort das Spiel gegen den Nussdorfer AC statt, welches Slovan mühelos mit 5-1 gewann. Gleichzeitig suchte man einen neuen Platz in Favoriten. Es sollte aber bis zum 22. August 1925 dauern. An diesem Tag wurde der „Tschechische Herz Platz“ in Favoriten (das spätere Horrstadion) mit einem Meisterschaftsspiel gegen die Wiener Austria, damals noch als Amateure firmierend ausgetragen. Die Amateure gewannen lässig mit 4-1.





Zwei Jahre zuvor, in der Saison 1922/23 gelang dem SK Slovan erstmals der Aufstieg in die höchste Spielklasse, der 1. Klasse Wien. Er sollte sich – bis 1950 – insgesamt 9 Saisonen lang in dieser Spielklasse halten. Aus dieser Zeit stammen auch die Mannschaftsbilder, welche ich in den zeitgenössischen Sportblättern gefunden habe.

Soviel zur Urzeit der Slovan. Der Rest ist Geschichte.

SK Slovan-Hütteldorfer AC – Wikipedia







Quellen: "Neues Wiener Tagblatt", "Illustriertes österreichisches Sportblatt", Sammlung ANNO