Montag, 12. März 2018

Die haben auch einen Hammer....

Clubchefs wüst beschimpft

Bei West Ham United ist nach der dritten klaren Niederlage in Folge nicht nur sportlich Feuer am Dach. Bei der 0:3-Schlappe der „Hammers“ am Samstag in der 30. Runde der Premier League zu Hause gegen Burnley brannten bei einigen Anhängern die Sicherungen durch. Mehrere Zuschauer stürmten den Platz. Auch auf den Tribünen spielten sich tumultartige Szenen ab.
Vor den Augen von ÖFB-Teamchef Franco Foda, der auf Seite West Hams Marko Arnautovic und bei Burnley Ashley Barnes beobachtete, machten die Anhänger im London Stadium ihrem Ärger über die aktuelle Situation des Vereins Luft. Nach dem 1:4 in Liverpool und dem 1:4 bei Abstiegskonkurrent Swansea war es für West Ham die dritte Niederlage in Folge. Mit nur drei Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone sind Arnautovic und Co. als 16. mittendrin im Kampf um den Klassenerhalt.
Nach Burnleys Führungstor durch den für Österreichs Nationalteam infrage kommenden Barnes in der 66. Minute rannte zunächst ein Fan auf das Spielfeld und näherte sich West-Ham-Kapitän Mark Noble. Weil offenbar keine Sicherheitskräfte in der Nähe waren, packte Noble den Mann und stieß ihn zu Boden. Zwei weitere Anhänger stürmten den Platz, wurden aber von West Hams Verteidiger James Collins weggeführt. „Ich würde nicht sagen, dass ich mich bedroht gefühlt habe, aber auf dieser Welt weißt du nie. Es hat so gewirkt, als hätten die Fans genug gehabt, sie wollten ihre Emotionen zeigen“, sagte Noble nach der Partie.

Clubbosse müssen flüchten

Nach dem 0:2 griff sich ein Zuschauer die Eckfahne, lief damit über den Platz und steckte sie in den Anstoßpunkt. Auch nach dem dritten Gegentreffer gelangten Anhänger auf das Spielfeld, die Ordner waren sichtlich überfordert. Doch auch auf der Tribüne spielten sich beschämende Szenen ab. Hunderte „Hammers“-Fans konnten von den Ordnern nicht daran gehindert werden, Richtung Haupttribüne vorzudringen, um dort die beiden Clubchefs David Gold und David Sullivan sowie die Vizepräsidentin Karren Brady lautstark zu beschimpfen.
„Ihr habt unseren Club zerstört“, skandierten die Fans und forderten Rücktritte. Die Verantwortlichen verließen in der Folge noch während der Partie sicherheitshalber ihre Plätze. Der Club sowie die Liga kündigten eine genaue Untersuchung der Vorfälle an. West Ham muss mit einer harten Strafe rechnen. „Es gibt auf keinem Level im Fußball Platz für das, was im London Stadium passiert ist“, richtete die Premier League aus, „neben der offiziellen Untersuchung werden auch wir West Ham zu den Vorfällen befragen, um sicherzustellen, dass so etwas nicht mehr vorkommt.“
„Hammers“-Trainer David Moyes, der erst im Herbst nach einem enttäuschenden Saisonstart das Amt von Slaven Bilic übernommen hatte, zeigte Verständnis für den Unmut der Anhänger, forderte die Fans aber gleichzeitig zu Unterstützung in der prekären Lage auf. „Was wir brauchen, ist, dass Club, Spieler, Fans und einfach jeder an einem Strang ziehen“, sagte der Schotte, „ich bitte nur darum, dass alle zusammenhalten. Wir werden alles tun, um genügend Punkte zu sammeln, damit wir auch kommende Saison ein Premier-League-Club sind.“

Platzsturm auch in Frankreich

Auch in der französischen Ligue 1 ist es nach dem Heimspiel des abstiegsbedrohten Clubs OSC Lille zu einem Platzsturm gekommen. Rund 200 Fans stürmten am Samstag nach dem 1:1 gegen den SC Montpellier den Rasen und bedrohten die Spieler. Stürmer Nicolas Pepe soll dabei einen Tritt gegen das Bein abbekommen haben, auch Verteidiger Adama Soumaoro wurde attackiert.
Sicherheitskräfte verhinderten, dass die aufgebrachten Fans den Spielertunnel erreichten. Lille liegt mit 28 Punkten auf dem vorletzten Platz. Bisher erlebt der Club eine äußerst chaotische Saison mit sportlichen und finanziellen Problemen. Dazu kommt der Streit mit Ex-Trainer Marcelo Bielsa vor Gericht wegen einer möglichen Abfindung.
Erst am vergangenen Montag war es zu einem Treffen zwischen Clubpräsident Gerard Lopez und den Fangruppen gekommen. Dabei hatten diese eigentlich die Unterstützung bis zum Saisonende zugesagt. Lopez hatte bei seinem Amtsantritt einst die Qualifikation für die Champions League innerhalb von wenigen Jahren als Ziel ausgegeben. „Die Fans haben die Kontrolle verloren. Es sind aber auch Fans, die traurig und unglücklich sind“, sagte Trainer Christophe Galtier und fügte hinzu: „Ich akzeptiere aber nicht, dass meine Spieler geschlagen und in dieser Weise behandelt werden.“
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