Donnerstag, 24. Juli 2014

...und jetzt den § 274 bitteschön auch anwenden.....






Verfassungsschutz ermittelt nach Angriff auf israelische Fußballer in Salzburg 
24. Juli 2014, 10:18
Randalierer griffen Spieler an - Testspiel Maccabi Haifa gegen Lille wurde abgebrochen - Keine Festnahmen

Bischofshofen - Ein Testspiel des israelischen Fußballklubs Maccabi Haifa gegen den französischen Erstligisten OSC Lille im Salzburger Bischofshofen ist nach propalästinensischen Ausschreitungen abgebrochen worden. Rund 20 türkischstämmige Jugendliche stürmten am Mittwochabend in der 85. Minute das Feld und attackierten die israelischen Spieler. "Die Ausschreitungen waren auf den Gaza-Konflikt gerichtet", sagt Ortwin Lamprecht, Sprecher der Polizei Salzburg. In ihren Händen hielten die jungen Männer palästinensische und türkische Flaggen. Bei dem Freundschaftsspiel waren aufgrund des starken Regens anfangs nur wenige Zuschauer anwesend. Als der Regen aufhörte, kamen immer mehr Zuschauer, darunter auch eine große Gruppe türkischstämmiger Einheimischer zwischen 20 und 25 Jahren. "Die anwesenden Polizisten reagierten schnell und riefen Verstärkung", sagt Lamprecht. Die Jugendlichen hätten sich zunächst das Spiel angesehen. Fünf Minuten vor Spielende rannte die gesamte Gruppe auf das Spielfeld und griff die israelischen Spieler tätlich an.
Verfassungsschutz ermittelt
Laut Polizei wurde niemand verletzt. "Die Beamten konnten die Auseinandersetzungen rasch bereinigen", erklärt Lamprecht. Es seien Streifenpolizisten, Beamte der Schengen-Fahndung und der Cobra vor Ort gewesen. Von einem Großteil der gewaltbereiten Jugendlichen wurden die Personalien aufgenommen, festgenommen wurde niemand. Nun ermittle der Verfassungsschutz, ob ein gerichtlicher Tatbestand vorliege, erläutert der Polizeisprecher. "Ob es zu Verhaftungen kommt, ist noch nicht sicher." Nach Beendigung der tumultartigen Szenen, in die auch Spieler involviert waren, setzte der Referee das Match aus Sicherheitsgründen nicht mehr fort. Haifa hat auch mehrere muslimische Spieler in seinem Kader. Nach Angaben auf der Haifa-Website wurden die Spieler Idan Vered und Dekel Keinan tätlich angegriffen. Nach dem Abbruch seien Gegenstände auf das Team geworfen worden. In Videos war zu sehen, dass Polizisten und Ordner die Lage beruhigten.
Maccabi Haifa erklärte gegenüber der Zeitung "Jerusalem Post", der Klub glaube an "Koexistenz und Toleranz". "Wir verurteilen die Gewalt, die gegen uns eingesetzt wurde. Dies geschah nicht wegen Sport oder Fußball, sondern weil wir ein Team sind, das Israel repräsentiert." In seinem nächsten Spiel trifft Maccabi am Samstag auf den deutschen Bundesligisten SC Paderborn. Auch beim Sportklub Bischofshofen ist man entsetzt über die Ausschreitungen. "Im Fansektor gibt es noch immer solche Chaoten, die alles zerstören. Es soll um den Sport gehen und nicht um Randale“ , ärgert sich Obmann Stellvertreter Christian Winkler im Gespräch mit derStandard.at. Im Nachhinein ist Winkler aber froh, dass das Match eine halbe Stunde vorverlegt wurde: "Ich glaube, sonst wären noch mehr Randalierer gekommen. Auf der Straße standen noch einige, die Parolen schrien, aber durch den Gitterzaun nicht hineingekommen sind." Im Gespräch mit derStandard.at berichtet Winkler von "karateartigen Sprüngen", mit denen die Randalierer die Spieler attackiert hätten. Während die Spieler aus Frankreich sofort in ihren Kabinen verschwunden sein, hätten sich die Spieler aus Israel versucht zur Wehr zu setzen. Von der Agentur SLFC heißt es, dass die Spieler von Maccabi Haifa heute nicht für eine Stellungnahme zu erreichen sind. Agenturchef Hannes Empl erklärt im Gespräch mit dem Standard, dass man derzeit Gespräche mit dem Innenministerium führe. In Abstimmung mit dem Ministerium müsste zunächst geklärt werden, wie man bei den anstehenden Spielen des israelischen Fußballklubs verfahren werde. Bis dahin würden die Spieler für die Öffentlichkeit nicht erreichbar sein.
Innenministerium verteidigt Sicherheitsmaßnahmen
Ein Sprecher des Innenministerium erklärt im Gespräch mit derStandard.at, dass ausreichende Sicherheitsmaßnahmen im Vorfeld des Spiels getroffen wurden. Dies sei dadurch dokumentiert, dass keiner verletzt wurde. Man könne "politischen Protest nicht im Keim ersticken, bevor er formuliert wurde". Es sei zudem nicht die Aufgabe der Polizei "politischen Aktivismus" zu verurteilen.
Faymann veruteilt Übergriffe

"Die gestrigen Vorfälle beim Testspiel in Bischofshofen sind auf das Schärfste zu verurteilen. Gäste, die sich in Österreich aufhalten, haben das Recht, das in Sicherheit zu tun; unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer religiösen Zugehörigkeit", erklärte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in einer Aussendung am Donnerstag. Österreich stehe für den respektvollen Umgang aller Religionen miteinander. "Übergriffe auf Sportler, die ihre Saisonvorbereitung in Österreich absolvieren, sind absolut nicht zu tolerieren", wurde Faymann zitiert. Als "Skandal" bezeichnete FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache die Vorfälle in einer Aussendung am Donnerstag und forderte eine genaue Untersuchung. "Österreich ist ein neutrales Land, das eine geschichtliche Verantwortung gegenüber Israel hat und daher besonders sensibel mit antisemitischen Vorfällen wie diesem umgehen muss", wird Strache in der Aussendung zitiert. Die Vorfälle seien außerdem ein "Tiefpunkt der gescheiterten Integrationspolitik von Rot, Grün und Schwarz". (burg, ruep, red, derStandard.at, 24.7.2014)