Dienstag, 11. März 2014

Hoeneß in den Häfn ?

Hoeneß-Prozess: Steuerschuld wächst weiter auf 27,2 Mio. Euro
 
Uli Hoeneß
 
Laut der Steuerfahnderin hinterzog Uli Hoeneß mindestens acht Millionen Euro mehr, als er zum Prozessauftakt am Montag gestanden hat.
 
Die Steuerschuld von Uli Hoeneß liegt nach Angaben der Rosenheimer Steuerfahnderin vor dem Münchner Landgericht noch höher als vom FC-Bayern-Präsidenten eingeräumt. Im Laufe des Tages erhöhte sich die Zahl gewissermaßen von Stunde zu Stunde, am Ende berrichtete die Beamtin, Hoeneß schulde dem Fiskus mindestens 27,2 Millionen Euro und nicht 18,5 Millionen, wie der 62-Jährige am Montag erklärt hatte.
Dabei handelt es sich um eine "Best-Case-Rechnung", zugunsten von Hoeneß, wie die Steuerfahnderin betont. Die Neuberechnung der Steuern aufgrund neu eingereichter Unterlagen für die Jahre 2003 bis 2006 ergab eine Steuerschuld von 23,7 Millionen Euro. Dazu kommen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits in der Anklage aufgeführte weitere 3,5 Millionen Euro aus Kapitalerträgen für die Jahre 2007 bis 2009, womit sich die Steuerschuld auf insgesamt 26,2 Millionen Euro beläuft.
Nach diesen Enthüllungen muss Hoeneß mehr denn je eine unbedingte Haftstrafe befürchten. Nach Ansicht der Steuerfahnderin sind die vorgelegten Unterlagen auch lückenhaft, zudem habe Hoeneß mehrere Fristen verstreichen lassen.

Haftstrafe immer wahrscheinlicher

Mit einem roten Wäschekorb voller Akten betrat die Steuerfahnderin aus Rosenheim am Dienstagvormittag den Saal 134 im Münchner Justizpalast. Vor rund einer Woche habe Hoeneß' Verteidigung den Behörden einen USB-Stick mit Informationen über sein Schweizer Konto zukommen lassen, berichtete sie. Die "Grunddateien" der pdf-Dokumente seien aber schon am 18. Jänner 2013, einen Tag nach der Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten, erstellt worden, bemerkte die Beamtin. Das habe die EDV-Abteilung der Finanzbehörde festgestellt. Entsprechende Belege legte die Fahnderin dem Gericht vor und belastete Hoeneß damit schwer. "Bislang hat man ja immer gesagt, die Bank habe das gar nicht erstellen können", erklärte Titz.
Für Hoeneß' Hoffnungen, dass seine Selbstanzeige vor Gericht doch noch als gültig anerkannt wird und er damit straffrei davonkommt, bedeutet die Aussage einen massiven Dämpfer. Eine strafbefreiende Selbstanzeige muss nach den gesetzlichen Vorgaben umfassend sein. Die Staatsanwaltschaft hatte seine am 17. Jänner 2013 eingereichte Selbstanzeige aber bereits als unvollständig eingestuft und deshalb nicht anerkannt.

Hoeneß durfte Selbstanzeige nachbessern

Die Verteidigung betonte, die Datei sei nach und nach vervollständigt und erst kurz vor Prozessbeginn fertiggestellt worden. Nach Angaben der Steuerfahnderin gaben die Behörden Hoeneß und seinen Beratern die Gelegenheit, die Selbstanzeige nachzubessern. Erst danach leiteten sie ein Ermittlungsverfahren ein und durchsuchten im März 2013 das private Anwesen von Hoeneß am Tegernsee. Der Bayern-Boss habe danach beim Finanzamt angerufen und sich für die "diskrete Durchführung der Durchsuchung" bedankt, berichtete die Beamtin. Einen Monat später wurde die Selbstanzeige durch einen Medienbericht doch öffentlich.
Bereits im März 2013 habe sich Hoeneß' Steuerberater zur "umfassenden Mitarbeit" bereit erklärt. Die von den Fahndern angeforderten Unterlagen zu den Devisengeschäften von Hoeneß seien aber dennoch nicht nachgereicht worden. Die Steuerfahnderin sagte, sie habe deshalb am 9. Dezember eine letztmalige Anforderung aller Unterlagen bei Hoeneß' Steuerberater angemahnt. Dieser habe dann am 13. Jänner telefonisch mitgeteilt, dass die Entscheidung bei den Verteidigern liege. Hoeneß' Anwalt habe ihr gegenüber betont, dass das Zögern "kein taktisches Manöver" sei.

Entscheidung wohl nicht am Donnerstag
"Es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich, dass es so sein wird", sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz am Dienstag. "Es ist durchaus davon auszugehen, dass weitere Termine erforderlich sein werden", betonte sie. Für Mittwoch ist ein Betriebsprüfer als zusätzlicher Zeuge geladen. Laut Titz ist zu erwarten, dass zu den dann angehörten fünf Zeugen noch weitere benannt werden könnten. Hoeneß hatte zum Auftakt des zunächst auf vier Tage angesetzten Verfahrens eingeräumt, insgesamt 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben und damit 15 Millionen mehr als angenommen.

Hoeneß erschien am zweiten Verhandlungstag wieder in einem schwarzen Anzug und in Begleitung seiner Frau Susi im Gericht. Er wirkte aber ernster als am Vortag. Richter Rupert Heindl sprach angesichts der 70.000 Seiten umfassenden Unterlagen von einem "großen Schuhkarton mit Daten". Ob die kurze Zeitspanne den Finanzbehörden ausreichte, sie vollständig zu sichten und die Steuerschuld beziffern zu können, wird sich erst bei der weiteren Befragung der Steuerfahnderin erweisen.
(APA)