Es ging eigentlich gut los. Unser Bus nach Paris war schon kurz nach Auslosung restlos mit Vikings und anderen Freunden des Hauses gefüllt. Da Paris nicht gerade ein langweiliges Dorf ist entschloss man sich ebenfalls früh, bereits um 4.00 Uhr aus der Farbenstadt in Richtung Seine-Metropole aufzubrechen.Also ging um 2.30 Uhr mein Wecker, um 3.20 das Auto gen heiligem Haberland an.Unser Lieblingsbusfahrer Waldi erreichte pünktlich gegen 3.45 Uhr die Stelze, nach einer kleinen OP am rollenden Untergrund ging es um 4.17 Uhr los.Wieso ich die Zeiten schreibe? Das wird nochmal interessant.Mit müden Augen wurden die ersten Kölsch und mitgebrachten Verpflegungen vernichtet und die Vorfreude war trotz der sportlichen Aussicht an diesem Tag riesig.Gegen 5.30 Uhr erreichten wir die Kaiserstadt Aachen, wo erwartungsgemäß die Bundespolizei zur Kontrolle bat. Ausweiskontrollen wurden durch Abgleich des Gesichts des Besitzers und 3 stichprobenartigen Kontrollen in wenigen Minuten durchgezogen, sodass wir ziemlich schnell wieder auf die Autobahn und damit gen Belgien fahren durften. Eine Sache machte uns sofort stutzig. Die wirklich freundlichen deutschen Beamten kündigten uns bereits 2 weitere Kontrollen der französischen...nunja Kollegen...an. Direkt 2? Na dann schaun mer mal. Belgien wurde mit weiteren Kaltgetränken und einem wie immer riesig gelaunten Waldi am Steuer ohne Probleme hinter uns gelassen. Direkt an der Grenze Belgien-Frankreich setzten sich gegen 9.00 Uhr zwei Motorradfahrer vor den Bus, die offensichtlich ob unserer frühen Ankunftszeit noch überhaupt keine Idee hatten, was sie mit uns anstellen sollen. So wurde ohne weitere Anzeichen von den beiden am nächsten Rastplatz wieder abgefahren, auf dem einige weitere Motorräder abgestellt waren. "Wenn das die Kontrollen waren, umso besser", dachte sich wohl jeder im Bus. Von wegen! Nach einem Kilometer kamen die beiden Herren wieder angerollt, dieses Mal mit Geleitschutz durch die nebelverhangene Gegend. An der ersten Mautstation stoppte man unseren Bus und es begann zum ersten Mal am diesem Tag eine dann verhältnismäßig lächerliche Wartezeit von gut 20 Minuten, bis uns die Polizei der Gendarmerie übergab. Diese, wieder ausgerüstet mit 2 Motorrädern, begleitete uns knapp 20 Kilometer bis zu einem Rastplatz, an dem dann die eigentliche erste Kontrollstelle eingerichtet war. Hier ging es dann jedoch schon etwas anders zu als in Aachen. Die dort noch entspannten Beamten durchsuchten sämtliche Mitfahrer und den Bus selbst nach verbotenen Gegenständen. Eine nach einem Tipp der Aachener Kontrolle erstellte Namensliste der Mitfahrer inkl. Geburtstdatum ersparte zu unserer Überraschung die Kontrolle aller Personalausweise. 2 SKBs aus Leverkusen waren an dieser ersten Kontrollstelle ebenfalls vor Ort und klangen anfangs noch ziemlich optimistisch, dass das alles schnell über die Bühne gehen wird, wir dann also weiter zur zweiten Kontrolle kurz vor Paris fahren könnten. Weit gefehlt!Nach -natürlich- ergebnislosen Kontrollen wurde uns gesagt, alles sei okay, wir können in den Bus einsteigen und weiterfahren. Gesagt getan. Man begab sich zurück ins rollende Kölsch- und Futterland (wir berichteten) und.....wartete! 5 Minuten, 10 Minuten, 20 Minuten. Es war mittlerweile schon 10.20 Uhr als uns die Sache langsam komisch vorkam. Ein Bus der Police National, einer Art militärisch aufgebauter Staatspolizei, die für alle Kontrollen und Begleitungen (auch im Stadion) an diesem Tag zuständig war, stand immernoch vor unserem Bus und machte keine Anstalten, uns fahren zu lassen.Die kurze Rücksprache zwischen SKBs und französischen Einheiten brachte uns das unfassbare Ergebnis: Man hatte vor, anfangs nur 3, später dann 5-6 Busse nur im "Päckchen" und unter Begleitung der Police National zum nächsten Kontrollpunkt, immerhin über 120 Kilometer weg, zu begleiten. Für uns hieß das dann also: Warten! Und zwar auf all die Busse, die erst gegen 6 Uhr Leverkusen verließen. Diskussionen mit den Ordnungshütern? Zwecklos! Wollte man uns zuerst nichtmals mehr aus dem Bus lassen, wurde es ziemlich schnell dann doch zur halbwegs freien Bewegung auf der trostlosen Rastanlage, die immerhin eine Toilette vorzuweisen hatte. Die Stimmung war bereits jetzt ziemlich auf 0. Paris sehen? Wenn wir Glück haben, kommen wir für ein Stündchen zum Treffpunkt in der Innenstadt. Denkste schon wieder!Es war so gegen 11.30 Uhr, als die ersten Busse, die ja wie bereits erwähnt erst ganze 2 Stunden nach uns aufbrachen, am Rastplatz ankamen. Diese wurden für unsere Verhältnisse relativ schnellinnerhalb von 30 Minuten den Kontrollen untergezogen.Gegen kurz nach 12 Uhr Mittags, mittlerweile standen wir geschlagene 2 Stunden an Ort und Stelle und langweilten uns, wurde endlich das erste Buspäckchen geschnürt und auf den Weg Richtung Paris geschickt. So weit, so langweilig und nervend.Gegen 13.10 wurde die nächste Kontrollstelle etwa 40 Kilometer vor Paris erreicht. Hier waren dann mindestens doppelt so viele Polizeieinheiten und ließen die Busse abstellen. Anfangs durften immer nur 4 Leute pro Bus zur Toilette, begleitet durch französische Beamte. Nach 15 Minuten dieses Spiels wurde dann nach vielen Diskussionen mit den nun sehr aggressiv und provokant auftretenden Polizisten ein Ausstieg aller Businsassen "erkämpft", später durften sich alle Leute relativ frei auf dem Gelände bewegen. Man teilte uns zunächst nur mit, dass wir an dieser Stelle auf den zweiten Buskonvoi, der an der ersten Kontrollstelle zusammengestellt wurde, warten müsse um dann wiederrum eskortiert komplett weiterzufahren. Auch am zweiten Kontrollpunkt waren SKBs aus Deutschland vertreten, allerdings wurden diese nach meiner Auffassung kaum ernst genommen von sich immer mehr aufspielenden Polizeichefs, die vor Ort zweifelsfrei als diese erkennbar waren. Einer dieser Chefs hatte irgendwann die wirklich großartige und deeskalierende Idee, jeglichen offenen Alkohol in Glasflaschen zu verbieten. In unserem Bus, in dem nur 4-5 Personen verweilten, setzte er das mit ganzen 4 seiner Kollegen so um: Bedrohungen gegen einen Biertrinkenden Mitfahrer auf englisch, später die Aufforderungen französisch zu sprechen oder den Mund zu halten und sich dann einen Weg bahnend mit einem weiteren Mitfahrer gezielt provokant anzulegen, nachdem man ihn aus dem Weg gestoßen und absichtlich auf den Fuß getreten hat, um eine Eskalation herbeizuführen.Dieses Flaschen- und Bierverbot zogen dann alle Beamte in allen Bussen ausnahmslos durch. Zahllose Bierkästen wurden aus den Innenräumen und Kofferräumen der Busse geholt und an Ort und Stelle in einem großen Mülleimer entsorgt. Dass es alleine bei dieser Aktion zu keiner Eskalation kam, ist schon beachtlich.Neben den Flaschen wurde auch wieder eine Menge Zeit vernichtet. Nach ca. Einer Stunde des Wartens sorgten dann die Polizei und unsere SKBs für Kopfschütteln unter allen Fans, die auf dem Parkplatz ausharren mussten. Willkürlich wurden einzelne Busse, in der Zahl wohl 5 "freigegeben", die wie geplant nach Paris fahren dürfen, um sich dort frei zu bewegen. Alle anderen Busse würden zum Stadion gebracht, wo man bis Blocköffnung warten solle.Unser Erbenbus war einer davon. Sofort war uns allen klar, dass dieses "Angebot" auf keinen Fall angenommen werden würde und die Devise "Alle oder keiner" ausgesprochen wurde. Von 11 Bussen bleiben 10 Stück an Ort und Stelle und weigerten sich, ohne die anderen Leverkusner Fans weiterzufahren. Der eine Bus, der sich in Bewegung setzte, stand ganz vorne und bekam offensichtlich nichts von der Beschränkung "5 von 11" mit, sodass hier bitte keiner irgendwelche Vorwürfe oder sonstiges streuen sollte!Von dieser spontanen Solidaritätsbekundung "Alle oder keiner" waren nicht nur die Sicherheitskräfte sondern auch die Fanszene von sich selbst total überrascht. Das war ganz groß, Leute! Wir haben schon dort absolut zusammengehalten, wer hätte das gedacht?Es wurde 14 Uhr, es wurde 15 Uhr. Und irgendwann wurde es der Polizei zu blöd mit uns. Es wurde verkündet, dass man nun zum Stadion losfahre und auf dem Gästebusparkplatz, den wir ja eigentlich gar nicht hätten betreten dürfen/sollen. Eingesperrt warten müssen. Gut, wir hatten uns solidarisch mit allen Fans erklärt, also los.An diesem Tag haben wir alle gelernt, dass in Frankreich 2 Minuten zu 20 Minuten werden, eine halbe Stunde zu einer Stunde. So wurde nach dem "Aufsitzen" gegen 15.15 verkündet, man fahre nun doch erst um 16 Uhr los. Also alle wieder raus, ohne die Rechnung mit den Beamten gemacht zu haben, die nun die Knüppel zogen, damit die Leute schnell wieder in die Busse kommen. Ob selbige Knüppel geflogen sind, habe ich selbst nicht gesehen, wird von den betroffenen Bussen aber sicherlich nochmal genauer geschildert.16 Uhr hieß dann in Frankreich 15.30 Uhr. Die Autobahn wurde für einen Moment vollgesperrt und die Reisegruppe mit 10 Leverkusner Fanbussen und unzähligen Polizeitransportern und Motorrädern begab sich auf die Reise. Teilweise im Schritttempo wurde auf der linken Autobahnfahrspur der restliche Verkehr eindrucksvoll aus dem Tritt gebracht.War die ganze Schikane des Tages nicht genug, wurde nun also eine Kaffeefahrt aus der ganzen Sache. Eine Stunde ging es über die Autobahn bis nach Paris, danach noch eine halbe Stunde kreuz und quer durch die halbe Stadt, die man extra dafür absperrte und so halb Paris wissen ließ, dass die Staatsmacht alles im Griff hat.An die männlichen Mitfahrer aus der Farbenstadt hatte man besonders gedacht, indem man uns durch riesige Wälder fahren ließ, aus deren Unterholz viele mehr oder weniger uncharmant aussehende Damen ihre Dienste angeboten haben. Wer es braucht.Gegen 17 Uhr erreichte man endlich den abgesperrten Busparkplatz am Gästeblock, empfangen von weiteren hunderten Polizisten, nun behelmt mit einer Hand am Knüppel oder am Pfefferspray. An jeder Bustür sammelten sich 4-5 grimmig schauende Beamte und ließen pro Bus EINE Person auf eines von 2 Dixieklos auf dem Parkplatz gehen. Diese weitere Provokation der Polizei ging dann ganze 40 Minuten, bis man uns um 17.40 Uhr endlich Busweise in den immerhin schon geöffneten Gastbereich ließ. Durch ein Spalier mit Helmen und Schildern bewaffneten Polizisten eine sehr schöne Willkommensart!Im versifften Gastbereich angekommen, konnte man sich ebenfalls und zum ERSTEN MAL an diesem Tag immerhin bereits mit mehr oder minder Teuren "Leckereien" versorgen. Kostete der halbe Liter Cola mit 3,50 noch weniger als in LEV, schlugen Cheeseburger für 6 Euro und Papp-Pommes für 3 Euro dann schon gut zu Buche.Schnell stand fest, dass man ein Signal gegen die Art der stundenlangen Willkür und Provokation senden muss. Eine Blocksperre für den Unterrang von 10 Minuten wurde spontan von der Fanszene ins Leben gerufen und auch Fans, die nicht in den Bussen saßen brachten großes Verstädnis auf. Bis zum Anpfiff liefen immer wieder mal mehr und mal weniger stark ausgerüstete Polizeikräfte durch die Menge und wurden mit Beifall und dem ein oder anderem Schlachtruf begrüßt.Zu jeder Sekunde bleib es jedoch friedlich.Das Spiel begann, Jordan machte eine sehr eindrucksvolle und emotionale Ansage per Megafon an die vor den Mundlöchern wartenden Fans und bedankte sich im Namen aller für diesen tollen Zusammenhalt unter den mitgereisten Schwarz-Roten.Die 10 Minuten der Blocksperre hielten wir dann auf französisch ab.Ein bald-Schalker netzte in der 6. Minute zum völlig unerwarteten 1-0 für den Bayer ein, sodass wir darauf beschlossen, den Block zu entern. Mit eindrucksvoller Lautstärke gegenüber den "Gastgebern" und ihren Freunden aus der Domstadt und ein paar Blinkern, kündigten wir uns an.Im Zusammenspiel mit dem Erlebten war wohl jeder bis in die Haarspitzen motiviert und zusammen mit dem Oberrang bot man ein optisch und auch von der Lautstärke gutes Bild über 90 Minuten an.Der Rest des Abends und der Nacht sind schnell erzählt. Der Bayer bekam 2 Gegentore, Emre Can die Ampelkarte und wir nichts mehr zu essen und zu trinken, da die französische Polizei die Busse an jedem Rasthof weiterschickte. Nochmals herzlichen Dank!Die erste Belgische Raststätte wurde zur Verpflegung genutzt und um 5.47, genau 25 Stunden und 30 Minuten nach Abfahrt, sah man auf der Autobahnbrücke das erste Mal das Bayerkreuz und die Heimat wieder.Die schlimmste Auswärtsfahrt meines Lebens war zu Ende und ich um 6.45 Uhr im Bett.Unfassbar!An dieser Stelle nochmal große Anerkennung an alle, die Gestern in Paris waren. Ein Dank an jeden einzelnen Busmitfahrer, der zwar sicherlich wie wir alle ziemlich enttäuscht war, dass aus Sightseeing und einige Bierchen auf dem Place Saint Michel nichts wurde, sich aber trotzdem solidarisch mit jedem seiner Mitreisenden zeigte. Ein jeden einzelnen von uns, dass sich keiner hat provozieren lassen und es zu KEINEM EINZIGEN Zwischenfall und zu keinerlei Eskalation kam.Angesichts dieser willkürlichen Schikane an diesem Tag fast schon ein Wunder.Das hat den Zusammenhalt in Leverkusen hoffentlich nachdrücklich gestärkt. Es gibt kein "Die da oder wir hier" es gibt nur ein gemeinsames WIR! WIR sind Leverkusen – nur der SVB!
Im Vorfeld der Partie hat die französische Polizei nach Aussagen aus dem Leverkusener Lager ausnahmlos und entgegen voriger Informationen an die Gäste alle Leverkusener Fanbusse mit einem massiven Aufgebot gleich an mehreren Kontrollpunkten ab der Landesgrenze kontrolliert und auch den bereits im Tagesverlauf ankommenden Bussen den direkten Weg zum Stadion auferlegt.
Teilweise sollen Fans mehrere Stunden lang auf dem zugewiesenen Busparkplatz am Prinzenpark festgesessen haben, ein selbstständiger und von vielen geplanter Besuch der Stadt war demnach unmöglich. Die Fans wollen deswegen die ersten zehn Minuten des Spiels aus Protest den Unterrang unbesetzt lassen.
Nach Angaben eines Polizeisprechers von Mittwoch hat die Bundespolizei bereits zuvor Sturmhauben und andere Vermummungsgegenstände, Pyrotechnik, Zahnschutz und Pfefferspray in einem Bus sichergestellt. Die Polizei ging davon aus, dass die Männer in Frankreich auf Randale aus waren. In einem Fanbus wurde ein Reisender aufgrund eines bestehenden Haftbefehls festgenommen.
Die Polizei kontrollierte 800 von 2200 erwarteten Fans auf Bahnhöfen und Autobahnen. Beim Hinspiel hatte die Polizei drei Busse mit gewaltbereiten französischen Fans gestoppt.