Ihr fragt euch sicher warum
schreibt er das alles, das hat doch mit Fussball nichts zu tun ? – Richtig aber
es hat etwas mit uns, unserer heutigen Situation und auch der geographischen
Einteilung unseres Kontinents zu tun. Gestern von 98 Jahren hat sich eine
jahrhundertealte Landkarte politisch und geographisch verändert, wurde der
Grundstein zu tiefgreifenden Veränderungen gelegt, die noch heute nachspielen.
Man bedenke, dass nach dem Ende dieses Krieges, von den Vätern noch der „Grosse
Krieg“ genannt (Erster Weltkrieg heisst er ja erst heute) ein politisches
Erdbeben quer durch Europa ging. Drei grosse Monarchien wurden zerschlagen, als
erstes Russland durch die Revolution von 1917, danach Österreich-Ungarn, wo
Kaiser Karl I. am 31. Oktober auf die Regierungsgeschäfte – nicht aber auf die
Krone – verzichtete (was ein Einreiseverbot des letzten Kaisers auf Lebenszeit
nach sich zog) und wo schliesslich am 9. November 1918 Kaiser Wilhelm II. ins
holländische Exil flüchtete, die Schmach der Niederlage seinen demokratischen
Nachfolgern hinterlassend, die daran zerbrachen. Neue Staaten entstanden: ein
unabhängiges Polen, die CSR (Tschechoslowakische Republik), die Ukraine,
Finnland, die baltischen Staaten, der SHS Staat – später Königreich
Jugoslawien, ein erstarktes Rumänien und Italien, die stark verkleinerten
Staaten Deutschösterreich und Ungarn, ein gestutztes Deutschland. Die daraufhin
folgenden, kurzsichtigen Diktatfrieden von Saint Germain (Österreich),
Versailles (Deutschland) und Trianon (Ungarn) legten den Grundstein zum
nächsten noch grauenvolleren Krieg. Das alles begann mit dem Attentat eines
18jährigen Schülers auf den österreichisch-ungarischen Thronfolgers und endete
– da alle Seiten diesen Krieg wollten – mit den ersten Schüssen in Zemun.
Für uns Fussballanhänger des
Favoritner AC´s bedeutet dies den Verlust unseres ersten Platzes. Am 1. August
1910, dem Tag der Kriegserklärung Deutschlands an Russland wurde der Verein ja
aus der Taufe gehoben und bekam schon bald einen Platz bei der heutigen Gudrunstrasse
(dort steht seit den 30er Jahren ein Gemeindebau). 1914 wurde dieser Platz von
der k.u.k. Militärkommandantur beschlagnahmt und in ein Kriegshospital
umgewandelt. Nach dem Krieg wurde der Platz nicht mehr zurückgegeben, woraufhin
der FAVAC dann im November 1921 (nach Beendigung der Herbstmeisterschaft) den
heutigen Platz bekam. Die Erdwälle der Kennergasse sind das Aushubmaterial des
damals im Bau befindlichen Amalienbades.
Sicher ist das eine schräge
Querverbindung zwischen einem Viertlegisten und der „Urkatastrophe des 20.
Jahrhunderts“ aber gerade die kleinen Dinge sind es, die die Welt verändern,
sei es im persönlichen sei es im gesellschaftlichen oder im politischen Gefüge.
Jeder von uns hat einen eigenen Bezug zur Geschichte – manch einer leider
überhaupt keine – und sind wir alle Teil dieser grossen Geschichte. Stellt euch
vor, die Regierungen beschliessen Krieg zu machen und keiner geht hin. Was wäre
gewesen wenn die Völker damals gesagt hätten – Bäh nein macht euch euren Streit
alleine aus, wir haben keine Lust – wie wäre das, rein hypothetisch gesehen
ausgegangen ? Oder anders gefragt: wann werden wir Menschen klug genug sein um
zu erkennen, dass wir miteinander mehr zusammenbringen als gegeneinander ? Vor
allem: ist das überhaupt im Sinne der „Grossen“, die ihre Waffen testen, ihre
Waren verkaufen, ihre Ideologien durchbringen wollen ? Ich frage mich was
passiert wäre, hätte es den Zweiten Weltkrieg nicht gegeben ? 60 Millionen
Menschen wären nicht gestorben und Europa nicht zerstört worden. Nur – wer hat
von den Zerstörungen letztendlich profitiert ?