Donnerstag, 15. September 2011

Wir trauern um Uwe B. - tun wir es wirklich ? Ein Erklärungsversuch





Diese Woche nahm sich Uwe B., führendes Mitglied der erlebnsiorientierten Fraktion von Ausrtria Wien in seiner Wohnung das Leben. Soweit die nüchternen Fakten. Als Zeichen der Trauer - vor allem der älteren Generation und all jener die ihn gekannt haben - wählen die führenden Fanclubs von Austria Wien ein 15minütiges Schweigen der Trauer beim kommenden Spiel gegen Metalist Kharkiv. Immerhin war Uwe einer derjenigen, die früher immer wieder den Kopf für andere Veilchen hergehalten haben, sie auf Auswärtspartien oftmals "rausgehauen" hat und damit wohl manchem Veilchen einiges erspart hatte. Dafür hat er aber auch oftmals auf eine gewisse Disziplin geachtet und Veilchen, die über die Stränge geschlagen haben abgemahnt. Dies war in seiner Welt das "Geben und Nehmen". Vielleicht kann damit nicht jeder etwas anfangen aber die Zeiten waren damals nicht so, dass man sich in den von einem FC oder vom Verein gesponserten Bus setzte und zum Stadion fuhr, wo einem Hundertschaften von Polizei gegenüber anderen Fans abschirmten und man sich im Stadion mal kurz "aufführen" konnte weil man wusste dass es ohne weitere Konsequenzen bleiben würde. Immer wieder wurde auch mit seiner politischen Gesinnung argumentiert, wobei ich ihn als einen eher apolitischen, in diesem Punkt aber leicht provokant auftretenden Menschen kennengelernt habe. Oder wie er einmal in Vorarlberg anlässlich des ersten Auftretens bei der damals neu aufgestiegenen Austria aus Lustenau sagte: "Ich bin ja auch ein bisserl rechts aber die scheiss Nazis da drüben gehen mir am Arsch !" - Gemeint waren einige Schweizer Skinheads die extra zum Hallosagen vorbeigekommen sind. Da kann es schon mal vorkommen dass er Deutsche mit dem "Saluto Romano" begrüsste oder das eine oder andere Wort fallen liess. Interessiert hat ihn das Ganze jedoch nicht so wirklich. 

Man kann zu ihm stehen wie man will aber er hat die Trauer verdient, die ihm seine Freunde zu geben bereit sind. Internetschlachten sind da sicher der falsche Weg. Nicht nur in diesem Punkt. Ausserdem finde ich die Diskussion im ASB ziemlich widerlich.



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Das Schweigen als Chance
KOMMENTAR | PHILIP BAUER, 14. September 2011 22:17Die großen Fanklubs der Veilchen rufen vor der Partie gegen Metalist anlässlich eines Todesfalls zur Stille auf. Zu oft ließen sie solche Pietät vermissenDer in Fanklubs organisierte Anhang der Wiener Austria wird sich beim Europa-League-Auftakt gegen Metalist Charkiw zunächst in Schweigen hüllen. Fünfzehn Minuten wird auf der Osttribüne der Generali Arena einem plötzlich verstorbenen Fan gedacht. "Erweisen wir unserem Kamerad die letzte Ruhe (sic!)", wird in einem per Internet publizierten Flyer an die "Lieben Veilchen, Jungs und Mädels der Osttribüne, Fans von Austria Wien" appelliert. Unterzeichnet ist der Aufruf mit dem klaren Wunsch nach einem pietätvollen Umgang von den Fanklubs "Unsterblich Wien" und "Viola Fanatics 2001". Der Verstorbene selbst war Mitglied von "Unsterblich Wien" und gilt für viele als eine "Legende der Szene". Nicht alle Fans haben Verständnis für diese Art der Trauerkundgebung, einigen erscheint dieses Match zu bedeutend, anderen ist die politische Gesinnung des Verstorbenen zuwider. Trotzdem ist die Traueraktion legitim, werden viele Anhänger dem Aufruf Folge leisten. Der Respekt und die Ehrfurcht den Toten gegenüber gebietet es ihnen. Und wenn fünfzehn Minuten stillschweigend vorbeigezogen sind, dann werden die Mitglieder der initiierenden Fanklubs gesehen haben, dass es wohl tut, in seiner Trauerarbeit nicht gestört zu werden, dass Pietät ein wertvolles Gut ist. Und vielleicht werden sie in Folge auch verstehen, dass man nicht dem Mörder eines jungen Spaniers huldigen sollte, weil es pietätlos gegenüber dem Opfer und dessen Angehörigen ist. Dass man nicht mit NS-Symbolik hantieren sollte, weil es eine Pietätlosigkeit gegenüber Millionen NS-Opfern darstellt. Dass dies eine unglaubliche Respektlosigkeit gegenüber einem Menschen wie Norbert Lopper darstellt, der seine gesamte Familie im Konzentrationslager verloren und sein Leben lang alles für die Austria getan hat. Wie sagt es ein Mitglied der Fanatics bezüglich Pietät so schön auf der Webseite des Austrian Soccer Board: "Es ist einfach eine Charaktersache". (derStandard.at; 14. September 2011)