Weil wir ja einen Trainer haben, der schon einmal irakischer Meister geworden ist, habe ich mich entschlossen, ein wenig (rudimentäre) Informationen über den irakischen Fussball zu sammeln. Natürlich wird das sehr laienhaft sein, da ich mich auf die im Netz und auf in etwaigen Sportseiten vorhandenen Informationen stützen muss, für den Anfang denke ich aber wird das reichen. Hoffe ich zumindest. Gleich vorweg: Alle Ungenauigkeiten, auch bei der Namensnennung gehen auf mich und mögen gerne korrigiert werden.
Der Irak zählt heute – nach den Kriegen gegen den Iran,
dem Kuwaitkonflikt, der Invasion durch die Amerikaner sowie den Kriegen rund um
den Islamischen Staat – 43 Millionen Bewohner. Entstanden ist der heutige Irak
nach dem Ersten Weltkrieg, genauer 1920 aus den ehemaligen osmanischen
Provinzen Mossul, Bagdad und Basra (von Nord nach Süd gesehen). Bis zum Ersten
Weltkrieg war die Gegend des heutigen Iraks Teil des Osmanischen Reiches, genauer
seit 1534. Im Ersten Weltkrieg eroberten die Briten weite Teile des heutigen
Iraks und gründeten eben 1920 das Königreich Irak. Dieses hatte bis 1958
Bestand. Vor allem die Briten hatten großes Interesse an der Gegend, ist sie
doch reich an Erdölvorkommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird es wieder – eine Folge
der Mandatspolitik der Briten, verbunden mit den Unabhängigkeitsbestrebungen
der arabischen Völker – undurchsichtig. Das Königreich Irak, dessen
Mandatsgeber Großbritannien war, nahm am Krieg gegen Israel 1948 teil, wurde
aber – wie die anderen arabischen Armeen, besiegt. 1958 schließlich kam es zum
Putsch gegen das Königshaus, am 15. Juli 1948 wurde die Republik Irak
ausgerufen und der Monarch ermordet. Nach dem Abzug der letzten britischen
Truppen am 24. März 1959 war der Irak tatsächlich unabhängig. Einhergehend
bekamen die Frauen das Wahlrecht. Es war eine politisch unruhige Zeit, die das
Land prägte. 1963 putschte die Baaht Partei (eine kleine Splittergruppe) gegen
den amtierenden Regierungschef und kam an die Macht. Mit der Baaht Partei ist
der Name Saddam Hussein untrennbar verbunden. Er selber kam nach dem Rücktritt
Al Bakrs am 16. Juli 1979 an die Macht. Was dann folgte, wissen wir: Krieg
gegen den Iran, Krieg gegen Kuweit, schlußendlich sein Untergang (in einem
Erdloch). Der Rest ist bis heute ein chaotisches Land, von Gewalt und
Revolution erschüttert.
Das ist der ungefähre Rahmen, in dem sich der
irakische Fussball bewegt.
Der älteste irakische Fussballverein ist der am 4. Juli
1931 als „Gypsie Moth“ gegründete al-Quwa al-Dschawiya FC, heute der Verein der Luftwaffe. Er
ist auch gleichzeitig einer der erfolgreichsten irakischen Vereine, gewann 6 Mal
die irakische Fussballmeisterschaft, 7 Mal den irakischen Cup und konnte im AFC
Cup dreimal gewinnen. Die Vereinsfarben sind Blau-Weiß.
Dazu muss man wissen, dass die gesamtirakische
Meisterschaft erst 1974 eingeführt wurde, davor gab es regionale
Meisterschaften, 1962 bis 1974 galten die Bagdader Meister als irakische Meister.
Der irakische Cup ist ein wenig älter (gegründet 1956/57), wird heute aber
nicht mehr ausgespielt. Das erste Meisterschaftspiel fand am 4. Oktober 1974
zwischen al-Tayaran und al-Sinaa statt und endete mit 1-1 unentschieden.
In den 2000er Jahren gab es – bedingt durch die
Kriegshandlungen – immer wieder Änderungen im System, heute spielt man wieder
eingleisig, die Liga umfasst 20 Mannschaften.
Betrachten wir ein bischen die einzelnen
Vereine: den ältesten Verein habe ich oben schon genannt, nun will ich mich mit
dem Heimatverein unseres Trainers ein wenig genauer, soweit das weltweite Netz
es hergibt, beschäftigen (weil er mich auch am meisten interessiert um es gleich
zu schreiben):
Der Erbil SC wurde im zehnten Jahr der Unabhängigkeit, nämlich
am 3. November 1968 unter dem Namen „Brusk“ gegründet und ist der erste Verein
ausserhalb Bagdads, der mehr als einen Meistertitel erringen konnte. Er ist
auch der erste irakische Verein, der ausländische Spieler verpflichtete. Mit 4
nationalen Titeln ist er in den 2000er Jahren erfolgreich gewesen und erhielt
damals den Spitznamen „Gelbe Festung“. Ein anderer Name ist "Yaney Hewlêr", der kurdische Name von
Erbil. Er ist der
Verein der Irakisch-Kurdischen Volksgruppe und konnte sich in dieser Eigenschaft,
quasi als Aushängeschild sowohl für die AFC Champions League als auch für den AFC
Cup qualifizieren.. Bei Letzterem erreichte man 2011 sogar das Halbfinale. Die
Heimstätte des Vereins ist das 40.000 Zuseher fassende Franso-Hariri-Stadion.
Zurück zum Verein: 2016 folgte der Abstieg in
die zweite Liga, nachdem sie sich aus dem laufenden Spielbetrieb zurückgezogen
haben. Eine Saison später gelang allerdings wieder der Aufstieg in die Premier
League, in der man aktuell beheimatet ist. Die Saison 2022-23 beendete man als
Sechster. Die Vereinsfarben sind Gelb-Weiß. Ein paar Bilder des Vereines findet
man hier: Erbil
sc (kurdistan24.net) Erbil International
Stadium Tour - Kurdistan Region Iraq - Only By Land Erbil Sport Club (erbilsc.com)
Ich denke, ich werde weiterführend einige gesammelte
Informationen über den kurdischen Fussball und dessen Vereine in einem anderen
Text verschriftlichen.
Der nächste Verein, den ich kurz vorstellen will, ist der erfolgreichste, nämlich der als al-Muwasalat am 29. Juni 1969 gegründete Verein al-Zawraa SC (Bagdad). Mit 12 Meisterschaften und 14 Cupsiegen ist er der mit Abstand erfolgreichste Verein im Land. Seine Clubfarben sind Blau-Weiß.
Ebenfalls 1969 wurde der Verein al-Talaba SC
unter dem Namen al-Jameaa mit den Vereinsfarben Schwarz-Blau gegründet. Mit 5
Meisterschaften und 2 Cupsiegen ist er der dritterfolgreichste Verein aus
Bagdad. Leider gibt das Netz nur sehr wenig über die Geschichte her (wie bei
allen anderen Vereinen auch), deshalb belasse ich es bei der Kurzvorstellung.
Der nächste Verein, ebenfalls aus Bagdad ist al-Shorta
FC, dessen Wurzeln in das Jahr 1932 zurückgehen. Er gilt als
Polizeiverein und ist der grösste All-Round-Verein des Iraks. Offiziell firmiert
er seit 1960 unter dem heutigen Namen, davor hieß er schlicht Montakhab
al-Shorta also Polizeisportverein. Mit 5 Meistertiteln (9 wenn man
die Urmeisterschaft dazuzählt). Durch die späte Zusammenlegung der lokalen
Polizeisportvereine konnte ich keinen Beleg finden, dass al-Shorta den Cup
gewonnen hätte. 1983 wurde der Verein überdies kurzzeitig in Qiwa al-Amn
al-Dakhili (Innere Sicherheit) umbenannt.
Jau und das ist es auch schon mit der
Kurzvorstellung, da ich über die meisten anderen Vereine nur sehr wenig bis gar
keine gesicherten Informationen bekommen konnte, die einzelnen Seiten
widersprechen sich da eklatant. Daher lasse ich es lieber. Ich führe nur einige
Links an, damit Mensch sich selber ein Bild machen kann.
Franso-Hariri-Stadion
– Wikipedia