Schaut man in Wikipedia nach, glaubt man dort zu lesen, wie die Slovan
gegründet wurde. Nach der Geschichtsschreibung wurde der Verein 1902 in
Favoriten als Sportklub der tschechischen Minderheit in Wien (die mit über
400.000 Menschen gar keine so kleine Minderheit – wenn überhaupt gewesen ist)
gegründet. Aber stimmt das wirklich? Nun gibt es eine handschriftliche
Gründungsurkunde, aus der das Datum 11. Jänner 1902 hervorgeht, aber ob das
wirklich die tatsächliche Gründung des Vereines war, bleibt offen. Immerhin gab
es seit 1898 bereits einen „Verein tschechischer Sportfreunde“, der sich mit
Fussball beschäftigte. Spannenderweise findet man in zeitgenössischen Blättern
wie dem „Neuen Wiener Tagblatt“ keinerlei Hinweise auf eine Gründung. Und dies,
obwohl dort der Fussballsport ausführlich beschrieben wurde und die Gründung
jedes Vereines Erwähnung findet. Gut, das muss noch nichts heissen, ist aber
interessant. Immerhin gab es damals in Wien nur wenige Vereine.
Dazu kann man natürlich bemerken, dass es viele „wilde Vereine“ gegeben
hat, die ohne Anmeldung bei der Behörde oder der Fussballunion das
Fussballspiel betrieben.
Wir nehmen daher – auch wenn ich persönlich glaube, dass das Datum nicht
stimmt – diesen 11. Jänner 1902 als Gründungsdatum.
Das Vereins- oder wie man damals sagte, Clublokal war in der
Habsburgergasse 6 (hinter den Stallungen der Spanischen Reitschule), der
Clubsekretär ein Herr Jaroslaw Zinhart, welcher in der Technischen Hochschule
im 4. Bezirk (neben der Karlskirche) wohnte. Offenbar war er dort angestellt.
Trainiert wurde am Laaerberg, vermutlich dort, wo auch die Hertha ihre
Trainings abhielt, aber so genau wurde das nicht ausgeführt. (Neues Wiener
Tagblatt, 1. März 1902)
Die erste Erwähnung findet der SK Slovan im „Neuen Wiener Tagblatt“ vom 23.
Februar 1902, wo ein Spiel gegen die Rudolfsheimer „Hellas“ auf dem Sportplatz
Schmelz angekündigt wurde. Das Spiel, veröffentlicht am 24. Februar 1902 im
„Neuen Wiener Tagblatt“ gewann der SK Slovan mit 2-0.
Die Debutmannschaft der Slovan sah so aus: Vesely (Tor), Breceky, Ledecky
(Verteidigung), Linhart, Kocabek, Borovsky (Deckung), Eis, Bedniak, Koserak,
Sunkovsky, Krasny (Angriff), Chodera, Milda als Ersatzleute.
Das zweite Spiel, welches auf der Schmelz gegen Rapid am 9. März 1902
ausgetragen werden sollte, fiel wegen Unbespielbarkeit des Platzes ins Wasser.
Der SK Slovan, Vereinsfarben Grün-Weiß tingelte in den Anfangsjahren
mangels eigenem Platz durch Wien, ist also kein rein Favoritner Verein. 1921
übernahmen die Tschechen den alten Platz von Wacker Wien in der Altmannsdorfer
Straße. Am 10.9.1921 fand dort das Spiel gegen den Nussdorfer AC statt, welches
Slovan mühelos mit 5-1 gewann. Gleichzeitig suchte man einen neuen Platz in
Favoriten. Es sollte aber bis zum 22. August 1925 dauern. An diesem Tag wurde
der „Tschechische Herz Platz“ in Favoriten (das spätere Horrstadion) mit einem
Meisterschaftsspiel gegen die Wiener Austria, damals noch als Amateure
firmierend ausgetragen. Die Amateure gewannen lässig mit 4-1.
Zwei Jahre zuvor, in der Saison 1922/23 gelang dem SK Slovan erstmals der
Aufstieg in die höchste Spielklasse, der 1. Klasse Wien. Er sollte sich – bis
1950 – insgesamt 9 Saisonen lang in dieser Spielklasse halten. Aus dieser Zeit
stammen auch die Mannschaftsbilder, welche ich in den zeitgenössischen
Sportblättern gefunden habe.
Soviel zur Urzeit der Slovan. Der Rest ist Geschichte.
SK
Slovan-Hütteldorfer AC – Wikipedia
Quellen: "Neues Wiener Tagblatt", "Illustriertes österreichisches Sportblatt", Sammlung ANNO