Das erste Spiel als Tabellenführer sollte
ein spezielles werden – und das tat es auch. Aber nicht aus dem durchaus
erfreulichen Anlaß, als Leader hineinzugehen sondern weil eine knappe Woche
vorher ein bulgarischer Freund und Bruder von Lokomotiv Sofia, Rado bei einem
Amokunfall ums Leben kam. Der zwanzigjährige Fan verunglückte (als Beifahrer)
bei der Rückreise von einem Auswärtsspiel, weil der Fahrer mit einer Betonwand
kollidierte. Was jetzt wirklich passiert ist, wissen wir nicht so genau, das
Endprodukt ist der viel zu früher Tod von Rado Bufera, wie er von seinen
Freunden genannt wurde. Deswegen stand von unserer Seite aus alles im Zeichen
der Trauer und Respektbekundgebung unserern Freunden bzw. der Familie in Sofia.
Vor Spielbeginn wurden zwei Transparente gesprüht, einige Fotos geschossen und
so unseres Freundes gedacht. Danach stand natürlich der Support gegen die
Grünweissen aus Gersthof am Programm, die ja mit unsere speziellsten „Freunde“
in der ganzen Liga sind. Die Mannschaft und ihre Fans haben so ein eigenes
Gespür davür, zum dümmstmöglichen Zeitpunkt ungut zu sein, etwas, das man
sicher antrainiert hat. Wie auch immer, vor rund 250 Zusehern – mager für ein
Spiel des Tabellenführers um das mal ganz höflich zu formulieren – entspann sich
das befürchtet schwere Spiel. Unsere Jungs waren noch mit dem Kopf bei der
Donaufeldpartie und die Grünweissen spielten um ihr Leben. Und dann war es nach
24 Minuten passiert: Gersthof führte mit 0-1. Schaß. Aber es kam noch
schlimmer, denn unser Goalie machte nach 38 Minuten einen verunglückten
Ausflug, wurde ausgespielt und es stand somit zur Pause 0-2. Gersthof jubelte,
unsere Jungs waren geknickt. Ausser Rona Bumba, der die Burschen antrieb. In
der Pause gedachten wir in Gesprächen und mit Hilfe von ein bisserl Flüssigkeit
nochmals Rado, ehe die zweite Halbzeit begann. Eine kurze Schnurre noch zum
Drüberstreuen: Nach dem 0-2, wir hatten das zweite Transparent längsseitig
angebracht, fegte dieses (RIP RADO) von der Bande über den Platz, wurde von
unserem Tormann „eingefangen“ und zu uns gebracht. Eine Botschaft ? Nun wir
erlebten in der zweiten Halbzeit eine vollkommen andere FAVAC-Mannschaft.
Gersthof kam zu keiner geregelten Aktion mehr, wurde eingeschnürt und mit
Schüssen aufs Tor bombardiert. Dies half: in der 60. Minute schoss Kraljevic
(wer sonst ?) das 1-2 und dann begann ein Sturmlauf aufs Gersthofer Tor. Chance
um Chance erarbeiteten sich die Burschen, lautstark von uns unterstützt und
nach 79 Minuten traf Turan Aydin zum längst fälligen Ausgleich. Jetzt geht’s aber
wirklich los. Das Spiel blieb weiterhin mehr als einseitig, die Bank von Gersthof
erlitt inzwischen schon mindestens vier Herzattacken (wenn man die Gesten
richtig deutete) und dann passierte kurz vor Schluss folgendes: Dimi über
links, Schuss an die Stange, Nachschuss Bumba – wieder Stange. So viel Pech
(oder Glück, je nachdem wie man es sieht) gibt es doch normal gar nicht. Und
weiter ging es mit dem munteren Scheibenschiessen: Cornerserie der Rotschwarzen
und in Minute 90+ noch ein Kopfball knapp neben die Stange. Sch…. Da kann man
dann schon ein wenig verzweifeln. Es blieb schlußendlich bei dem 2-2, welches
uns in der Endabrechnung mit einem Punkt Rückstand auf Elektra auf Platz 3
(punktegleich mit Donaufeld) brachte und uns trotzdem stolz machte. So
zurückommen muss man mal und diese Moral, bis zuletzt zu fighten, braucht eine
Topmannschaft.