Österreich ist im Semifinale
einer Fussball-EM. Was für ein Satz. Der größte Erfolg des
Fussballsportes in der Moderne, eigentlich seit Austragung von
Europameisterschaften, ist seit Sonntagabend Wirklichkeit. Und ja, es waren die
Frauen, die dies schafften, was die überbezahlten Herrn Kicker bisher nicht auf
die Reihe brachten. Was da an Einsatz, Taktik, Siegeswille und Teamgeist
gezeigt wurde, ist nicht hoch genug einzuschätzen.
Frauenfussball ist in Österreich
ja immer noch eine mehr als nur belächelte Sportart, werden die „Damen“
hierzulande nicht für voll genommen und dementsprechend nicht gefördert, aber
nun haben sie, die Mädels der Nationalmannschaft es allen gezeigt. Seit 1972
wird unter der Schirmherrschaft des ÖFB eine Meisterschaft ausgetragen, deren
erster Meister übrigens der Favoritner AC war – peinlicherweise existieren aus
dieser Zeit keine Fotos, die mir zur Verfügung stehen – und gibt es schon etwa
50.000 Fussballerinnen in etwa 500 Vereinen, so ganz hat der Frauenfussball
(man müsste dieses Wort eigentlich verbieten, denn Fussball ist Fussball) noch
immer keinen Namen und geniesst leider immer noch einen Exotenstatus.
Verglichen mit den Männern fristen sie finanziell ein geradezu karges Leben,
werden kaum Profimannschaften (mir fallen derzeit nur die Mädels vom SKN Sankt
Pölten dazu ein, was meiner zugegebenen Wissensschwäche geschuldet ist)
finanziert und ist der Meisterschaftsbetrieb für die Vereine abenteuerlich.
Das liegt daran, dass eine
österreichweite Bundesliga (oder sogar zwei wie bei den Herren) nicht oder nur
knapp zu stemmen ist, die Sponsoren bisher eher geflohen als gekommen sind und
auch die grossen Vereine wenig Interesse daran zeigen. Weder die beiden grossen
Wiener Vereine Austria und Rapid, noch Sturm oder gar das Produkt aus
Siezenheim haben eine eigene Mannschaft und die beiden Wiener Vereine mit einer
Frauensektion, Sportclub und Vienna sind nicht gerade die finanzkräftigsten wie
man weiß. Ausserdem ist es für Amateurinnen etwas schwierig, jedes Wochenende
quer durchs Land zu reisen.
Guten Fussballerinnen bleibt
nichts anderes übrig, als ins Ausland zu gehen um dort mit ihrer Kunst/ihrem
Sport (denn Fussball ist sehr wohl eine Kunst die nicht jedem gegeben ist –
sollten sich die Männer auf die Fahnen schreiben) nachgehen und davon leben zu
können. Auch viele unserer Mädels sind im Ausland erfolgreich tätig und haben
so dieses Sommermärchen möglich gemacht, eine der aktuell vier besten
Mannschaften des europäischen Kontinents zu sein.
Es liegt jetzt am ÖFB und seinen Vereinen,
den Frauen auch jenen Respekt zu erweisen, der ihnen nach diesem
Semifinaleinzug gegen teils viel professioneller aufgestellte
Nationalmannschaften (man schaue sich nur an, woher die Spanierinnern kamen,
nämlich von den grossen Vereinen des Landes) zusteht. Sie haben auch die
Pflicht, jene Vereine zu unterstützen, die mit ihrer langjährigen Arbeit diesen
Erfolg – egal wie das Semifinale ausgehen mag – möglich machten, indem sie
gegen alle Widerstände (sei es bei der Platzfindung, sei es beim Finden von
interessierten Spielerinnen oder einfach in der Behandlung, die ihnen in den
Verbänden zuteil wird) nicht aufgaben und jetzt eine Generation von
Spielerinnen hervorbrachten, auf die man stolz sein kann. Und stolz simma jetzt
alle, gell meine Herren ?
Und auch den Fussball, den sie
spielen muss man respektieren. Gut, die Schnelligkeit ist vielleicht nicht
immer so gegeben wie bei den Männern aber das liegt an der unterschiedlichen
Konstitution der Geschlechter, aber in Punkto Kampfgeist, Taktik und Technik
sind sie schon lange auf einem Level wie die Männer. Immerhin schaut auch Frau
im Fernsehen Fussball und nimmt dort etwas mit.
Was ist zu tun ?
Erstens
einmal muss Respekt gezollt werden. Die
Leistung unserer Mädels ist anzuerkennen, weil sie unter ungleich schwereren
Bedingungen erbracht wurde, als die Burschen sie vorfinden. Aus diesem
Respekt heraus muss der ÖFB für die Frauen dieselben Ressourcen bereitstellen,
die sie für die Männer hat. Das fängt mit dem Geld an und geht über Sponsoring,
TV-Gelder und mediales Pushen bis hin zur Einrichtung von Nachwuchszentren die
diesen Namen auch verdienen.
Die
Vereine müssen ihren Teil der Verantwortung übernehmen und
Frauenfussball genauso ernst nehmen wie den Männerfussball. Immerhin sind sie
auf Nationalteamebene erfolgreicher als die hochbezahlten Profis, die ihren
Preis meist nicht wert sind. Ein Zugang zu den vereinseigenen Akademien wäre
ein erster Schritt. Siehe bei der Austria: sie hat mittlerweile vier
Spielstätten für ihren Nachwuchs – Ergebnis: ein mageres 0-0 gegen den
„Knallergegner“ AEL Limassol und ein vollkommener Fehlstart in die
Meisterschaft. Rapid hat es erst gar nicht in die internationalen Bewerben
geschafft, obwohl sie ja angeblich die besten sind. Als selbsternannter
Arbeiterverein wäre eine Frauenmannschaft eigentlich Pflicht.
Errichten
von modernen Spielstätten. Was für einen österreichischen Dritt-
oder Landeslegisten gut und billig ist, muss für die Frauen erst recht gut
sein. Mit Tradition, meist eh nur das Nachtrauern vergangener Zeiten, kann man
sich nichts kaufen, sie ist schön, spielt aber keinen Fussball. Menschen schon.
Aufstellen
von Sponsoren. Ein richtiges, ernstgemeintes Sponsoring tut not. Der
Erfolg ist offensichtlich und auch Frauen sind Konsumenten.
Mediale
Beachtung. Es ist ja ganz schön und nett, wenn einige Massenblätter
anlässlich der EM ein paar, mangels Fachkenntnis meist grottenschlechte Artikel
veröffentlichen und der ORF sich dazu bequemt, die Spiele zu übertragen, ABER:
warum gibt es kein Livespiel der Woche ? Warum gibt es keine Doppelseite in der
auflagenstärksten Zeitung wie sie jeden Montag über das Wiener Unterhaus üblich
ist ?
Anerkennung
durch die Zivilgesellschaft. Ja, sicher, Fussball ist
Männerdominiert und wird es wohl auch immer sein, trotzdem muss der
durchschnittliche Fussballfan an mehr als an dem berüchtigten Leiberltausch
interessiert sein, blöde Witze aus der Mottenkiste sind hier nicht angebracht.
Fussball ist Hochleistungssport und kaum einer der oft unsportlichen,
übergewichtigen Experten würde auch nur eine Halbzeit gegen diese Mannschaft
bestehen können. Gut das klingt jetzt polemisch aber mir fällt kein besserer
Vergleich ein und ihr wisst, was ich damit meine. Frauen, die an Fussball
interessiert sind (aktiv oder passiv) dürfen nicht mehr nur als Anhängsel ihrer
Männer betrachtet werden, dürfen nicht als „Tussis auf Männerfang“ angesehen
werden und ihre Kleidung Diskussionsstoff untervögelter Männer sein, wenn sie
ins Stadion gehen und die Vereine sollten bitte endlich damit aufhören, eigene
plüschrosa Merchandisinglinien für weibliche Fussballfans zu entwerfen um ihr
Budget zu erhöhen. Jeder Verein hat seine eigenen Farben und in Österreich
kenne ich wenige, die Pink/Rosa als Hauptfarbe haben. Frauen, die zum Fussball
gehen, gehen dorthin, weil sie diesen oder jenen Verein toll finden und tragen
auch dessen Farben. Ganz ohne das depperte Rosa.
Da sind wir wieder beim ersten
Punkt: Respekt !
Ja und nochwas: es gibt gar
nichts blöd zu lachen wenn man eigenartige Namen für einen Fussballverein hört.
Groß-Schweinbarth ist leider ein Ort dieses Namens und die dortigen
Fusballerinnen sind halt stolz darauf für ihn zu spielen. Deswegen wird der Ort
seinen Namen nicht ändern, wie zum Beispiel Unterstinkenbrunn, die jetzt
Untersiebenbrunn heissen. Ich bin mir ausserdem sicher, dass Fucking auch einen
(Männer)Fussballverein hat. Die kennt halt nur keiner weil sie irgendwo in der
Kraut-und-Rüben-Liga spielen. Groß-Schweinbarth spielt dagegen Bundesliga.