Im Zusammenhang mit dem Sprengstoffattentat auf den Spielerbus der Dortmunder Borussia ermitteln die Staatsschützer in mehrere Richtungen. Neben einem islamistischen Hintergrund konzentrieren sich die Nachforschungen auch auf rechtsextreme Kreise und die militante Fußballszene in Sachsen.
Etliche Passagen in den drei Bekennerschreiben zum Bombenanschlag auf den Spielerbus von Borussia Dortmund am vergangenen Dienstagabend kamen den Analytikern im Bundeskriminalamt bekannt vor. Die Forderung, wonach die Ramstein US-Air Base geschlossen werden müsse, erinnerte die Staatschützer an Beiträge im Magazin „Compact“, das der Rechtspopulist Jürgen Elsässer in Leipzig herausgibt.
Im selben Duktus agitiert der Publizist gegen die vermeintliche „Kolonialdiktatur der USA“ auf allen Kontinenten. In Magazin-Texten geht es ebenfalls um die Schließung der US-Air- Base im rheinland-pfälzischen Ramstein.
Spur führt nach Leipzig
Wie Sicherheitskreise FOCUS Online bestätigten, überprüfen die Ermittler nun auch die Spur nach Leipzig. Dabei dreht sich alles um die Frage, ob womöglich rechtsradikale Kreise oder militante Fußballfans aus der sächsischen Metropole oder dem Umland das Sprengstoffattentat verübt haben könnten.
Inspiriert durch „Compact“-Texte?
Ein möglicher Racheakt, so die Ermittlerthese, für die Attacken durch einen BVB-Mob beim Heimspiel gegen RB Leipzig auf gegnerische Anhänger Anfang Februar. Inspiriert durch „Compact-Texte“, so der Verdacht, fertigten die Täter fingierte Bekennerschreiben an, um den Angriff mit Splitterbomben auf das BVB-Gefährt der militanten Islamisten-Szene in die Schuhe zu schieben.
Schließlich weisen die drei identischen Traktate etliche Rätsel auf: Kaum ein islamistischer Attentäter hat hierzulande jemals solche Schreiben am Tatort hinterlassen.
Überdies hat sich weder „Amaq“, die Propagandastelle der Terror-Milizen „Islamischer Staat“ (IS), zu dem Anschlag bekannt, noch sonst eine andere fundamentalistische Oppositionsgruppe aus Syrien und dem Irak. Zudem fehlen die typische IS-Insignien sowie der Treueschwur auf den selbsternannten Kalifen Abu Bakr Al-Baghdadi. Die fehlerhafte Klein- und Großschreibung wirkt gewollt, ferner würde wohl kein radikal-islamischer Verfasser das Wort „Untertan“ benutzen.
Verbindung zu „Legida“-Forderungen
Stutzig macht die Terrorfahnder zudem die Schlusspassage um die Air- Base Ramstein. Schon während der Montagsmärsche des inzwischen eingestellten Leipziger Pegida-Ablegers „Legida“ votierten Teilnehmer konkret für den Abzug der Amerikaner aus dem Ort nahe Kaiserlautern.
Bei seiner Rede auf der Legida-Demo im Februar 2015 wetterte Compact-Herausgeber Elsässer gegen den Islamistischen Terror. Lautstark forderte der Rechtsaußen zudem: „Ami go home“.
Die Frage, ob sich der oder die Bombenleger vom vergangenen Dienstag tatsächlich solche Tiraden zu eigen machten, werden weitere Nachforschungen beantworten.