Die Wolken sind dunkel !
Fußball
Dunkle Wolken über der Hohen Warte
Nach dem Tod des größten Geldgebers ist der First Vienna FC 1894 auf Sponsorensuche. Die Fans sammeln Spenden, organisieren Auktionen - und vermissen konkrete Informationen, wie es mit dem Verein weitergehen soll.
Wien. Der älteste Fußballverein Österreichs, der First Vienna FC 1894, befindet sich in der wohl schwersten Krise der 123-jährigen Vereinsgeschichte. Der unerwartete Tod von Martin Kristek vor einem Monat hat den Verein in seinen Grundfesten erschüttert. Kristek war Geschäftsführer und Gründer von Care Energy, das in den vergangenen Jahren mit Abstand größter Geldgeber des Döblinger Fußballvereins gewesen und für etwa zwei Drittel des Jahresbudgets aufgekommen ist. Seit dem Einstieg im Jahr 2014 hat der Sponsor mehr als drei Millionen Euro investiert und den Verein damit vor der drohenden Insolvenz gerettet. Der Präsident der Vienna, Vater Richard Kristek, ist nach dem persönlichen Schicksalsschlag von seiner Funktion als Vienna-Präsident zurückgetreten.
Wie prekär die Lage ist, verdeutlicht die Aussendung, die wenige Tage nach dem Bekanntwerden des Ablebens von Kristek jun. auf der Homepage des Drittligisten veröffentlicht wurde. Als Reaktion auf die vielen Anfragen der Fans, wie dem Verein geholfen werden könne, hat die Vienna alle Mitglieder und "Freunde" des Vereins darum gebeten, Kontakte zu potenziellen Sponsoren herzustellen. Viele Vienna-Anhänger haben Spendenaufrufe gestartet und Sammelaktionen ins Leben gerufen, um ihrem Herzensklub unter die Arme greifen zu können. Auf der Facebook-Seite "Rettet die Vienna" versteigern Fans Trikots, Schals und viele andere Devotionalien, die sie mit ihrem Verein verbinden. Auch andere Vereine sind auf die bedrohliche Situation auf der Hohen Warte aufmerksam geworden und haben ihre Hilfe angeboten. Die Austria hat das Derby gegen Rapid dafür genutzt, um je einen Euro von jeder Eintrittskarte an die Vienna zu spenden. Rapid hat sich für ein Testspiel in der Länderspielpause im März kostenlos zur Verfügung gestellt, noch gibt es keinen Spieltermin.
Die Vienna hat ein Spendenkonto eingerichtet, auf dem nach Auskunft des Vereins bis Freitagmittag 8512,94 Euro eingelangt waren. In einem Statement hat sich der Verein bedankt und seine Unterstützer wissen lassen, dass sich der Verein derzeit ausschließlich um die Basis für die Zukunft kümmern würde.
Mangelnde
Transparenz
"Danach werden wir den Unterstützern unserer Vienna einige Projekte vorschlagen, wofür wir das gespendete Geld verwenden", heißt es in dem Schreiben. Eine Formulierung, die nicht nach Rettung klingt und bei manchen Unterstützern für Verwunderung gesorgt hat. Auch bei Robert Haidinger, der Obmann des Fan-Dachverbands "Vienna Supporters" ist. "Die Aussage ließ die Frage aufkommen, wie schlimm die Lage wirklich ist. Manch einer fragt sich: Warum soll ich jetzt spenden?", sagt er. Wie akut die finanzielle Not des Vereins wirklich ist, wurde den Fans und Unterstützern nicht gesagt. "Wir würden uns wünschen, dass schneller und klarer kommuniziert wird. Zum Beispiel mit Mails an die Vereinsmitglieder", sagt Haidinger. "Es wirkt nicht so, als ob die Fanaktionen als Teil des Rettungsplans wahrgenommen werden." Dadurch könnten die Initiativen an Schwung verlieren. Der "harte Kern" der Fans würde zwar nicht abspringen, meint Haidinger, aber es müssten ebenso die Sympathisanten gehalten werden, um etwas bewegen zu können. "Die Spendengelder werden vorerst nicht angerührt", bestätigt Thomas Loy, Marketing- und Sponsoringleiter bei der Vienna. Am 1. März wird eine außerordentliche Generalversammlung abgehalten, bei der die Mitglieder über den aktuellen Stand der Dinge informiert werden sollen. Im Verein hat man sich intern darauf geeinigt, bis dahin keine weiteren Statements abzugeben.
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/sport/fussball/874549_Dunkle-Wolken-ueber-der-Hohen-Warte.html