Wenn die Dummheit fröhliche Umständ´ feiert
In einem Wiener Fussballforum gehen derzeit – wieder einmal –
die Emotionen hoch. Zuschauerzahlen hier, schwache Schiedsrichterleistungen
dort, dazwischen wird über die Fangruppen gesprochen – kurz und gut, es tut
sich etwas in der virtuellen Welt des Wiener Fussballsports.
Da wären einmal die Zuschauerzahlen. Die sind jetzt nicht so
prickelnd und jeder Verein könnte mehr davon haben. Einige dieser Vereine
hätten sie sich verdient, weil sie gut geführt, erfolgreich, sympathisch etc.
sind, einige haben ein hausgemachtes Problem. Ich will jetzt gar nicht so weit
gehen, z.b. die Austria XIII als positives und die Gersthof als negatives
Beispiel hinzustellen weils zu einfach wäre. Aber es stimmt schon, dass viel
vom Umfeld und dem Auftreten der Vereine selber abhängt, ob man gerne oder
weniger gerne zu einer Mannschaft geht. Die Eintrittspreise von 8 EURO für
einen Erwachsenen sind ja auch kein Schnäppchen.
Was kann man dagegen
tun ?
Eine aktive Fanpolitik ist der erste sinnvolle Schritt.
Offenheit gegenüber jenen Menschen, die Woche für Woche das eigene Team
unterstützen ist unabdingbar. Fans als lästiges Anhängsel anzusehen, das „halt
da“ ist, ansonsten aber möglichst unsichtbar aufzutreten ist nicht der
richtige Weg. Wir sind nicht mehr in der Mitte des 20. Jahrhunderts sondern
bereits im 21. Die Leute verhalten sich anders als vor 50, 60 Jahren. Wenn sich
die Funktionäre auch anders verhalten bekommt man Leute auf den Platz.
Das sieht man sehr schön beim FAVAC. Seit Saisonbeginn kommen
immer mehr „alte“ Fans, die vom vorigen Obmann/Vorstand teilweise erfolgreich
verjagt wurden, fahren auch immer mehr Fans auswärts mit. Dieser Trend, der
sich schon bei den Vorbereitungsspielen abgezeichnet hat, fand seinen
bisherigen Heimhöhepunkt gegen die Viktoria, wo hinter dem Tor handgezählte 45 ULTRAS
standen und die Mannschaft anfeuerten. Damit waren wir mehr als in der Fankurve
des SV
Mattersburg standen. Und der
spielt immerhin Bundesliga.
Der zweite Punkt ist die aktive Mitarbeit im Verein. Man
muss ja nicht gleich in den Vorstand berufen werden aber hie und da etwas
Freiraum und Mitgestaltung ist ja schon etwas Schönes. Funktioniert dies, hat
man wieder einige Leute dazugewonnen. Auf der anderen Seite müssen die
Vereinsfunktionäre auch wollen, dass man mitmacht. Sonst passiert das, was auf
den Wiener Plätzen Alltag ist: motivierte Leute – egal ob ein Fanclub, ein
Nachwuchstrainer oder Kleinsponsor – werden vergrault und gehen wieder weg. In
den letzten zehn Jahren sind ein Dutzend feiner Fangruppen sang- und klanglos
untergegangen weil die Vereine sie nicht wollten. Die letzte der dieses
Schicksal offenbar zuteil wird ist jene von Red Star.
Die Kantine. Eine gute Fussballplatzkantine, der man auch
den Bezug ansieht, ist das Um und Auf eines guten Vereines. Stammtische: auch
die sollte es geben. Und natürlich einige Kleinigkeiten für den Hunger nach dem
Spiel. Wenn man – wie am Gersthofer Platz nicht einmal das gscheit auf die
Reihe bringt braucht man sich nicht zu wundern, dass man keine Leut hat.
Abgesehen von der beschissenen Anlage entlang einer Bowlinghalle mit mieser
Sicht.
Wenn aber all diese Voraussetzungen da sind, kommen auch die
Leute, unabhängig davon ob man gewinnt oder verliert. Wobei – je mehr Fans
hinter der Mannschaft stehen, desto stärker wird sie.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Verband. Er organisiert
den Meisterschaftsbetrieb und stellt die Schiedsrichter. Diese sind – in immer
grösserem Ausmaß – im Mittelpunkt der Kritik. Immerhin sind die sie einzigen,
die für ihre „Arbeit“ von den Vereinen bezahlt werden müssen. Daher müssen sie
diese Arbeit auch gut erledigen. Wenn nun aber Spielleiter am Feld stehen, die
kein Abseits kennen, Fouls einseitig pfeifen oder die Verletzung von Spielern
billigend (weil nicht ahndend) in Kauf nehmen dann muss man ganz klar sagen,
dass hier der Verband versagt hat. Und zwar ganz offensichtlich und direkt vor den Augen
des Publikums.
Vielleicht müsste der Verband selber – der von anderen
(ehrenamtlichen) Vereinsfunktionären Professionalität verlangt – endlich selbst
professionell arbeiten. Und nicht nach dem Credo der Habsburger glauben, dass
nur das passiert was sie wollen oder sich gerade einbilden. Verbandstatuten
sind gut und wichtig, können aber die österreichische Gesetzgebung nicht
aushebeln, egal ob man die Vereine auf Einhaltung obskurer Regeln verpflichtet
oder nicht. Auch könnte eine transparente Nachvollziehbarkeit von
Entscheidungen – zuletzt jene wer denn aus Wien in die RLO aufsteigen
will/kann/darf – sicher ein paar Credits mehr beim Publikum bringen, denn:
Der Fisch fängt am
Kopf zu stinken an.
Die ganzen Herrschaften, die sich in der virtuellen Welt so
viele Gedanken darüber machen, was bei diesem und jenem Verein nicht besser
sein müsste sollten ihre Gedanken in Taten umwandeln und bei besagten,
kritisierten Vereinen mal aktiv werden. Denn sonst geraten sie alle in Gefahrt,
als Schwätzer dazustehen.
Gründet einen Fanclub, bringt euch in die Vereinsarbeit ein –
kurz: Tuats wos !