Freitag, 4. Juli 2014

Leni Riefenstahl

Helene Bertha Amalie Riefenstahl (* 22. August 1902 in Berlin; † 8. September 2003 in Pöcking) war eine deutsche Tänzerin, Schauspielerin, Filmregisseurin, Filmproduzentin und Fotografin.

Riefenstahl war wegen ihrer Nähe zum Nationalsozialismus im Allgemeinen und zu Adolf Hitler persönlich eine der umstrittensten Figuren der Filmgeschichte. Ihren Filmen, allen voran Triumph des Willens, aber auch Sieg des Glaubens und Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht, wird vorgeworfen, in einer suggestiven und symbolischen Filmsprache, die nationalsozialistische Ideologie zu glorifizieren und wirkungsästhetisch zu legitimieren[1] – eine Kritik, die sie zeit ihres Lebens zurückwies. Sie sah rückblickend ihre Fehler in ihrem „politischen Desinteresse“ und ihrer „damit zusammenhängenden Mitläuferschaft“. Ihren Aussagen nach ging es in ihrem künstlerischen Wirken stets um Ästhetik und nicht um Ideologie. Als Propagandistin habe sie sich damals nicht gesehen. Erst rückblickend sei es ihr möglich, Dinge anders zu betrachten – in der NS-Zeit hingegen habe sie im damaligen unkritischen Zeitgeist gelebt. In späteren Interviews beteuerte sie stets, die NS-Verbrechen zu verurteilen, und wehrte sich gleichzeitig gegen jeden Versuch, ihr eine Schuld anzulasten. Als entscheidenden Makel in Riefenstahls Biographie sehen die meisten Kritiker die Tatsache an, dass sie bis an ihr Lebensende eine selbstkritische und tiefergehende Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit vermissen ließ.

Auch die von Riefenstahl geschaffene Ästhetik und ihre künstlerischen Verdienste sind umstritten. Sie hat aber keine sogenannte „faschistische Ästhetik“ entwickelt. Nach 1938 wurde sie in England und den USA – und nach 1945 auch in Deutschland – weitgehend boykottiert.  Die filmischen Ausdrucksmittel in Riefenstahls Reichsparteitagstrilogie und Olympia werden von vielen Filmwissenschaftlern und -regisseuren positiv bewertet. Als Markenzeichen dieser Filme sehen sie die idealisierte Darstellung von Kraft, Eleganz und Macht anhand muskulöser Körper oder mobiler Menschenmassen. Hinzu komme eine für die damalige Zeit revolutionäre, sehr dynamische Schnitttechnik sowie die Verwendung ganz neuer Kameraperspektiven. Ihre Tanzerfahrungen flossen in ihre Regiearbeiten ebenso ein wie das von ihrem Bergfilm-Mentor Arnold Fanck erlernte Gefühl für Landschaften und Architektur.

Riefenstahl kam am 22. August 1902 in Berlin-Wedding zur Welt. Sie hatte später den Spitznamen Leni. Ihr Vater, ein gelernter Zimmermann, später Installateur, war Alfred Riefenstahl, ihre Mutter Bertha Ida Riefenstahl, geborene Scherlach. Zweieinhalb Jahre später wurde ihr Bruder Heinz Riefenstahl geboren. 1907 wurde sie Mitglied im Schwimmclub Nixe. Sie trat einem Turnverein bei, lernte Rollschuh- und Schlittschuhlaufen und nahm fünf Jahre Klavierunterricht. 1918 beendete sie ihre Schulausbildung mit der mittleren Reife am Kollmorgenschen Lyzeum in Berlin.

Im selben Jahr nahm sie ohne Erlaubnis ihres Vaters und mit Unterstützung ihrer Mutter Bertha Riefenstahl Tanzunterricht an der Helene-Grimm-Reiter-Schule. Dort standen Ausdruckstanz und Ballett auf dem Programm. Nach dem ersten öffentlichen Auftritt kam es zu Auseinandersetzungen mit ihrem sehr autoritären Vater. Alfred Riefenstahl erwartete von seiner Frau und seiner Tochter absoluten Gehorsam. Dass diese ihn monatelang belogen hatten, führte zu einer schweren familiären Krise. Um nicht in ein Internat geschickt zu werden, ging Leni Riefenstahl an die Staatliche Kunstgewerbeschule in Berlin, wo sie kurzzeitig Malerei lernte. 1919 schickte sie ihr Vater trotzdem auf ein Pensionat in Thale im Harz. Dort übte sie heimlich Tanzen, spielte Theater und besuchte die Aufführungen der Freilichtbühne Thale. Nach einem Jahr durfte sie das Pensionat verlassen. Daraufhin arbeitete sie bis 1923 als Sekretärin im Betrieb ihres Vaters und lernte Schreibmaschine, Stenographie und Buchhaltung. Außerdem durfte Leni Riefenstahl offiziell Tanzstunden an der Grimm-Reiter-Schule nehmen und auch öffentlich auftreten. Nebenbei spielte sie Tennis. Nach einer erneuten Auseinandersetzung mit dem Vater, die zum Auszug der Tochter aus der elterlichen Wohnung führte, erklärte sich Alfred Riefenstahl mit den Bühnenträumen seiner Tochter einverstanden. Von 1921 bis 1923 erhielt sie eine klassische Ballettausbildung bei Eugenie Eduardowa, einer ehemaligen Tänzerin aus Sankt Petersburg. Zusätzlich lernte sie Ausdruckstanz an der Jutta-Klamt-Schule. 1923 ging sie für ein halbes Jahr nach Dresden in die Schule von Mary Wigman. Ihren ersten Solo-Auftritt hatte sie am 23. Oktober 1923 in München. Bis 1924 folgte eine Tournee als Solotänzerin mit Auftritten in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin, ferner in Frankfurt am Main, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Dresden, Kiel, Stettin, Zürich, Innsbruck und Prag. Eine Bänderzerrung am Knie beendete schon nach einem halben Jahr die tänzerische Bühnenkarriere von Leni Riefenstahl.

Sie wirkte 1925 in dem Film Wege zu Kraft und Schönheit mit. Fasziniert von dem Film Der Berg des Schicksals von Arnold Fanck (1919), reiste sie in die Berge und traf dort den Hauptdarsteller Luis Trenker, dem sie einen an den Regisseur adressierten Brief überreichte. In Berlin kam es schließlich zu einer Begegnung zwischen Riefenstahl und Arnold Fanck. Während sie am Meniskus operiert wurde, schrieb Regisseur Fanck für sie das Drehbuch zu Der heilige Berg. Nach ihrer Genesung begannen die Filmaufnahmen in den Dolomiten. Sie lernte dafür Skilaufen und Bergsteigen. Als Tänzerin Diotima tanzte sie in dem Film Ausschnitte aus ihrem Tanzzyklus Die drei Tänze des Eros und adaptiert dazu die Choreographie. Außerdem begeisterte sie sich für das Filmhandwerk und eignete sich Kenntnisse über die Funktionen der Kamera an. Am 17. Dezember 1926 feierte der Film Der heilige Berg im Ufa-Palast am Zoo in Berlin seine Premiere. Vor dem Filmdebüt tanzte sie zum letzten Mal auf der Bühne. Diese erste Filmarbeit Riefenstahls legte für ein Jahrzehnt ihre Rolle als Frau zwischen zwei Männern im Abenteuer- und Bergmilieu fest. 1927 begannen, ebenfalls unter der Regie von Fanck, die Dreharbeiten zum Film Der große Sprung. Die sportlichen Leistungen der Darstellerin sind in diesem besonders ausgeprägt. Hier lernte sie Hans Schneeberger, Kameramann und Hauptdarsteller, kennen, mit dem sie in einer dreijährigen Liebesbeziehung lebte. Die Premiere von Der große Sprung fand am 20. Dezember 1927 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt. Riefenstahl hatte sich einen Namen als Spezialistin für Bergfilme gemacht. Dies spiegelt sich auch in vielen weiteren Filmen wider: Das Schicksal derer von Habsburg, Die weiße Hölle vom Piz Palü, Stürme über dem Mont Blanc (gedreht mit David Zogg in Arosa),[7] Der weiße Rausch und S.O.S. Eisberg. Doch wollte sie ihre Schauspielkarriere auch auf andere Genres ausweiten. In Berlin lernte sie die Regisseure Georg Wilhelm Pabst (Die freudlose Gasse), Abel Gance (Napoleon), Walter Ruttmann (Berlin: Die Sinfonie der Großstadt) und den Schriftsteller Erich Maria Remarque (Im Westen nichts Neues) kennen. Zusätzlich begann sie Drehbücher zu schreiben und besuchte 1928 die Olympischen Winterspiele in St. Moritz. Ihren ersten Artikel schrieb Riefenstahl im Film-Kurier über Fancks Sport-Film Das weiße Stadion. Sie veröffentlichte nun regelmäßig Drehberichte zu ihren Filmarbeiten. Die Dreharbeiten zu dem für sie untypischen Film Das Schicksal derer von Habsburg begannen 1928 in Wien unter der Regie von Rudolf Raffé. Die Produktion von Die weiße Hölle vom Piz Palü im Engadin führte die beiden Regisseure Fanck und Pabst zusammen. Leni Riefenstahl arbeitete an der Schnittfassung der französischen Version des Films mit. Nach seiner Premiere am 15. November 1929 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin wurde das Werk ein durchschlagender nationaler und internationaler Erfolg. Der Film ist einer der letzten großen Stummfilme. Die Schauspielerin trifft Josef von Sternberg, der in Berlin Der blaue Engel mit Marlene Dietrich in Szene setzt.
1931 schrieb sie die erste Fassung des Manuskripts für ihren Film Das blaue Licht. Das Drehbuch entwickelte sie zusammen mit Béla Balázs, einem ungarischen Filmtheoretiker und Drehbuchautor. Sie gründete ihre erste eigene Filmgesellschaft, die „Leni Riefenstahl Studio-Film“ als alleinige Gesellschafterin. Zudem übernahm sie Regie, Produktionsleitung und Schnitt für Das blaue Licht. In diesem Film wirkten Sarner Bauern als Laienschauspieler mit. Die Dreharbeiten fanden von Juli bis September 1931 statt. Um den Film zu finanzieren, nahm sie zusätzlich die Hauptrolle im Film Der weiße Rausch an. Die Premiere von Das blaue Licht fand am 24. März 1932 in Berlin statt. Der Film gewann bei der Biennale in Venedig die Silbermedaille. Sie reiste mit dem Werk nach London und wurde dort begeistert aufgenommen. Die erste Regie Riefenstahls, insbesondere die Lichtinszenierung, war innerhalb und außerhalb Deutschlands ein großer Erfolg. Der Film gelangte als Stummfilm 1932 in die Kinos. Später freundete sich Riefenstahl mit dem Nazi-Publizisten und radikalen Antisemiten Julius Streicher an, dem sie im Oktober 1933 alle Angelegenheiten in Sachen „des Juden Béla Balázs“ übergab. Dieser hatte Geldforderungen gegen sie erhoben. 1951 schnitt die Regisseurin eine neue Fassung und benutzte auch nicht verwendetes Filmmaterial, wobei die Rahmenhandlung des ursprünglichen Werks verloren ging. Diese Version wurde nachsynchronisiert und vom Filmkomponisten Giuseppe Becce neu vertont. In dieser tauchte Balázs’ Name nicht mehr im Vorspann auf. Später wurde noch eine Tonfassung des Films hergestellt. Riefenstahl wurde durch ihr Regiedebüt Das blaue Licht eine erfolgreiche und von Hitler umschwärmte Regisseurin. Von 1932 bis 1945 war sie Reichsfilmregisseurin. Dadurch lernte sie auch Joseph Goebbels und dessen Frau kennen. Die Dreharbeiten zu dem Film SOS Eisberg unter der Regie von Arnold Fanck führten sie im Juni 1932 zunächst nach Grönland und Anfang 1933 in die Schweizer Alpen. Diese waren Ende Mai abgeschlossen. Aus einer Artikelserie über die Erlebnisse in Grönland, die sie für die Zeitschrift Tempo schrieb, und aus Vorträgen, die sie zum Film hielt, entstand das Buch Kampf in Schnee und Eis, welches 1933 erschien. Die Premiere des Films SOS Eisberg fand am 30. August 1933 im Ufa-Palast am Zoo statt.

Riefenstahls Markenzeichen waren die idealisierte Darstellung makelloser Körper und die Darstellung großer Menschenmassen. Damit trug sie breitenwirksam das cineastisch-propagandistische Element zu einer „Ästhetik des Nationalsozialismus“ in Deutschland bei. Zudem entwickelte sie eine für die damalige Zeit revolutionäre, sehr dynamische Schnitttechnik.

Im August 1933 nahm sie das Angebot an, einen Film über den fünften Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg zu drehen. Riefenstahl arbeitete mit bekannten Kameramännern wie Sepp Allgeier, Franz Weihmayr und Walter Frentz zusammen und schnitt den Film selbst. Produzent des Films war das Reichspropagandaministerium unter Leitung von Goebbels. Sieg des Glaubens hatte am 1. Dezember 1933 Premiere. Infolge des so genannten Röhm-Putsches wurde Sieg des Glaubens aber nach kurzer Zeit wieder aus dem Verkehr gezogen. Grund dafür war unter anderem die relativ gleichberechtigte Darstellung des SA-Stabschefs Ernst Röhm neben Hitler. Für Riefenstahl kann die Dokumentation als Fingerübung gelten, im Vergleich zu dem späteren Reichsparteitagsfilm zeigten sich einige ästhetische Unvollkommenheiten, mit denen die auf Perfektion ausgerichtete Regisseurin nicht zufrieden war. Im Auftrag von Hitler drehte Riefenstahl einen weiteren Reichsparteitagsfilm. Sie änderte ihre Firma in die „Reichsparteitagfilm GmbH“ um, da sie so den Film über den sechsten Reichsparteitag der NSDAP produzieren konnte. Die 1933 und 1934 entstandenen Filme Sieg des Glaubens über den „Reichsparteitag des Sieges“ der NSDAP und Triumph des Willens über den „Reichsparteitag der Einheit und Stärke“ wurden vermutlich von der Partei selbst finanziert. Mit dem vorgefertigten Filmmaterial von Walter Ruttmann war sie unzufrieden und übernahm selbst die Leitung für den Film. Sie arbeitete mit 170 Personen vom 4. bis zum 10. September in Nürnberg. Riefenstahl benötigte sieben Monate für den Schnitt und die Fertigstellung des Films. Den in seiner Langfassung vier Stunden dauernden Film schnitt sie aus mehreren hundert Stunden Material zusammen, nutzte dabei innovative und suggestive Montagetechniken. Am 28. März 1935 hatte Triumph des Willens im Ufa-Palast in Berlin in Anwesenheit Hitlers Premiere. Analog zur perfektionierten choreographischen Selbstinszenierung der NSDAP inszenierte die Regisseurin mit filmischen Methoden ein stark verdichtetes Material, in dessen Mittelpunkt Hitler überlebensgroß als Führer stilisiert wird. Das Dokument der Propagandaveranstaltung wurde zum Instrument der Emotionalisierung des Publikums, zum Wunschbild nationalsozialistischer Massenverführung. Insbesondere die Szenen des Chors der Arbeitsfrontmänner und der Appell von SA und SS mit seiner monumentalen Massenchoreografie wurden als Ausschnitte immer wieder gezeigt und gelten als Inbegriffe nationalsozialistischer Selbstinszenierung. Gerade deswegen feierte deren Führung Triumph des Willens als Vorzeigestück für gelungene nationalsozialistische Propaganda und setzte das Werk als solches ein. Für den Film erhielt Riefenstahl den Deutschen Staatspreis 1934/35, den Preis für den besten ausländischen Dokumentarfilm bei der Biennale in Venedig 1935 und die Goldmedaille bei der Weltfachausstellung Paris 1937. Zum Film erscheint das Buch Hinter den Kulissen des Reichsparteitagsfilms.

Durch die aufwändigen Dreharbeiten zu Triumph des Willens wurden zahlreiche andere Produktionen des übrigen NS-Films vernachlässigt, da Riefenstahl viele Kameraleute für ihr Team beanspruchte. Dies führte in der Folge zu Anfeindungen zwischen Goebbels und der Filmemacherin, welche schließlich Hitler persönlich schlichten musste. Zeit ihres Lebens behauptete sie, gegen den Propagandaminister eine tiefe gegenseitige Abneigung gehegt zu haben. Riefenstahl mit Heinrich Himmler während des Reichsparteitags Nürnberg bei Aufnahmen zu ihrem Film "Triumph des Willens" in der Luitpold-Arena am 9. September 1934 Die Wehrmacht, die 1934 noch als Reichswehr nach dem Tod Paul von Hindenburgs erstmals an einem Parteitag teilnahm, sah sich in Triumph des Willens zu wenig präsentiert. Daher drehte Riefenstahl den 28-minütigen Kurzfilm Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht, einen Film über den siebten Reichsparteitag der NSDAP von 1935, der am 30. Dezember 1935 Premiere feierte. Der Film beginnt überaus lyrisch mit Nachtwache und Tagesanbruch in einer Zeltstadt, mit Schatten und Gegenlichtaufnahmen. Die Mittel des Films sind stereotyp, die Komposition überzeugt nicht. Riefenstahl selbst nannte ihre propagandistischen Inszenierungen rein dokumentarische Arbeiten, wobei sie unter dokumentarisch versteht, dass ein Film den Geist und/oder die Atmosphäre einer Veranstaltung widerspiegeln solle.

Die drei Filme Sieg des Glaubens, Triumph des Willens und Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht werden als „Reichsparteitagstrilogie“ bezeichnet.

Zur These Triumph des Willens ist eine dokumentarische Filmarbeit:

„Es ist ein Film, der schon allein von der Anlage her die Möglichkeit ausschließt, die Regisseurin habe über eine von der Propaganda unabhängige ästhetische Konzeption verfügt. Tatsache ist […], dass sie ‚Triumph des Willens‘ mit unbegrenzten technischen Mitteln und großzügiger offizieller Unterstützung drehte (es gab nie einen Kampf zwischen der Regisseurin und dem deutschen Propagandaminister). In Wirklichkeit hat die Riefenstahl, wie sie in dem schmalen Buch über die Entstehung von ‚Triumph des Willens‘ berichtet, bereits bei der Planung des Parteitags mitgewirkt – der von Anfang an als Kulisse für ein Filmspektakel angelegt war […] Das historische Ereignis diente also als Kulisse für einen Film, der sich dann in einen authentischen Dokumentarfilm verwandeln sollte. […] Will man noch einen Unterschied machen zwischen Dokumentarfilm und Propaganda, dann ist jeder, der die Filme der Riefenstahl als Dokumentarfilme verteidigt, naiv. In ‚Triumph des Willens‘ ist das Dokument (das Bild) nicht nur die Aufzeichnung der Realität, sondern ein Grund, warum die Realität hergestellt wird; und schließlich wird das Dokument an die Stelle der Realität treten.“
– Susan Sontag: Faszinierender Faschismus, 1974 Under the Sign of Saturn (1980, deutscher Titel Im Zeichen des Saturn. Essays u. a. über Leni Riefenstahl. ISBN 3-446-13126-4).

Für Hitlers neue Welthauptstadt Germania waren auch die Riefenstahl-Studios bereits eingeplant – 26.000 Quadratmeter groß. Die Honorare für die Parteitagsfilme und der Auftrag für die Dokumentation der Olympischen Spiele in Berlin ermöglichten Riefenstahl den Bau ihres Wohnhauses in Berlin.

1935 traf Riefenstahl Carl Diem, Generalsekretär des Organisationskomitees für die XI. Olympischen Spiele, die 1936 in Berlin stattfinden sollten. Sie gründete darauf die „Olympia-Film GmbH“. Es sollte unter allen Umständen der Eindruck einer staatlichen Auftragsproduktion vermieden werden. In einer Aktennotiz des Joseph Goebbels vom November 1935 heißt es: „Die Gründung der Gesellschaft ist notwendig, weil das Reich nicht offen als Hersteller des Films in Erscheinung treten will“. Gesellschafter der „Olympia-Film GmbH“ waren das Propagandaministerium, Riefenstahl und ihr Bruder Heinz. Für die Produktion stellte Goebbels einen opulenten Etat in Höhe von 1,5 Millionen Reichsmark zur Verfügung. 1936 besuchte Riefenstahl für Vorarbeiten die Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen und traf sich mit Benito Mussolini in Rom. Im Mai 1936 begannen die Probeaufnahmen zu den Olympia-Filmen. Riefenstahl arbeitete mit den bekannten Kameramännern Walter Frentz, Willy Zielke, Gustav Lantschner, Hans Ertl sowie zahlreichen anderen zusammen. Gemeinsam entwickelten sie viele filmtechnische Neuerungen (zum Beispiel Unterwasserkameras und Schienenkameras). Zum Filmstab gehörten 170 Mitarbeiter. Zwischen 1936 und 1938 sichtete, archivierte, montierte und schnitt Riefenstahl das Filmmaterial zu den Olympia-Filmen in ihrem Haus in Berlin-Grunewald. Ein Werkfilm über die Arbeit zu den Olympia-Filmen erhielt 1937 bei der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille. Am 20. April 1938 feierten die Filme Fest der Völker und Fest der Schönheit im Ufa-Palast am Berliner Zoo Premiere. Riefenstahl reiste mit dem Film durch Europa. Ihre Tournee führte sie nach Wien, Graz, Paris, Brüssel, Kopenhagen, Stockholm, Helsinki, Oslo und Rom. Sie erhielt für die Olympia-Filme den Deutschen Staatspreis 1937/38, den schwedischen Polar-Preis 1938, die Goldmedaille für den besten Film bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig, den Griechischen Sportpreis sowie beim Filmfestival in Lausanne 1948 im Nachhinein ein Olympisches Diplom zur Olympischen Goldmedaille vom Comitée International Olympique 1938. Sie, die im Olympiafilm den überragenden Erfolg amerikanischer und auch afroamerikanischer Athleten dokumentiert hatte, hoffte auf Chancen im US-Filmgeschäft. Tatsächlich wurde sie 1938 von dem Filmunternehmen Metro-Goldwyn-Mayer in die Vereinigten Staaten eingeladen. Dort wurde sie im November 1938 am Tag ihrer Ankunft mit der Nachricht von der so genannten „Reichspogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 konfrontiert. Die New Yorker „Anti-Nazi-League“ sowie auch Bürgermeister Fiorello LaGuardia und das Motion Picture Artists Committee riefen zum Boykott der Olympia-Filme auf. In Hollywood hingen Anti-Riefenstahl-Plakate. Riefenstahl traf die Regisseure King Vidor und Walt Disney sowie den Automobilfabrikanten Henry Ford. Auch in Großbritannien wurde die Aufführung von Riefenstahl-Filmen abgelehnt. Trotzdem wurde der Olympiafilm 1956 von einer Hollywood-Jury zu einem der zehn besten Filme der Welt gekürt. Er ist Vorbild für viele spätere Sportfilme und -reportagen und nahm zahlreiche Entwicklungen im technischen Bereich vorweg. 1958 schnitt die Regisseurin die Olympia-Filme neu; es kam zu Aufführungen in Berlin, Bremen und Hamburg. Der zweite Teil (ursprünglich „Fest der Schönheit“) wurde in Götter des Stadions umbenannt. Das Projekt war ein kommerzieller Misserfolg. 1967 stellte Riefenstahl in München eine neue Fassung der englischen Version der Olympia-Filme her, die auf „Channel 13“ zur Olympiade in Mexiko laufen sollten.

1934 bekam die Regisseurin erstmals von der deutschen Filmgesellschaft Terra Film das Angebot, Tiefland nach Eugen d'Alberts gleichnamiger Oper zu verfilmen.[11] Im selben Jahr reiste sie nach London, Cambridge und Oxford und hielt dort Vorträge über ihre bisherigen Filmarbeiten. Der Drehbeginn von Tiefland in Spanien musste abgebrochen werden, weil die „Terra“ kein Geld schickte und Riefenstahl erkrankte. Sie führte Absprachen mit der „Tobis“ über die Verfilmung von Tiefland und arbeitete gemeinsam mit Harald Reinl am Drehbuch. 1940 wurden geplante Außendrehs für den Film in Spanien wegen der Ausweitung des Krieges nach Deutschland verlegt. Um die spanische Atmosphäre zu erhalten, wurden 68 Sinti- und Roma-KZ-Häftlinge aus dem nahe liegenden „Zigeuner“-Lager Maxglan bei Salzburg bzw. aus dem NS-Lager Berlin-Marzahn als Statisten übernommen. Nach den Dreharbeiten gerieten die beteiligten KZ-Häftlinge „gleich den anderen in die weitere Verfolgungsmaschinerie der Nazis“.  Sie übernahm die Hauptrolle und Regie bei Tiefland. Aufgrund von mehreren Erkrankungen Riefenstahls kam es zu Verzögerung der Dreharbeiten. Die Finanzierung erfolgte durch das Reichswirtschaftsministerium auf Anordnung von Hitler. Danach verlagert sie ihren Wohnsitz und den Großteil ihres Filmmaterials von Berlin nach Kitzbühel.
1934 äußerte Riefenstahl gegenüber einem britischen Reporter ihre Begeisterung über Hitlers Buch Mein Kampf. „Das Buch machte auf mich einen enormen Eindruck“, bekannte sie. „Ich wurde ein überzeugter Nationalsozialist, nachdem ich die erste Seite gelesen hatte.“ Das Verhältnis der Filmemacherin zum Diktator ist ein wichtiger Punkt in der Lebensgeschichte Riefenstahls und stellt zudem ihren größten und intensivsten Karriereabschnitt dar. Sie schließt mit Hitler eine enge Freundschaft und dreht auf seinen Wunsch die Trilogie über die Reichsparteitage. Das erste Aufeinandertreffen von Riefenstahl und Hitler ist auf den 27. Februar 1932 datiert, als sie eine Veranstaltung der Nationalsozialisten im Berliner Sportpalast besuchte, bei der auch Hitler sprechen sollte. Fortan war sie von der Intensität und Kraft seiner Sprache fasziniert und nach eigener Aussage infiziert von seiner Art. Ihr Gefallen an Hitler wuchs so rasch, dass sie ihm am 18. Mai 1932 einen Brief schrieb und um ein persönliches Treffen bat. Da auch Hitler die Schauspielerin kannte und von ihren Werken sehr begeistert war, folgte daraufhin die erste private Begegnung am 22. und 23. Mai 1932 in Horumersiel bei Wilhelmshaven. Schon hier kündigte Hitler an: „Wenn wir an der Macht sind, müssen Sie unsere Filme machen“. Von diesem Zeitpunkt an vertiefte sich das Verhältnis von ihr und Hitler zusehends. Sie tauchte schon ab Herbst bzw. Winter 1932 immer häufiger als Gast bei Feierlichkeiten und offiziellen Empfängen hoher Nazifunktionäre auf. Insgesamt schlug sich die wechselseitige Zuneigung der beiden in einer langen Reihe privater Treffen nieder. Nach der ersten Begegnung im Mai 1932 setzte sich dies bis zum März des Jahres 1944 bei der Zusammenkunft auf dem Berghof am Obersalzberg fort. Der damalige Pressechef der NSDAP, Otto Dietrich, sprach von einer über lange Jahre andauernden künstlerischen, kameradschaftlich-freundschaftlichen Verbundenheit. Sie war eine der wenigen Frauen, die das Ansehen und die Achtung Hitlers genossen. Vom ersten bis zum letzten Beisammensein verband die beiden ein äußerst enges Verhältnis. Hitler schätzte Riefenstahl als Künstlerin sehr. Daraus resultierte, dass der Diktator sie damit beauftragte, die Parteitage zu verfilmen. Demzufolge wurde der Kontakt zusätzlich intensiviert, da neben der privaten nun auch die berufliche Komponente in den Mittelpunkt rückte. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich eine Wechselbeziehung zwischen Riefenstahl und Hitler. Er stattete die von ihm bewunderte Künstlerin mit Aufträgen aus, und sie präsentierte die NS-Ideologie in der ganzen Welt. Der Stellenwert der Filmemacherin bei Hitler war so hoch, dass dieser ihr sogar private Probleme und persönliche Schicksale anvertraute. Trotz der Nähe, die offensichtlich zwischen den beiden herrschte, und entgegen allen Gerüchten, war Riefenstahl wohl nie Hitlers Geliebte. Sie behauptete, sie habe zwar gespürt, dass Hitler sie durchaus „als Frau begehrte“, aber zu Intimitäten sei es nie gekommen. Ferner belegen die Briefe von Riefenstahl an ihn, dass trotz des guten und herzlichen Verhältnisses und der Geschenke, die sie sich gegenseitig machten, eine gewisse Distanz zwischen beiden blieb. Die Briefe waren, soweit bekannt, zwar herzlich, aber dennoch förmlich gehalten, und sie siezten sich gegenseitig. Riefenstahls Filme sind geprägt von einem Hitler-Kult, sie veranschaulichen die Bewunderung, die sie für den damaligen Reichskanzler empfunden hat. Die Regisseurin präsentierte Hitler meist in der Untersicht, wodurch eine Überlegenheit und Machtposition vermittelt wurde, was eine große politische Wirkung erzeugte. Somit spiegelt sich die enge Beziehung zwischen beiden auch in den Propagandafilmen wider. Zwischen Riefenstahl und Hitler spannte sich ein so starkes Band, dass es auch nach Hitlers Suizid 1945 und dem Untergang des „Dritten Reichs“ nicht riss. Riefenstahl hielt auch in der Folgezeit leidenschaftlich an ihrem eigenen Erinnerungsbild und ihrer persönlichen Überzeugung vom guten Menschen Hitler fest. Riefenstahl selbst behauptete, sie habe stark zwischen Hitler als Mensch und als Politiker differenziert. Das ist vergleichbar mit dem Verhältnis von Winifred Wagner oder Helene Bechstein (der Frau Edwin Bechsteins) zu Hitler. Riefenstahl erlag den Verlockungen der Macht und war von Hitler und seinem Auftreten fasziniert. Für sie als erfolgsorientierte Künstlerin war es ein außerordentliches gesellschaftliches Privileg, an seiner Seite gesehen zu werden. Durch ihre enge Beziehung zu Hitler erlangte Riefenstahl äußerst vorteilhafte Begünstigungen in der Filmarbeit, und sie erhielt eine Sonderstellung bzw. wurde zum Aushängeschild des „Dritten Reichs“. Der „Führer“ akzeptierte und förderte Riefenstahls künstlerische Projekte, er schützte sie vor der Kritik, die sich aufgrund ihrer Sonderstellung ergab, und er verlieh ihr Anerkennung. Aber auch für Hitler gab es neben seiner Bewunderung für Riefenstahls künstlerische Fähigkeiten Gründe für einen engen Kontakt mit ihr. Die Filmemacherin war noch am Beginn ihrer Laufbahn, so dass Hitler sie prägen und für seine Pläne einsetzen konnte. Seine Absicht war es, von Riefenstahl sein Ansehen fördern und seinem Regime ein Gesicht verleihen zu lassen, was mit der Parteitagstrilogie erfolgreich gelang.

 „Vier Paradefrauen habe ich gehabt: Frau Troost, Frau Wagner, Frau Scholtz-Klink und Leni Riefenstahl.“
– Adolf Hitler

Zudem wiesen beide charakterliche Ähnlichkeiten und prägende Entwicklungen auf. Riefenstahl und Hitler waren extrem willensstarke und dominante Persönlichkeiten sowie in vielerlei Hinsicht selbstverliebt. Des Weiteren stammten beide aus relativ „einfachen“ Verhältnissen. Ihre Beziehung war gekennzeichnet von der Identifikation mit dem jeweils Anderen und der Stillung ihrer Sehnsüchte. Somit entdeckte einer im Anderen „sein seelisches Selbstbildnis, das sich mit den eigenen Phantasien über Vollkommenheit, Überlegenheit und Verführungskunst deckte“. Riefenstahl selbst sah sich stets als unpolitische Künstlerin, die das Ungeheuerliche des Naziregimes damals nicht erkannt habe. Zitat: „Nie habe ich bestritten, dass ich der Persönlichkeit Hitlers verfallen war. Dass ich das Dämonische zu spät in ihm erkannt habe, ist zweifellos Schuld der Verblendung.“



Riefenstahl drehte an der polnischen Front im direkten Auftrag Hitlers, wie ein lange Zeit unbekanntes Schreiben aus dem Propagandaministerium vom 10. September 1939 belegt. In diesem Schreiben heißt es: „Am 5.9.39 übermittelte Major d. G. Kratzer des OKW eine Anordnung des Führers, nach der im Rahmen der Einsatzstelle des Propagandaministeriums ein ‚Sonderfilmtrupp Riefenstahl‘ aufzustellen war.“[18] Der Sonderfilmtrupp Riefenstahl war sehr gut ausgerüstet: Mit zwei sechssitzigen Mercedes-Limousinen, einem BMW-Motorrad mit Beiwagen sowie Tankkarten für 700 Liter Benzin, einem Tonfilmwagen sowie Berichterstatteruniformen – Phantasieuniformen – mit Gasmasken und Taschenpistolen, die sie auch auf den Bildern in einem klassischen Koppel trägt. Militärisch machte sie sich auf den Weg an die Ostfront, um den Polenfeldzug zu dokumentieren.  Ende der 1940er Jahre gelangten Fotos in die Öffentlichkeit, auf denen Riefenstahl als Zeugin eines Massakers in der polnischen Kleinstadt Konskie abgebildet ist. Erst durch diese Fotos wurde bekannt, dass sie sich nur wenige Tage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 mit Mitarbeitern ihrer „Leni Riefenstahl Film GmbH“ (u. a. ihr Lebensgefährte Hermann Storr, Walter Traut und die Kameramänner Guzzi und Otto Lantschner sowie Sepp Allgeier und Fritz Schwarz) an der Front in Polen aufhielt. Nach Riefenstahls Angaben wollten sie sich als Kriegsberichterstatter an der Front nützlich machen und filmten unweit davon entfernt, wo Kampf und Krieg tobten. Am 12. September wurden Riefenstahl und ihr Filmtrupp Zeugen eines der ersten Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs. Sie erlebten ein Massaker von deutschen Soldaten an der jüdischen Bevölkerung in Konskie mit. Bei diesem brutalen Vorgehen von Soldaten der Wehrmacht wurden 19 polnische Juden getötet und viele weitere schwer verletzt. Riefenstahl hat später behauptet, Schüsse nur „in der Ferne“ gehört zu haben. „Weder ich noch meine Mitarbeiter haben etwas gesehen!“ An dieser Version hat sie eisern festgehalten. Es existiert allerdings ein Foto von ihr, das ein deutscher Landser mit dem Satz: „Leni Riefenstahl fällt beim Anblick der toten Juden in Ohnmacht.“ beschriftete. Weitere Eindrücke des Krieges sammelte Riefenstahl im Oktober in der zerstörten polnischen Hauptstadt Warschau. Dort fand nach der Kapitulation der letzten polnischen Streitkräfte eine zweistündige Truppenparade der siegreichen deutschen Verbände vor den Augen Hitlers statt. Gemeinsam mit Riefenstahls Kameramännern, die sich ebenfalls in Warschau aufhielten, filmte Regisseur Fritz Hippler die einzige derartige Parade, die Hitler während des Zweiten Weltkriegs in einem eroberten Land abhielt. Direkt nach der Besetzung von Paris telegrafiert Riefenstahl am 14. Juni 1940 ins Führerhauptquartier: „Mit unbeschreiblicher Freude, tief bewegt und erfüllt mit heissem Dank, erleben wir mit Ihnen mein Führer, Ihren und Deutschlands größten Sieg, den Einzug Deutscher Truppen in Paris. Mehr als jede Vorstellungskraft menschlicher Fantasie vollbringen Sie Taten, die ohnegleichen in der Geschichte der Menschheit sind. Wie sollen wir Ihnen nur danken? Glückwünsche auszusprechen, das ist viel zu wenig, um Ihnen die Gefühle auszusprechen, die mich bewegen.“