Avner Motaev
Avner
Motaev, Immoblienspekulant, wurde bekannt durch seine brutalen Methoden zur
Vertreibung von Mieter_innen. Prominentester Fall ist das Haus Mühlfeldgasse
12. Avner Motaev ist unter anderem involviert in den Immobilienfirmen Castella
GmbH, BCA Immobilien GmbH und PSN Immobilien GmbH und Brigittagasse 14 GmbH.
Alle vier haben Alle vier haben ihren Firmensitz in der Kaiserstraße 6 (im 7. Wiener
Gemeindebezirk Anm.d.Red.).
Die Anfänge:
Die Pizzeria Anarchia
ist ein Hausprojekt in der Mühlfeldgasse 12 in Wien, das seit Ende November
2011 besteht, und das nun akut räumungsbedroht ist. Die
Eigentümer des Hauses, Avner Motaev und Nery Alaev von der Castella GmbH, boten
anfangs eine zeitlich befristete, unentgeltliche Nutzung vorerst bis März, dann
bis Juni 2012 an. Zwar sprachen sie von sozialer Motivation. Da
sich in dem Haus aber noch mehrere Altmieter_innen befanden, war ihre
eigentliche (und inzwischen vor Gericht zugegebene) Intention die angestammten
Bewohner_innen zu vertreiben, bald offensichtlich. Denn diese waren mit
rechtlichen Mitteln schwer herauszubekommen, und ließen sich auch nicht durch
Einschüchterung und Sabotage am Haus zum Auszug bewegen.
Trotz dieser äußerst
widersprüchlichen Ausgangslage entschieden wir uns, das Wagnis einzugehen. Wir
wollten versuchen die AltmieterInnen zu schützen und gemeinsam gegen die
Machenschaften der Eigentümer vorgehen. Gleichzeitig war klar, dass die meisten
von uns am Ende der legalen Zeit nicht gehen wollen. So platzierten wir uns
mitten auf einer der vielen Fronten, an denen Gentrifizierung passiert, im
vollen Bewusstsein, dass die Eigentümer uns für ihre Profitinteressen
einspannen wollten. Es war von Beginn an unsere Absicht, den “Spieß”
umzudrehen. Mitten im unter starkem Gentrifizierungsdruck stehenden 2. Bezirk,
konnten wir so einen Anker setzen, um im voranschreitenden Verdrängungsprozess
zu intervenieren.
Viele von uns waren zu
diesem Zeitpunkt wohnungslos, und so war der Schritt auch eine Möglichkeit der
Selbstemanzipation vom Zwang, Miete zu zahlen, ohne sich von den dürftigen
Almosen-Einrichtungen von Staat und Kirche abhängig zu machen, die ohnehin nur
Menschen mit dem “richtigen” Pass offen stehen. Die Anfangszeit war nicht
einfach, viele Leute die sich großteils vorher nicht kannten wurden
zusammengewürfelt, und es dauerte ein paar Monate, bis sich ein funktionierendes
Kollektiv herausbildete.
Als offenes Kollektiv
versuchen wir einen freien, sozialen und kulturellen Ort zu schaffen, in
welchem verschiedene Arten von Veranstaltungen und offenen Diskussionen
stattfinden können.
Aktivitäten:
Seit Ende Februar 2012
gibt es jeden Sonntag eine Volxküche mit Pizza aus unserem Steinofen. Essen und
Getränke gibt es immer gegen freie Spende, wobei uns wichtig ist, dass auch
Menschen die kein Geld haben nicht ausgeschlossen werden. Wenig später
etablierten sich die “Filme unter der Hand” jeden Dienstag, bevorzugt werden
politische Filme, Dokus und Raritäten gezeigt. Es gibt einen Kost-Nix-Laden mit
Klamotten und anderen nützlichen Dingen und einen Info-Laden mit einer kleinen
Bibliothek. Um diese auch an weiteren Tagen zugänglich zu machen, ist die
Pizzeria seit ein paar Monaten auch immer Freitag nachmittags geöffnet. Seit
September 2012 finden mehr oder weniger regelmäßig Diskussionen oder
Infoveranstaltungen an den Pizza-Sonntagen statt. Die Bewohner_innen und andere
Nutzer_innen organisierten am 1. Mai 2012 und 2013 ein großes Straßenfest mit
dem Namen „Was ihr wollt…“. Auch 2014 ist eine Fortsetzung geplant. . Seit dem
Sommer gibt es monatliche Demos unter dem Motto “Die Scheiß-Miete ist zu
hoch!”, bei denen auch immer wieder andere Themen wie Kritik an Rassismus oder
der Gefängnisgesellschaft behandelt wurden.
Mit Ende der
Vertragslaufzeit wurde eine Kampagne gestartet, bei der die Methoden der
Eigentümer offen gelegt wurden. Wir veröffentlichten einen eigenen Beitrag im
Augustin, einer von meist wohnungslosen Menschen verkauften Straßenzeitung, und
luden ausgesuchte Journalist_innen zu uns ein, um die Situation zu erklären.
Die Zusammenarbeit mit Mainstream-Medien ist immer eine heikle Sache, zu diesem
Zeitpunkt schien uns aber eine gewisse Öffentlichkeit zum Schutz vor
Übergriffen angebracht, außerdem war das Thema Verdrängung durch „Aufwertung“
in Wien bisher kaum diskutiert worden.
Die Machenschaften der Castella GmbH:
Was wir inzwischen über
die Methoden von Motaev und Alaev in diesem und anderen Häusern herausgefunden
hatten, würde genügend Stoff liefern für ein kleines HowTo-Handbuch für
Immobilienspekulation: Mitten im Winter die Fenster am Gang ersatzlos ausbauen
lassen; das Gas oder auch das Wasser abdrehen; regelmäßige Besuche zu späten
Abendstunden, teils durch die Eigentümer selbst, teils durch Handlanger, die
gleich einen Kampfhund mitbringen; Hereindrängen in Wohnungen und die
Aufforderung, sofort den Schlüssel abzugeben; Öl und Buttersäure, manchmal auch
einfach nur Müll in Gang und Treppenhaus; immer wieder die Drohung, das Haus
würde sehr bald zusammenbrechen; Kanalisation verstopfen, so dass das Abwasser
im Hof steht; Beschmierungen genau an den Wohnungstüren der Mietparteien, die
nicht über einen Auszug mit den Eigentümern verhandeln wollen; Beschattung von
Mieter_innen durch Privatdetektive; Kündigungsklagen mit abstrusen
Begründungen, bei denen die meist weniger rechtskundigen und weniger
finanzstarken Mieter_innen ihre Unschuld beweisen müssen; Drohung mit Anzeigen
nach dem Mafiaparagraphen usw.
Die Eigentümer der
Pizzeria kaufen ausschließlich Häuser, in denen noch wenige Menschen mit meist
unbefristeten und billigen Mietverträgen wohnen. Diese sind relativ gesehen
billig, weil sich andere Eigentümer vorher meist schon die Zähne an ihnen
ausgebissen haben. Motaev und Alaev sind mit ihren mindestens acht
verschiedenen GmbHs auf die “Bestandsfreimachung” spezialisiert, sie kümmern
sich um die letzten Schritte der Entmietung und verkaufen die Wohnungen dann
einzeln, meist als Eigentumswohnungen. Ein Geschäftsmodell, das hohe Profite
verspricht, wenn es funktioniert. Auf unsere Kampagne folgte eine ganze Reihe
an Artikeln zum Haus in der Mühlfeldgasse und zur Castella GmbH sowie weiteren
Firmen von Motaev und Alaev.
Wir sollen gehen…
Am 2. August 2012
schließlich versuchten die beiden mit Hilfe von etwa einem Dutzend
Bauarbeitern, zwei Privatdetektiven und einem Schlosser, die vom
Pizzeria-Kollektiv genutzten Räumlichkeiten zu räumen und den Eingang der
Pizzeria zu zu mauern. Unterstützer_innen wurden mobilsiert, es gab ein ewiges
hin und her, bei dem mehrfach brutale Gewalt seitens der Eigentümer und ihrer
Handlanger angewendet wurde. Nach über zwölf Stunden gaben sie jedoch auf. Für
eine Weile danach gab es noch mehrfach Sabotagen an der Stromanlage, zweimal
wurde auch wieder versucht, Schlösser auszutauschen, doch dann kehrte vorerst
Ruhe ein.
Auf diesen
Räumungsversuch folgte wieder einiges an für die Eigentümer negativer Presse,
und wenig später wurden alle Räumungsklagen gegen Altmieter_innen in Häusern
von Motaev und Alaev zurückgezogen. Ein Teilerfolg, wobei sich zeigen wird, von
welcher Dauer. Nun wurde allerdings die Auseinandersetzung mit dem
Pizzeria-Kollektiv vor Gericht getragen. Scheinbar wollten sie erstmal die
größten Störenfriede los werden, bevor sie mit der Verdrängung der
Altmierer_innen möglichst unbeobachtet weitermachen können. Mehrfach wurde eine
Vertagung erreicht und der Prozess zögerte sich hinnaus. Ende Januar 2013 war
allerdings der letzte Termin, wobei der Richter anbot, sich in einem
gerichtlichen Vergleich bei gegenseitigem Forderungsverzicht über ein
Auszugsdatum zu einigen und gab dafür einen Monat Zeit.
Inzwischen ist ein
schriftliches Urteil eingelangt, dass den Eigentümern Recht gibt. Zwar gehen
wir noch mal in Berufung, sind uns aber bewusst, dass eine baldige Abweisung
sehr wahrscheinlich ist. Danach werden die Eigentümer wohl relativ schnell
einen Räumungsbescheid bekommen. Konkret kann das eine Räumung ab Mitte Juni
2013 bedeuten.
…aber wir bleiben!
Wir haben uns dagegen
entschieden, mit den Eigentümern eine Einigung zu suchen, da wir mit diesen
Leuten keine Abkommen mehr treffen wollen. Stattdessen werden wir im Haus
bleiben, bis die Staaatsgewalt kommt, um das Eigentumsrecht durchzusetzen und
uns mit Gewalt hinaus zu befördern. Wir freuen uns dabei über jede
Gesellschaft, Besuche und Unterstützung und werden natürlich versuchen, die
Räumung scheitern zu lassen. Dafür wird Hilfe von außen bitter nötig sein.
Haltet euch und andere
auf dem Laufenden, nehmt mit uns Kontakt auf, organisiert Soli-Aktionen, kommt
vorbei, und vor allem:
Kommt alle zur Räumung am Tag X!
Wir bleiben alle!