Samstag, 26. Juli 2014

26. Juli 1914

 
Die Kriegserklärung. Mit einem erfundenen Gefecht und einem mysteriösen Telegramm sieht sich Österreich im Recht. Mit gutem Willen wäre der Schlag gegen Serbien jederzeit zu stoppen gewesen. So aber treten nun die Bündnisse in Kraft.
 
Am 26. Juli 1914 ist man in den Wiener Militär- und Diplomatenkreisen einer Kriegserklärung an Serbien schon sehr nahe. Vor drei Tagen hat der österreichisch-ungarische Gesandte in Belgrad jenes Ultimatum an die serbische Regierung überreicht, für das Wiens Diplomaten und Politiker fast zwei Wochen gebraucht hatten. Am 25. Juni nun hat Serbien die fein ziselierte diplomatische Note abgelehnt. Der siebte Punkt gab den (einkalkulierten) Ausschlag: Das serbische Königreich müsse österreichische Beamte ins Land lassen, um die Hintermänner des Sarajewo-Attentats an Ort und Stelle ausfindig zu machen. Gesandter Baron Wladimir Freiherr von Giesl und seine Mitarbeiter haben Belgrad bereits verlassen.
Jetzt geht es um die möglichst rasche Mobilmachung der kaiserlichen Armee. Dazu benötigt der Generalstabschef Franz Conrad (von Hötzendorf) aber einen Auftrag bzw. eine Kriegserklärung. Informell ist sie ja schon seit 21. Juli da und den beiden Ministerpräsidenten Graf Karl Stürgkh (Österreich) und Graf Istvan Tisza (Ungarn) vertraulich zugeschickt worden. „An meine Völker“ beginnt die Proklamation Kaiser Franz Josephs: Serbien habe „den Weg der offenen Feindseligkeiten betreten . . . Diesem unerträglichen Treiben muss Einhalt geboten werden.“
Doch wie sollte ein militärischer Schlag gegen das aggressive Serbien eigentlich ausschauen? Welche Generalstabspläne gab es? Der Militärhistoriker Manfried Rauchensteiner hat die Operationspläne analysiert und schließt daraus auf eine Besetzung großer Teile des serbischen Königreichs. Danach wäre es zum „Halt in Belgrad“ gekommen, also zu einer zeitweisen Besatzung in der serbischen Hauptstadt. Endgültige Beschlüsse über Operationsrichtungen und -ziele waren aber ebenso wenig möglich wie eine Abschätzung der Truppenstärken, weil ja noch nicht klar war, ob es nur einen isolierten Krieg auf dem Balkan oder auch einen solchen gegen das russische Zarenreich geben würde.