Tini Kainrath (* 6. Juni 1968 in
Wien; eigentlich Christine Kainrath-Glaser) ist eine österreichische Musikerin
und Schauspielerin.
Der Wienerlied-Sänger Helmut
Emmersberger, der mit Tini Kainrath, Doris Windhager von den Neuwirth
Extremschrammeln und Thomas Hojsa die 1. Wiener Pawlatschen AG bildete, textete
vor dem April 2002 die Zeile der Bundeshymne „Heimat bist du großer Söhne“ in
„Großer Töchter, großer Söhne“ um. Friedrich Stickler, der damals neu bestellte
Präsident des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB), hatte für sein erstes
Länderspiel Österreich gegen Kamerun ein attraktives Rahmenprogramm versprochen
und wollte die Auftaktzeremonie vor Ländermatches durch Sologesang
„amerikanisieren“. Nachdem er zuvor ein Konzert der Rounder-Girls gesehen
hatte, beauftragte er deren Sängerin Tini Kainrath vor diesem Spiel am 17.
April 2002 im Wiener Ernst-Happel-Stadion die Österreichische Bundeshymne zu
singen. Mit Kainraths Interpretation der geschlechtergerechten Textvariante von
Emmersberger vor 32 000 Fußball-Fans im Stadion und vor mehr als einer Million
Menschen vor den Fernsehgeräten „bestand [diese Version] auf kuriose Weise den
Praxistest“ (Augustin, 03/2010). Obwohl Kainrath die betreffende Textzeile
deutlich vernehmbar sang, ist dies weder dem damaligen Bundestrainer Hans
Krankl, der beim Abspielen der Hymne dieser nach US-amerikanischer Sitte mit
rechter Hand auf dem Herzen die Reverenz erweist, noch den Verantwortlichen des
ÖFB aufgefallen. Am nächsten Tag jedoch geriet der ÖFB durch Unmengen von
Protestanrufen und E-Mails unter Druck und Präsident Stickler entschuldigte
sich öffentlich in einer Presseaussendung bei den „ZuseherN“:
„Wir
werden künftig darauf achten, dass der Text der Hymne genau eingehalten wird.
Wir waren davon nicht in Kenntnis gesetzt, die Sache tut uns leid.“
– Friedrich Stickler:
Presseaussendung zitiert nach dieStandard.at, 19. April 2002.
Am 22. April erhielt Tini
Kainrath vom ÖFB ein Schreiben mit dem Wortlaut:
„Bezugnehmend auf Ihre eigenwillige
Interpretation der Österreichischen Bundeshymne im Ernst-Happel-Stadion, die
ohne Wissen und Zustimmung des ÖFB erfolgte, möchten wir Ihnen mitteilen, dass
der ÖFB von Ihrer Vorgangsweise sehr irritiert ist und für den Fall rechtliche
Schritte gegen Sie vorbehält, sollten wir wegen Ihrer Vorgangsweise belangt
werden.“
– Österreichischer Fußballbund:
Zitiert nach Augustin, Ausgabe 03/2010
In den Tagen nach dem
Fußballspiel bedankte sich die damalige Wiener Stadträtin Renate Brauner (SPÖ)
mit einem Strauß Blumen bei Tini Kainrath für die Aktion. Nach Kainraths
Darstellung bekam sie selbst „auf der Straße […] von den Leuten nur positive
oder witzige Reaktionen.