Rechtsextremen-Angriff auf Migrantenverein: Anklage fertig
MARIA STERKL
6. Mai 2014, 12:30
30 rechte Hooligans waren ins Ernst-Kirchweger-Haus
eingedrungen - zwei Vereinsmitglieder mitangeklagt
Im Fall jener 30 rechtsextremen Hooligans, die am 27. Oktober
2013 die Räume eines türkischen Vereins und der kommunistischen
Gewerkschaftsfraktion KOMintern im Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Favoriten
gestürmt und einen Gewerkschaftsaktivisten verprügelt hatten, liegt nun eine
Anklage vor: Neun Männer werden laut Strafantrag des Hausfriedensbruchs und der
leichten Körperverletzung beschuldigt - darunter auch zwei Mitglieder von
KOMintern und des türkischen Vereins.
Mit Besenstielen bewaffnet
Zum Hintergrund: Am Tag des Wiener Derbys brachen 30
Mitglieder des von der Austria nicht anerkannten Austria-Fanclubs
"Unsterblich" mit abgebrochenen Besenstielen bewaffnet ins
Ernst-Kirchweger-Haus ein, um in die Räume des türkischen Vereins ATIGF
vorzudringen. Sie prügelten laut Anklage auf KOMIntern-Mitglied Rudolf F. ein,
konnten danach aber von mehreren Vereinsmitgliedern vertrieben werden
(derStandard.at berichtete). F. trug eine Schädelprellung, eine leichte
Gehirnerschütterung und eine Rissquetschwunde im Gesicht davon.
Die Polizei nahm daraufhin neun Verdächtige fest, sieben von
ihnen waren vorbestraft, zwei davon wegen nationalsozialistischer
Wiederbetätigung. Sie wurden auf freiem Fuß angezeigt. Sieben der neun
Verdächtigen sind nun wegen Hausfriedensbruchs angeklagt, einer zusätzlich auch
wegen leichter Körperverletzung.
Angeklagt sind jedoch auch zwei Mitglieder von KOMintern -
sie hatten die Angreifer aus dem Haus vertrieben und verfolgt, der
erstangeklagte "Unsterblich"-Hooligan wurde dabei leicht verletzt.
Bei der Gewerkschaft sorgt das für Ärger: Die Angreifer hätten gezielt den Raum
des türkischen Vereins angestrebt - wären sie nicht in die Flucht geschlagen
worden, hätten sie wohl Schlimmeres angerichtet, sagt KOMintern-Sekretär,
Gerhard Mack.
Keine Anklage wegen Wiederbetätigung
Die Staatsanwaltschaft hatte auch wegen Wiederbetätigung
ermittelt, dieser Vorwurf findet sich im Strafantrag jedoch nicht wieder.
Einige "Unsterblich"-Mitglieder seien beim Vorführen des Hitlergrußes
nahe dem EKH beobachtet worden, so Mack.
"Unsterblich" ist ein militanter, als rechtsextrem
eingestufter Verein. Er ist in der Vergangenheit immer wieder durch
einschlägige Symbole wie die NS-Reichkriegsflagge und den SS-Totenkopf, aber
auch durch seine Gewaltbereitschaft aufgefallen (derStandard.at berichtete).
Bei einem Spiel der Austria gegen Athletic Bilbao kam es zu einem Platzsturm,
der maßgeblich von "Unsterblich"-Mitgliedern ausgegangen war. Im Jahr
2013 schloss die Vereinsleitung der Austria den Fanclub "Unsterblich"
aus, im Jänner 2014 wurden zudem Hausverbote verhängt. (Maria Sterkl,
derStandard.at, 6.5.2014)