Mittwoch, 12. Februar 2014

Richard Bernaschek und der 12. Februar 1934

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Zu den Vorereignissen des 12. Februar 1934 gehört, dass die Polizei immer wieder illegale Waffentransporte aus der Tschechoslowakei und Waffenlager feststellt hatte. So wurde am 24. Januar 1934 in Schwechat ein großes Waffenlager mit Gewehren, Maschinengewehren, Handgranaten und größeren Mengen Sprengstoff ausgehoben. Der Sprengstoff hätte ausgereicht, um die Regierungsgebäude der Wiener Innenstadt von der Kanalisation aus in die Luft zu sprengen, wie dies auch von Major Eifler in dem Kriegsplan des Schutzbundes vorgesehen war.  Auch das „Hotel Schiff“ und andere Stützpunkte des Republikanischen Schutzbundes waren bereits 1931 nach Waffen durchsucht worden und die Parteiführung unter Gruber hatte auf den Abtransport der Waffen kaum reagiert. Sogar noch am 10. Februar 1934 hatte es eine Waffensuche in Steyr gegeben, bei der ein Betriebsobmann kurzfristig verhaftet worden war, ohne dass dies weiterreichende Folgen gehabt hätte.
Bernaschek hatte sich am 11. Februar 1934 mit seinen engsten Mitstreitern (Ludwig Bernaschek, Ferdinand Hüttner, Otto Huschka, Franz Schlagin, Franz Schrangl und Josef Glasner) beraten und sich entschlossen, es war im Übrigen ein Faschingssonntag, bei einer Waffensuche am Montag mit „gewaltsamen Widerstand ... und in Fortsetzung des Widerstandes zum Angriff“ zu reagieren. „Dieser Beschluß ist unabänderlich“, so fügte er noch in seinem Brief an die Leitung der Sozialdemokratischen Partei hinzu.  Dieser Brief wurde mit einer handschriftlichen Notiz Bernascheks mit dem Inhalt „Waffensuche provozieren“ im Hotel Schiff aufgefunden. Bereits in der Nacht vom 11. zum 12. Februar hatte er Befehl gegeben, strategisch wichtige Punkte in und um Linz zu besetzen (Gastwirtschaft „Jägermeier“ am Freinberg, Spatzenkogel, Diesterwegschule, Petrinum, Gaswerk, Wirtschaftshof, Eisenbahnbrücke, Kaplanhof). Wie aus den Erinnerungen des Sicherheitsdirektors Hammerstein-Equord hervorgeht, waren zwar Waffensuchen geplant, jedoch wusste die Exekutive nicht, wo zu beginnen sei; gedacht war an das Parkbad, wo das Ausladen verdächtiger Kisten beobachtet worden war. Durch ein merkwürdig verschlüsseltes Telegramm („Der Tante geht es gut, die Ärzte und der Onkel Otto sind der Meinung, daß man nichts unternehmen dürfe. Bernaschek soll sofort nach Wien kommen.“), das für eine Adresse im Hotel Schiff bestimmt war, aufmerksam gemacht, geriet nun das Parteiheim des Sozialdemokraten in den Focus der Aufmerksamkeit. Hammerstein rief daraufhin Viktor Benz, den Polizeidirektor von Linz an, der neben dem Hotel Schiff wohnte und der dort selbst während der Nacht auffällige Transporte festgestellt hatte. Damit stand fest, wo am nächsten Tag mit der Waffensuche begonnen werden sollte.
Bernaschek hatte bekanntlich bei seiner Entscheidung die Leitung der Sozialdemokratischen Partei von Oberösterreich nicht informiert. Das Signal von der Parteileitung aus Wien war aber eindeutig: Man wollte keinen Aufstand. Hinzu kommt als besondere Tragik, dass in dem Landtag von Oberösterreich die drei Parteien (Christsoziale, Sozialdemokraten, Großdeutsche) demokratisch gewählt waren und in einer Proporzregierung unter Leitung von Landeshauptmann Schlegel mehr oder minder gedeihlich zusammenarbeiteten. Der Landtag war also trotz der Lage auf Bundeseben noch ein Hort der Demokratie und der Aufstand wurde infolge der Ereignisse vom 12. Februar genutzt, um diese letzte Bastion der Demokratie abzuschaffen.
Gegen 7.00 Uhr begann die Polizei mit etwa 30 Polizisten unter Führung der Polizeioffiziere Hofer und Petrich mit der Durchsuchung. Bernaschek ersuchte noch um 7.15 Uhr den Landeshauptmann Dr. Josef Schlegel um Intervention, dieser konnte den Ablauf aber nicht mehr stoppen, da er nicht mehr für das Sicherheitsreferat zuständig war. Kurz darauf drang die Polizei in das Hotel Schiff ein und es wurden Bernaschek und zwei weitere Sozialdemokraten um 7.45 verhaftet und aus dem Gebäude zum Arrestantenwagen geführt. Bernaschek versuchte auf der Straße zu flüchten, wurde aber schnell wieder gestellt und festgenommen. Nach der Festnahme von Bernaschek kam es zu einem Schusswechsel zwischen einem im oberen Stockwerk verschanzten MG-Schützen und der Polizei. Im Zuge der weiteren Kämpfe, die erst gegen die Mittagszeit und unter Einsatz des Bundesheeres beendet wurden, wurde der MG-Schütze Rudolf Kunz getötet.
Vor seiner Verhaftung hatte Bernaschek noch die Schutzbündler in Steyr, Wels, Vöcklabruck und im Kohlerevier alarmiert und zu den Waffen gerufen. Zugleich versuchte er, belastende Schriftstücke zu vernichten. In Oberösterreich brachen daraufhin schwere Kämpfe auf, die durch die Exekutive (Bundesheer, Gendarmerie, Assistenztruppen) erst bis zum 13. Februar niedergeschlagen werden konnten. Auch in Wien und anderen Bundesländern brachen Aufstände aus, bis zum 15. Februar war die Ruhe wieder hergestellt. Diese Kämpfe gingen als Februaraufstand 1934 oder „Österreichischer Bürgerkrieg“ in die Geschichte ein. Es wurde jedoch kein Generalstreik ausgerufen und sogar die dem Republikanischen Schutzbund nahestehenden Gewerkschaften der Eisenbahner und der Postler griffen nicht in das Geschehen ein. Zudem erwies sich auch die Exekutive gegenüber dem Staat als loyal und die erwarteten Überläufer gab es nicht.
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