Rund 30 Personen haben am vergangenen Sonntag in Wien Räumlichkeiten linker und migrantischer Organisationen angegriffen. Zu den Angreifern sollen rechtsradikale Fans des Fußballklubs Austria Wien gehören. Der Verein spricht von einer „gewissen Form des Radikalismus“.
Von Nicole Selmer
Das Ernst-Kirchweger-Haus liegt im Wiener Bezirk Favoriten, das besetzte Gebäude beherbergt unter anderen die Vereinsräumlichkeiten des Vereins ATIGF, der sich für wirtschaftliche und demokratischen Rechte von EinwanderInnen einsetzt. Auch die kommunistische Gewerkschaft KOMintern trifft sich dort. Beide wurden am vergangenen Sonntag offenbar zum Ziel eines Angriffs rechter Fußballfans.
Rassistischer Hintergrund
Rund 30 Männer sollen nach Berichten von Augenzeugen das Haus gestürmt, im Treppenhaus ein KOMintern-Mitglied verletzt und dann versucht haben, die Räume von ATIGF zu attackieren. Das allerdings misslang, die Angreifer wurden aus dem Haus gedrängt. Die Polizei wurde alarmiert und nahm neun der Männer fest. Eine Polizeisprecherin bestätigte, was schon am Sonntagabend in ersten Berichten zu lesen war: Unter den Angreifern und Festgenommenen befinden sich Mitglieder der Fangruppe „Unsterblich“ von Austria Wien. „Unsterblich“ ist bereits mehrfach durch rechtsradikale Aktionen und Parolen auffällig geworden. Am Montagnachmittag um 17 Uhr fand eine Kundgebung gegen den Angriff statt, den die Grüne Parlamentsabgeordnete Alev Korun als „einen neuen Höhepunkt des Rassismus“ bezeichnete.
Rund 30 Männer sollen nach Berichten von Augenzeugen das Haus gestürmt, im Treppenhaus ein KOMintern-Mitglied verletzt und dann versucht haben, die Räume von ATIGF zu attackieren. Das allerdings misslang, die Angreifer wurden aus dem Haus gedrängt. Die Polizei wurde alarmiert und nahm neun der Männer fest. Eine Polizeisprecherin bestätigte, was schon am Sonntagabend in ersten Berichten zu lesen war: Unter den Angreifern und Festgenommenen befinden sich Mitglieder der Fangruppe „Unsterblich“ von Austria Wien. „Unsterblich“ ist bereits mehrfach durch rechtsradikale Aktionen und Parolen auffällig geworden. Am Montagnachmittag um 17 Uhr fand eine Kundgebung gegen den Angriff statt, den die Grüne Parlamentsabgeordnete Alev Korun als „einen neuen Höhepunkt des Rassismus“ bezeichnete.
Es war offenbar auch nicht der erste Angriff der Gruppe auf das EKH, bereits vor sechs Monaten soll es einen ersten Versuch gegeben haben. In beiden Fällen besteht ein enger zeitlicher Zusammenhang zum Wiener Derby zwischen Austria Wien und dem SK Rapid – das EKH liegt am Reumannplatz und damit auf dem Anreiseweg zum Stadion der Austria in Favoriten.
Der Verein reagierte am Montag mit einer Stellungnahme, distanzierte sich von „Unsterblich“ und ließ mitteilen, dass man der Gruppe im Januar 2013 den offiziellen Status als Fanklub entzogen habe. Zwar sei „eine gewisse Form von Radikalismus im Stadion“ vorhanden gewesen, diesbezügliche Vorfällen lägen jedoch schon lange zurück. Aktuell seien 20 Stadionverbote ausgesprochen, weitere würden folgen, wenn entsprechende Angaben über die Täterschaft vorlägen.
Theorie und Praxis
Was in der Theorie der Presseerklärung funktionieren mag, nämlich die Distanzierung des Vereins von „Unsterblich“, stellt sich in der Praxis des Stadionalltags etwas weniger geradlinig dar. „Transparente der Gruppierung werden in der Generali-Arena nicht toleriert“, so gibt wienorf.at den Austria-Geschäftsführer Markus Kraetschmer, der sich und seinen Klub als „Unsterblich“-Opfer wähnt: „Wir wissen aber, dass diese Leute immer wieder versuchen werden, dem Verein zu schaden oder ihre Gesinnung nach außen zu tragen.“ Für das Derby am Sonntag mag es stimmen, dass Transparente der Gruppe nicht zu sehen waren – schließlich erfolgte der Überfall mit anschließender Festnahme rund zwei Stunden vorher. Beim Auftritt in der Champions League am Dienstag gegen Atletico Madrid jedoch war ein Transparent der “Unsterblich” nahestehenden “Ultras Sur Wien” dabei – in Sichtweite des Ordnerdienstes. [Hinweis: Passage editiert, danke für die Hinweise]
Was in der Theorie der Presseerklärung funktionieren mag, nämlich die Distanzierung des Vereins von „Unsterblich“, stellt sich in der Praxis des Stadionalltags etwas weniger geradlinig dar. „Transparente der Gruppierung werden in der Generali-Arena nicht toleriert“, so gibt wienorf.at den Austria-Geschäftsführer Markus Kraetschmer, der sich und seinen Klub als „Unsterblich“-Opfer wähnt: „Wir wissen aber, dass diese Leute immer wieder versuchen werden, dem Verein zu schaden oder ihre Gesinnung nach außen zu tragen.“ Für das Derby am Sonntag mag es stimmen, dass Transparente der Gruppe nicht zu sehen waren – schließlich erfolgte der Überfall mit anschließender Festnahme rund zwei Stunden vorher. Beim Auftritt in der Champions League am Dienstag gegen Atletico Madrid jedoch war ein Transparent der “Unsterblich” nahestehenden “Ultras Sur Wien” dabei – in Sichtweite des Ordnerdienstes. [Hinweis: Passage editiert, danke für die Hinweise]
Das Ende der Pressemitteilung des Vereins zeigt deutlich, warum die Distanzierung so wenig aussagekräftig bleibt: „Als Austria haben wir ebenfalls klare Spielregeln aufgestellt, die heißen: ‚Keine Politik, keine Pyrotechnik und keine Gewalt im Stadion.‘“ Zur „gewissen Form von Radikalismus“, die nicht klar beim Namen Rechts- genannt wird, gesellt sich so auch noch eine vollkommen zusammenhanglose Vermischung mit dem Thema Pyrotechnik. Auf politischen Botschaften von „Unsterblich“ im Stadion und außerhalb braucht es klare politische Antworten, von Fans wie vom Verein. Wer sich der illusorischen Vorstellung hingibt, die Politik aus dem Stadion heraushalten zu können, öffnet immer auch die Tür nach rechts.
Alle Artikel aus der Rubrik Fußball.
Ergänzung: heute bekundeten etwa 300-400 Menschen ihre Solidarität mit der ATIGF und dem EKH. Für Wiener Verhältnisse war ein sehr breites Spektrum an Menschen vertreten, von denen viele nach Abschluss der Solidaritätskundgebung sich noch spontan auf den Weg machten, um die – ebenfalls im 10. Bezirk gelegene – Stammkneipe von “Unsterblich” zu besuchen. Diese wurde von der Polizei allerdings deutlich besser geschützt als das EKH gestern oder beim Angriff im Frühjahr, so dass sich die Menge alsbald zerstreute.
Die Reaktion von Austria Wien passt im Übrigen perfekt ins österreichische Stimmungsbild. Nazis gibt es nach offizieller Lesart nicht (vgl. den aktuell in Oberösterreich stattfindenden Prozess gegen die Kameradschaft “Objekt 21″, bei der in erster Linie die Aussagen von “Kronzeugen” – und nicht polizeiliche Ermittlungen – den neonazistischen Charakter der Gruppierung ans Licht bringen), und Rassist_innen sind längst salonfähig; der FPÖ sei “Dank”. So salonfähig, und das sage ich aus eigener Anschauung, sind sie in Deutschland noch lange nicht.
Also wenn das stimmt stehen wir vor einem neuen Krieg "Hooligans gegen Migranten" wie in den späten 90ern als ein Austriafan beim Schlichten eines Streites vor dem ATRIUM, heute Club Ost von Türken erstochen wurde. Danach gings auch eine ganze Weile lang ab.
http://www.publikative.org/2013/10/28/gewisser-radikalismus-angriff-von-nazihools-in-wien/
http://tvthek.orf.at/programs/1225-ZIB-24
http://www.publikative.org/2013/10/28/gewisser-radikalismus-angriff-von-nazihools-in-wien/
http://tvthek.orf.at/programs/1225-ZIB-24