Donnerstag, 20. September 2012

Jaja die Piraten - Jack Sparrow wirds freuen.....

Piratin lässt illegalen Download ihres Buchs löschen


19.09.2012, 11:04

Piratin lässt illegalen Download ihres Buchs löschen (Bild: dapd)
Foto: dapd
 

Ausgerechnet eine führende Politikerin der deutschen Piratenpartei, die gegen die Vorstellung von geistigem Eigentum und das strenge Urheberrecht eintritt, geht gegen illegale Downloads vor. Julia Schramm will damit ihr neues Buch "Klick mich. Bekenntnisse einer Internet- Exhibitionistin" schützen - im Netz hagelt es nun Vorwürfe der Doppelmoral.
Man nehme: Ein kleines Profilbild, ein paar markante Sprüche, fertig ist die virtuelle Identität. Sehr viel schwieriger ist es, diese mit der eigenen Persönlichkeit in Deckung zu bringen, authentisch mit Leben zu füllen. Von dieser Schwierigkeit handelt das erste Buch von Julia Schramm .
Die Berlinerin breitet ihr Leben im Internet aus. Als sie Anfang des Jahres auf Twitter ihre Verlobung mit dem Berliner Piraten- Abgeordneten Fabio Reinhardt bekannt gab, wurde sie in einer Schlagzeile als "Piratenbraut" bezeichnet. Sie hat geholfen, das Schlagwort "Post- Privacy" bekannt zu machen, und den Schutz der Privatsphäre als überholt bezeichnet. Bald darauf ließ sie sich umstimmen und akzeptierte, dass Datenschutz auch wichtig ist.

"Privilegienmuschi" im philosophischen Netz

Für die "Politologin, Publizistin, Piratin im Bundesvorstand, Provokateurin, Privilegienmuschi und Feministin" - so der Klappentext - ist das Netz ein "Flechtwerk elektronischer Impulse", in dem Gedanken zu Pixeln werden, jeden Tag neu, oft auch ohne Bezug zueinander. Es geht um die Angst vor der Bedeutungslosigkeit ebenso wie die "seltsame Distanz" zu Nachrichten aus aller Welt, ungehinderte Kommunikation, Wissen und eine Flut an Informationen.

Illegaler Buch- Download gestoppt

Wie viele Piraten tritt auch Schramm eigentlich gegen die Vorstellung vom geistigen Eigentum ein, das die Grundlage für das bisherige Urheberrecht bildet. Als aber am Erscheinungstag ihres Buchs eine frei verfügbare Kopie im Netz auftauchte, war diese nach wenigen Stunden wieder verschwunden. Stattdessen ist auf der Webseite des US- Anbieters nur noch ein Hinweis zu sehen: "Diese Datei ist nicht länger verfügbar aufgrund eines Löschgesuchs von Julia Schramm, Autorin der Verlagsgruppe Random House, gemäß Digital- Millennium- Copyright- Gesetz."

Piraten- Parteiprogramm als Stolperstein

Der Link war im Internet rasch verbreitet worden - mit einem Hinweis auf einen Absatz im Parteiprogramm der Piraten: "Daher fordern wir, das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern, um die allgemeine Verfügbarkeit von Information, Wissen und Kultur zu verbessern, denn dies stellt eine essenzielle Grundvoraussetzung für die soziale, technische und wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Gesellschaft dar."

Holprige Erklärung

Dass nun Schramms Buch ebendiesen von den Piraten aufgestellten Grundsätzen nicht unterliegt, sorgt im Netz für reichlich Häme. Schramm hat sich gegenüber Süddeutsche.de inzwischen dazu geäußert. Der Verlag habe dafür gesorgt, dass der illegale Download verboten wurde, so Schramm. "Ich lehne nicht das Urheberrecht, sondern den Begriff des geistigen Eigentums ab, weil er ein Kampfbegriff ist", so die etwas holprige Erklärung. Immerhin verwarne man die Nutzer vorerst nur, statt - wie sonst üblich - 700 Euro für die Piraterie zu verlangen. Dies sei ein "Zeichen in der politischen Debatte".

"Jetzt krakeelt eben wieder der Mob"

Die heftigen Reaktionen der Internetgemeinde - landläufig als Shitstorm bezeichnet - seien "erwartbar und eigentlich traurig", so Schramm. "Jetzt krakeelt eben wieder der Mob." Dass Schramm mit diesen Aussagen ihre Glaubwürdigkeit in der eigenen Partei und der kopierfreudigen Piraten- Wählerschaft wiederhergestellt hat, darf bezweifelt werden. Immerhin hatte die Piratin das Urheberrecht noch im April in einem Podcast als "ekelhaft" bezeichnet, wie "Spiegel Online" berichtet. Im Mai schrieb Schramm überdies in einem offenen Brief an Musiker und Autoren, die sich für das Urheberrecht eingesetzt hatten: "Lassen Sie mich Ihnen vorweg sagen: Sie werden den Kampf verlieren. So oder so."

http://www.krone.at/Digital/Piratin_laesst_illegalen_Download_ihres_Buchs_loeschen-Doppelmoral-Story-334739