Wenn man sich die diversen
Ultraseiten in Österreich und vor allem Deutschland anguckt entdeckt man
unzählige Stellungnahmen, Richtig- bzw. Klarstellungen oder sonstige Statements
zu für die jeweiligen Szenen bedeutende Ereignisse. Viele diese Stellungnahmen
erfolgen nach Aktionen, die in der Öffentlichkeit, also bei "Otto
Normalverbraucher" (um es mit einer deutschen Umschreibung zu sagen) nicht
allzu gut ankommen, wenn die Gruppe/Szene also "Scheisse baut". Egal
ob es jetzt Pyroaktionen, Platzstürme, Raststattplünderungen oder schlicht und
ergreifend überzogene Kontrollen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit
seitens der Polizei sind, man versucht sich zu rechtfertigen oder zu äussern.
Diese Elaborate sind ja meist gut geschrieben, in sich schlüssig und auch im
Kern richtig, meist sogar mit einer kritischen Selbstreflexion, nur - sie
ändern nichts. Kein Medium hat sich bisher durch solche Schreiben in
irgendeiner Weise beeinflussen lassen, keine staatliche Organisation hat sich
bisher davon beeindrucken lassen. Sprich - ohne eine Lobby, ohne einen
politischen Rückhalt (den alle anderen Institutionen und Vereine ja haben) wird
sich da auch nichts ändern. Insoferne sind solche Stellungnahmen natürlich ein
verständlicher Akt des Frustabbaus, ändern werden sie aber weder das Verhalten
der Fans noch der Exekutive bzw. der Medien. Warum auch ? In Wirklichkeit
beliefert man sich ja gegenseitig, die Fans setzen Taten - Stichwort Fankultur
- und die Medien haben ihre Schlagzeilen. Natürlich wäre es vermessen zu behaupten,
die Medien steuern dies (oder geben sie in Auftrag) aber eine gewisse Art von
Selbstdarstellung der Gruppen spielt den Medien - und auch dem Staat
(Überwachung) in die Hände.
Klar ist natürlich, dass - auch
wenn die Fangruppen sich absolut zahm und obrigkeitshörig verhalten würden -
der Staat gewisse Dinge einführen würde, es wäre für ihn halt nur einfach
schwieriger. In der heutigen "Informationszeit", wo jeder jederzeit
und über alles informiert sein will ist dies eigentlich selbsterklärend. Man
nehme sich nur die sozialen Netzwerke: irgendwer schreibt da - anonym - einen
Stuss hinein, bestes Beispiel die Sache mit dem angekündigten Innsbrucker
Platzsturm, welchen die Medien aufgegriffen und genüsslich ausgeschlachtet hat
und die staatlichen Organe haben eine Handhabe, jeden Fan unter Generalverdacht
zu stellen, weil einfach nicht herauszufinden ist, WER jetzt für den Eintrag
oder die Aufforderung verantwortlich ist bzw. einfach die Ressourcen des
Staates dafür nicht ausreichen. Ausserdem muss man ja auch an und ab mal den
Aufwand, den ein Überwachungsstaat kostet, rechtfertigen. Das subjektive
Sicherheitsbedürfnis des Einzelnen soll so befriedigt werden.
Dies ist deshalb auch so falsch,
da - die Vergangenheit hat es ja gezeigt - damit keine einzige Ausschreitung,
kein Platzsturm, kein Pyrozünden verhindert werden konnte. Manchmal standen die
hochbezahlten, gut geschulten Polizisten sogar tatenlos daneben und liessen die
Sache eine Zeit lang laufen, manchmal provozierte die Polizei die
Ausschreitungen erst mit ihrem "Zero Tolerance" Konzept bzw. mit
willkürlichen Einschränkungen der persönlichen Bewegungsfreiheit bei
Auswärtsfans.
Daher sind solche Stellungnahmen höchstens eine Chronik der Ereignisse
aus Sicht der Fans - an der Situation ändern wird sich nichts. Wir werden daher
keine Stellungnahmen (mehr) schreiben, und unsere Gedanken - so wie hier - nur
mehr sehr sparsam veröffentlichen. Wer uns kennenlernen will, unsere Gedanken
erfahren will oder uns einfach erleben will der muss sich in die Kennergasse
begeben, wo wir stattfinden.