Sonntag, 30. September 2012

Der Ballesterer - Ein Qualitätsmagazin ?


 
Schade !

Ich bin ein begeisterter Leser des Ballesterers gewesen - ja gewesen. Denn der Artikel über die Wiener Viktoria kann ja nur ein schlechter Witz sein, im Stile bezahlter Propaganda geschrieben. Schlecht recherchiert wird die Viktoria hier als ein Verein geschildert, der mit wenig Mittel von einer grauen Maus zu einem Kultverein avanciert ist. Kein Wunder, dass dieses Bild entsteht wenn man Fantasiezuschauerzahlen angibt, die den baulichen Gegebenheiten des Platzes nicht entsprechen. Viktoria hat laut Eigenangaben 380 Kinder, die auf einen Platz trainieren müssen, der nichteinmal für einen 1. Klasse Verein gut ist. Andererseits kann man mit diesem aufgeblasenen Nachwuchsbetrieb natürlich auch einiges finanzieren, denn gratis ist das Training bei der Vik sicher nicht. Da springt schon ein sechsstelliger Betrag netto heraus, der in das höchste Budget fliesst, welches ein Stadtligaverein hat. Dazu eine Werbemaschine mit zwei Fussballikonen und fertig ist "RED BULL Viktoria" (nicht Meidling, da es in diesem Bezirk, siehe Eibesbrunnergasse, viele andere Vereine gibt, die genausoviel Tradition aber weniger Medieninteresse haben). Oder wurde nachrecherchiert, wieviel Toni Polster dafür verdient, dass er seinen Namen hergibt (trainieren tut die Vik ja sein Co) ? Nein ? Warum nicht ? Zynisch wird in dem Artikel vermerkt, dass es ja auch jedem anderen Verein möglich gewesen wäre, Toni einen Trainerjob zu geben. Zu welchen Konditionen wird verschwiegen. Ebenso, dass Toni Polster eigentlich bei ASV 13 tätig war, als er abgeworben wurde und eine Zeitlang zweigleisig fuhr, in derselben Liga versteht sich.
 
 
Klingt nach Neid, ist es aber nicht. Höchstens dahingehend, dass Viktoria wohl als erster Verein im Wiener Unterhaus eine derartige Plattform in diesem Heft erhalten hat. Erfolg macht sexy, dass haben auch die "Ballesterer" Redakteure erkannt und danach gehandelt. Das Blatt muss sich nämlich verkaufen und Geschichten a la "Sonntags-Krone" tragen dazu bei. Leider ist guter Journalismus heute auch schon nur mehr so gut wie es die wirtschaftlichen Gegebenheiten diktieren.
 
 
Wann hätte zum Beispiel Stadlau - nächstes Jahr 100 Jahre alt und schon mal Bundeslegist - so eine Story bekommen. Oder der FAVAC. Oder der NAC, die Austria XIII bzw. einer der ältesten Vereine Österreichs, die Slovan HAC, die es immerhin seit 1902 gibt und deren Geschichte wohl eine der faszinierendsten ist, die es in Wien zu berichten gibt. Oder sonst ein anderer Verein ? Nein es ist ein Verein, den es sportlich erst seit vier Jahren gibt, der mit riesigen Finanz- und Werbeaufwand erst im dritten Anlauf den Sprung in die Stadtliga geschafft hat (einmal war Aspern - mit einem Minibudget, ein anderes Mal die Austria XIII besser) bekommt hier eine Plattform. Hoffen wir, dass sie dann auch einen grossen Artikel gewidmet bekommen, wenn sie wieder in der Versenkung verschwinden mit ihren Luftschlössern, Erfolgsfans - und damit meine ich nicht die altgedienten Viktorianer - und ihrem Propagandaminister namens Toni Polster. Vielleicht sollte der Ballesterer ihn einen Kolumnistenjob geben. Erfolg garantiert. Oder nicht ?
 
 
P.S: Wir brauchen keine Viktoria, wir brauchen keinen Toni Polster um Zuschauer am Platz zu haben.